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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

Kessel sei besonders gedacht, obwohl sie sonst recht unscheinbar sind; sie haben das Aussehen von Weißblechgefäßen und klingen auch recht blechern, wenn man daran klopft, und doch repräsentiren sie den Werth eines stattlichen Landgutes. Das Weißblech ist Platinmetall, das bekanntlich im Werth dem Gold am nächsten kommt. Der größere Kessel hat 60,000, der kleinere 36,000 Mark gekostet. Man braucht sie, um die Schwefelsäure bis auf 66 Grad concentriren zu können, da die Bleigefäße die Concentrirung nur bis auf 60 Grad gestatten.

Was einst der Gottheit mächtige Hand
Gemischet in feurigen Wogen,
Was tief den Berg und die Felsenwand
Als schimmernde Ader durchzogen,
Das scheidet wieder der kecke Gesell
Und trotzt dem wüthenden Flammenquell –

Das ist des Hüttenmannes Verrichtung in allgemeinen Worten. Er ist ein auf den Kopf gestellter Apotheker; er „gießt nichts Widriges zusammen“; er hat’s nur auf Trennung abgesehen; er rückt den innigsten und hartnäckigsten Verbindungen zu Leibe, und müßte er die Erze durch Hunderte von Oefen jagen und sie brenzeln und brennen, wie Seine höllische Majestät die unlauteren Seelen. Wer eine Dantewanderung, wenigstens im Geist, durch die infernalen Räume antreten will, ist höflichst geladen; ich kann ihm zwar keinen Virgil als Führer anbieten, aber ich hoffe ihm mindestens den Hauptschmelzproceß deutlich machen zu können; die Nebenprocesse müssen wir des Raumes wegen übergehen.

Wir schreiten zunächst in die Erzlagerhäuser. Hier fahren die Bergwerke ihre Producte an, die sich, zu Pulver gepocht, von gewöhnlichem Sand kaum unterscheiden. Schon mancher Laie rief hier verwundert: „Aus dem Zeug machen Sie Silber?“ In ungeheuren

Andreas Hofer’s Abschied von den Seinen.
Nach dem Oelgemälde von Franz Defregger in München.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 668. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_668.jpg&oldid=- (Version vom 1.1.2020)