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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

Altersasyle angezeigt worden, doch hat sich auf geschehene Aufnahmegesuche hin ergeben, daß die städtischen darunter nur für Orts- oder Landesangehörige bestimmt sind. Wir nennen sie sämmtlich: in Karlsruhe die „Leopold- und Sophien-Stiftung“, mit drei verschiedenen Classen von Pfründnern (Vorstand: Geheimrath Muth); in Lichtenthal bei Baden-Baden das „Haus Salem“; in Trachenau bei Rötha (bei Leipzig) das „Friedrichs-Stift“ (Vorstand: Freifrau von Friesen); ferner soll in Salzburg ein „Asyl der barmherzigen Schwestern“ bestehen, und zwar in drei Classen, je nach den Bedürfnissen und Ansprüchen der Aufzunehmenden; eine ähnliche Anstalt soll soeben in Graz (Steiermark) am Fuß des Schloßberges errichtet worden sein. Ferner sind ähnliche Versorgungsanstalten angezeigt in Constanz, Halle an der Saale, Eisleben, Stralsund (im „Johannis-Kloster“), Greifswalde. Die Verwaltung all dieser letztgenannten Altersasyle liegt in der Hand der betreffenden Magistrate. Für alte Kranke öffnet sich das „Siechenhaus Bethesda“ in Niederlößnitz bei Dresden durch den Vorstand desselben, Herrn Pastor Fröhlich in Dresden.

Wenn wir den Inhalt der in jüngster Zeit eingegangenen etwa zwanzig Anfragen überlesen, so befürchten wir, daß unsere heutige Auskunft nicht allen die ersehnte Hülfe bringen werde. Die größere Anzahl bilden die Frauen, wie in allen derartigen Versorgungsanstalten, Asylen, Hospitälern, vulgo Spitteln etc. Unter den alten Männern ist ein Lehrer, dessen Pension nicht zum Sattwerden ausreicht, und ein Geschwisterpaar im Alter von dreißig und vierzig Jahren, das sich in einem Stifte auf Lebenszeit einkaufen möchte. Weiß Jemand dafür Rath, so bitten wir um Mittheilung.

Abermals haben auch Private zur Aufnahme von Alten und Gebrechlichen unter bestimmter Uebereinkunft sich bereit erklärt, und zwar aus Frankfurt am Main, Aibling in Oberbaiern, Moabit bei Berlin, Olerig bei Trier, Neustadt an der Haardt, Constanz, aus Schafhaus bei Esens in Ostfriesland und aus Chemnitz in Sachsen. Da wir jedoch selbstverständlich für diese keinerlei Garantie übernehmen können, so steht es uns auch nicht zu, sie öffentlich zu nennen. Die Adressen derselben stellen wir aber auf brieflichen Wunsch gern zu Gebote.

Unerwähnt ließen wir bisher gerade das Altersasyl, welches, nach seiner Darstellung in Wort und Bild in Nr. 32 im Jahrgang 1872 der „Gartenlaube“, die Wünsche nach ähnlicher Alterspflege erst an so vielen Orten zugleich wach gerufen hat: das Johannisstift in Leipzig, äußerlich ein Pracht-, im Innern ein Musterbau, welcher 380 bis 390 Hospitaliten, gegen ein Einlagecapital von 200 Thalern für die einzelne Person und von 300 Thalern für Eheleute, Wohnung, Kost, Heizung und ungestörte Ruhe bei freiem Verkehr nach außen bietet. Soll das Alter sich wohl fühlen, so kann es nur in einem Hause nach diesem Muster sein. Leider hängt der Eintritt in den Genuß dieses Stiftes ebenfalls vom Besitze des Leipziger Bürgerrechts ab. Lage, Größe und Einrichtung desselben im Auge, kann man wohl zu der Ansicht gelangen, die schon der Gründer dieses Blattes hegte, daß kaum eine andere Stiftung in Deutschland so geeignet sei, wie diese, mit sich eine Heimstätte für solche Greise und Greisinnen zu verbinden, welchen nicht Mangel an Mitteln, sondern nur Mangel an Pflege und das Bedürfniß der Geselligkeit die Sehnsucht nach solchen Asylen einflößt. Eine solche Zweiganstalt würde nicht blos ein Segen für viele noch lebensfrohe Alte werden, sondern auch einen Zuschuß für die Verwaltungscasse des Johannisstifts abwerfen. Der Gedanke verdiente wohl die Beachtung und Prüfung von Seiten der Stiftsbehörde.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 828. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_828.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)