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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

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Haufen liegen die Erze nach ihrem Gehalt beisammen, fremde und einheimische. Von jeder Partie, gleichviel, ob sie Freiberg, Böhmen, Mexico oder Chile lieferte, wird erst auf der Hütte die Probe gemacht. Die beiden Hüttenwardeine untersuchen getrennt die Erze auf ihren Gehalt; hat indeß der Lieferant von seinen Erzen eine bessere Meinung, als die Wardeine, so wird der Schiedswardein zu Freiberg angerufen. Seinem Ausspruche hat sich der Lieferant zu fügen, oder er kann die Erze wieder abfahren lassen. Doch das kommt kaum vor; in den meisten Fällen streicht er im Hüttenamt sein blankes Geld ein.

Der Hüttenmann richtet nunmehr eine „Beschickung“ an; er mischt eine Partie gleichartiger Erze von etwa 5000 Centnern, die mit einem Male zur Bearbeitung gelangt. Auf kleinen Fahrzeugen, Hunde genannt, werden die Sandmassen über die Röstöfen gefahren und in Röstposten zu 25 Centner in die Röstöfen eingeschüttet. Diese Oefen sind in neuester Zeit so construirt worden, daß die Erze im Feuer selbst fortgeschaufelt werden können; sie bieten riesenhafte Feuerflächen dar, auf denen sich verschiedene Hitzgrade entwickeln. Der ganze Proceß gleicht dem Speckrösten auf ein Haar, nur daß man statt des Thranes hier den Schwefelgehalt ausscheidet, der sonst, wie wir aus früheren Anführungen wissen, als verlorenes Gut durch die Essen gefahren ist und draußen so viel Unheil anrichtete. Jetzt wird er als schwefelige Säure, als kostbarer Rohstoff durch große Canäle direct nach der Schwefelsäurefabrik geleitet.

Bei der Einführung dampfen die Erze nur, je weiter sie aber dem eigentlichen Feuerherd zugeschaufelt werden, je mehr gerathen sie in Gluth, bis sie zuletzt in flüssigem Zustande als schwefelfrei in fahrbare Behälter abfließen,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 669. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_669.jpg&oldid=- (Version vom 1.1.2020)