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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

Die Bergrücken des Hochlandes sind steil und scharfkantig und steigen oft mauerähnlich 100 bis 135 Meter hoch empor. Ueber diese Wände hinaus ist die Oberfläche des Landes bis zu den höchsten Gipfeln mit der prächtigsten Vegetation bedeckt, die in ihrem üppigen Wachsthum durch zahlreiche, überall von den Bergen herabrieselnde Bäche gefördert wird. Da, wo die Thäler ausmünden, hat sich gewöhnlich ein fruchtbares Flachland gebildet, das sich bisweilen meilenweit landeinwärts erstreckt, ehe es den Fuß des Hochgebirges erreicht. Die Insel hat an der Südseite einen vortrefflichen Ankerplatz, den Hafen Pago-Pago, der sich tief in das Innere erstreckt. Der schmale, flache Rand der Bucht ist mit schönen Pflanzungen und prächtigen Cocoshainen bedeckt.

Der Hafen, nach den jüngsten Verträgen Eigenthum der Vereinigten Staaten von Nordamerika, ist leicht zu erreichen, aber der schmale Eingang ist so versteckt und geschützt durch die umgebenden Berge, daß er auf Entfernung schwer bemerkbar ist.

Die Inseln Upolu und Tutila können als so fruchtbar bezeichnet werden, daß wohl kein Fuß Landes existirt, auf welchem nicht jegliches Product gedeihen würde; dasselbe kann man von Savaii sagen, mit Ausnahme eines größeren Flächenraumes inmitten der Insel, der mit dem Namen der „Verbrannte District“ bezeichnet wird, und wo sich keine Vegetation findet.


Karte der Samoa-Inseln.


Savaii, Tutuila und Upolu sind zu mehr als zwei Dritteln ihres ganzen Flächeninhaltes Flachland oder sanft abfallendes Tafelland; man kann mit Sicherheit annehmen, daß auf den Inseln 700,000 Acker mit Leichtigkeit zu cultiviren sind. Das Klima ist mild und angenehm, nicht zu heiß und dabei sehr feucht; Regen fällt reichlich von Anfang December bis März; Juni und Juli sind die kühlsten Monate, September und October dagegen die heißesten.

Zu den erfahrungsmäßig sich am meisten für das Klima und die örtlichen Bedingungen von Samoa eignenden Producten gehören Cocos, Baumwolle, Zucker, Kaffee, Tabak, Vanille, Reis, Indigo, Zimmt, echte Muskatnuß, Arrowwurzel und verschiedene ölproducirende Bäume. Unter den Nutzpflanzen, welche zweifellos mit Erfolg eingeführt werden können, sind vorzugsweise Cinchona und Thee zu nennen; für die Cultur des letzteren bietet kein Klima oder Land günstigere Bedingungen als Samoa.

Die wichtige Cocospalme verdient vor allen unsere Beachtung. Die deutschen Pflanzungen um Apia enthalten zur Zeit etwa 120,000 Cocosnußbäume, von welchen die Hälfte ertragfähig ist, und alljährlich werden Tausende hinzugepflanzt. In ungefähr sechs Jahren wird die Cocosnußpalme ertragfähig, und ihre volle Reife erreicht sie im zehnten Jahre. Auf gutem Boden liefert ein Baum, der sechszig bis siebenzig Jahre alt werden kann, ungefähr hundert Nüsse das Jahr. Die äußere, über fünf Centimeter dicke Hülle der Nuß besteht aus längs hinlaufenden, dicht zusammenhängenden Fasern, welche, zugerichtet, unter dem Namen Coir in den Handel kommen. Der Stoff dient zu Polstermaterial, zu geflochtenen Teppichen, Unterlegern, Abtretern, zu Bürsten, Pinseln, gesponnen zu Seilerwaaren, Maschinentriebbändern etc.. Die harte Schale der Nüsse bildet bekanntlich willkommenes Material zu kleinen Drechsler- und Schnitzwaaren. Die größte Bedeutung als Handels- und Industrie-Artikel hat das Cocosnußöl erlangt, das aber erst in Europa aus eingeführten, getrockneten Cocoskernen gewonnen wird. Gleichzeitig mit der Cocosnußpalme wird auf dem gereinigten Boden die Baumwollenstaude gepflanzt und liefert reichliche Ernte, bis die jungen Palmen eine Höhe erreichen, daß sie die Baumwollstaude überschatten; dann stirbt letztere ab, und die Cocospalme wird tragend. Die Baumwolle liefert zwei Ernten im Jahre und bei regelrechter Cultur erfordert sie nur wenig Arbeit; der Acker producirt 500 Pfund jährlich.

Sehr saftiges Zuckerrohr wächst wild auf allen Inseln; auf einer der deutschen Plantagen sind ungefähr 100 Acker mit gutem Erfolge damit bepflanzt worden. Von Kaffee, Tabak, Reis, Indigo werden lohnende Ernten erzielt; außerdem wachsen auf den Inseln die als Lebensmittel verwendeten Vegetabilien, wie Taro, Yams, Brodfruchtbaum, Bananen, Ananas und andere Früchte in großer Menge.

Es ist schon erwähnt worden, daß die Herren J. C. Godeffroy und Sohn, jetzt die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_569.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)