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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

meiner Hinkunft seine Hülfe an und lud mich ein, bei ihm zu logiren. Ich nahm das mir sehr willkommene Anerbieten an, da Herr Hartogs mit allen Fabriken, die ich besuchen wollte, genau bekannt und überhaupt in Paris ebenso zu Hause war, wie in seinem Zimmer.

Als ich einige Zeit nach unserem Zusammentreffen in Deutschland in Paris ankam, wurde ich von Herrn Hartogs mit der größten Liebenswürdigkeit aufgenommen. Er führte mich in seine Junggesellenwohnung, die mit der Ordnung eines Schmuckkästchens eingerichtet war, und stellte mir zwei allerliebste Zimmer zur Disposition. Er öffnete einen Wandschrank, der Weine und Liköre von allen Sorten enthielt, und ersuchte mich, davon Gebrauch zu machen, wenn ich wolle. Er öffnete einen andern geräumigen Wandschrank, in welchem er eine Seite für meine Kleider freigemacht hatte. Als ich dieselben hineinhing, schlug ich zufällig einen dort hängenden schwarzen Frack auf und war nicht wenig erstaunt, denselben mit fünfzehn Orden und Medaillen decorirt zu sehen. Als ich Herrn Hartogs fragte, ob das sein Frack sei? erröthete er verlegen und sagte leichthin:

„O, den zieh’ ich nur an, wenn es Vorschrift ist – bei officiellen Gelegenheiten.“

Auf näheres Befragen erfuhr ich denn, daß Herr Hartogs der Sauveteur-Gesellschaft angehört, welche in ganz Frankreich verbreitet ist und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen zu belohnen, welche sich sowohl durch Lebensrettungen, wie durch Wohlthätigkeit oder sonstige menschenfreundliche Handlungen besonders ausgezeichnet haben.

In einem Werk, welches die Biographien hervorragender Helden dieser Gesellschaft enthält, nimmt unser braver Aachener Landsmann fünf oder sechs Seiten ein. Er hat eine Menge Personen mit Lebensgefahr vom Tode gerettet, sowohl aus Wasser wie aus Feuer etc.. Das Feuer und wild gewordene Pferde scheinen seine besondere Specialität zu sein. Feuersbrünste scheinen förmlich auf ihn zu warten, nicht nur in Paris, sondern auch in Orten, wohin er zufällig kommt. Unter den Orden, die ihm als anerkannte Auszeichnung ertheilt wurden, sind französische, belgische und sogar ein ägyptischer, der ihm verliehen wurde, weil er dem jetzigen Khedive, als mit dessen Wagen die Pferde durchgingen und er in das Wagengewühl hinausgeschleudert wurde, das Leben gerettet. Der Kaiser Napoleon der Dritte, der Leute wie Hartogs zu schätzen wußte, zeichnete ihn aus, und die Pariser gaben ihm den Namen „der Schlittschuhläufer des Kaisers“, weil dieser auf dem Eise sich viel mit ihm unterhielt und ihm den Stuhlschlitten der Kaiserin und den jungen Prinzen anvertraute, letzteren, um ihn das Schlittschuhlaufen zu lehren. Der Kaiser sandte Herrn Hartogs als Anerkennung ein sehr schönes Silberservice mit seinem Namenszug.

Herr Hartogs ist ein Mann von nahezu sechszig Jahren, von mittlerer Größe und gar nicht besonders kräftig gebaut. Um so mehr erstaunt man über die in den obenerwähnten Biographien und Diplomen erwähnten Heldenthaten; aber noch mehr über die Bescheidenheit, mit welcher er von dieser Dingen redet. Daß er nicht immer unverletzt aus all diesen Gefahren hervorging, kann man sich wohl denken: allein trotzdem besorgt er sein Geschäft mit der größten Pünktlichkeit und Gewissenhaftigkeit und macht darin keinen Unterschied, ob er eine fünf Franken kostende Kleinigkeit oder die Einrichtung eines Palais zu besorgen hat. Ich habe im Leben viele tüchtige Leute kennen gelernt, allein wenige, auf deren Achtung und Freundschaft ich so stolz bin, wie auf die unseres originellen und in jeder Hinsicht unserem Vaterlande Ehre machenden Landsmannes Ferdinand Hartogs.

Corvin.




Glück.

Glück ist wie ein Sonnenblick;
Niemand kann’s erjagen,
Niemand von sich sagen,
Daß er heut’ und alle Frist

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Ohne Wunsch und glücklich ist.


Glück ist wie ein Sonnenblick;
Erst wenn es vergangen,
Erst in Leid und Bangen
Denkt ein Herz und fühlt es klar,
Daß es einmal glücklich war.

Martin Greif.




Kleiner Briefkasten.

Mehreren Fragestellern zur Antwort. Der in dem Artikel „Unser Schlafzimmer“ (Nr. 40, 1878) erwähnte Wolpert’sche Rauch- und Luftsauger ist beschrieben und abgebildet in den Broschüren des Eisenwerkes Kaiserslautern (Rheinpfalz) 1878, wo dergleichen angefertigt und vorräthig gehalten werden. Außerdem ist er besprochen in der Zeitschrift des „Vereins deutscher Ingenieure“ 1868, Pag. 96 ff. und in der Zeitschrift des „Baierischen Architekten- und Ingenieurvereins“ Jahrg. 1869, Pag. 54.


K. in Br. Lesen Sie Nr. 38, 1878 (Blätter und Blüthen) nach!

O. P. in O. Nicht geeignet. Ihre Adresse?

Alte Abonnentin in Görlitz. Wenden Sie sich an Prof. Dr. Pick in Prag!

G. L. in L. Der in unserer Nr. 3 erwähnte Aufruf des „Lette-Vereins“ zur Begründung einer „Louise-Büchner-Stiftung“ ist inzwischen erschienen, und sind Beiträge unter Anderem an den Schatzmeister des Vereins, Herrn Martin Stettiner, Berlin W., Charlottenstraße 48, zu senden.

K. in Wien. Verfasser unbekannt. Das Gesandte steht zu Ihrer Verfügung.

L. L. in Hamburg. Bei der großen Zahl uns zugehender Beiträge sind vier Wochen wahrlich keine lange Wartefrist. Wir können im Allgemeinen über Annahme oder Ablehnung eines umfangreicheren Manuscriptes nicht früher entscheiden als nach Ablauf von fünf bis sechs Wochen. Nur Beiträge von tagesgeschichtlicher Bedeutung finden eine schnellere Erledigung.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_108.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)