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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)


Angel- und Räucherhäuschen.


deutsche Fischereiverein constituirte, fand er ein Arbeitsfeld vor sich, wie es schwieriger kaum gedacht werden kann. Unsere in früheren Jahrhunderten und noch vor Decennien so fischreichen Bäche, Flüsse und Seen waren durch Unwissenheit und Barbarei verödet und entvölkert; ohne von einem Natur- oder Staatsgesetz sich beschränkt zu wissen, suchte jeder Berechtigte oder Unberechtigte mit mörderischen Geräthen oder Werkzeugen zu allen Zeiten da zu ernten, wo er nicht gesäet, die Schätze der unsere Küsten umspülenden Meere blieben wegen ungenügender Fangmethoden ungehoben und wurden entweder von den besser ausgerüsteten Nachbarn entführt, oder konnten auf Grund eines mangelnden schnellen und guten Transportwesens nur einem kleinen Theile der Bevölkerung zugute kommen. Heute ist es, dank der Wirksamkeit des deutschen Fischereivereins, anders und besser geworden, wenn auch nach der Natur der Dinge noch viel zu thun übrig bleibt. Viele deutsche Gewässer werden jetzt regelrecht bewirthschaftet, aller Unkenntniß und Willkür auf dem Gebiete der Fischerei ist durch das Gesetz vom Mai 1874 und durch spätere Bestimmungen, aus der sachverständigen Vorprüfung des Vereins hervorgegangen, ein Damm gesetzt; Laich-Schonreviere und Schonzeiten werden respectirt; die Erforschung der Gewässer und ihrer Erzeugnisse, verbesserte Fang- und Beförderungsmethoden und nicht in letzter Stelle die künstliche Fischzucht haben einen vollständigen Umschwung herbeigeführt und das ganze Fischereiwesen in eine aufsteigende Bahn gelenkt, deren sicheres Endziel eine nicht unbeträchtliche Vermehrung unseres Nationalwohlstandes sein muß.


Vor dem Aquarium.


Als vor hundert Jahren der berühmte Fischkenner Bloch Friedrich den Großen bat, ihn bei den Vorarbeiten einer herauszugebenden Naturgeschichte über Fische durch die königlichen Behörden zu unterstützen, erledigte der große König das Gesuch mit der vielsagenden Randbemerkung:

„Was es für Fische in Meinem Lande giebt, weiß Ich: Hechte, Zander, Plötze, Barsche und Aale; will Er vielleicht die Gräten zählen?“

Welche Umwandlungen sich seit dieser spöttischen Zurückweisung vollzogen haben, erhellt aus der Thatsache, daß der deutsche Kronprinz jetzt Protector des Fischereivereins ist und mit Rath und That jene Arbeiten desselben hat fördern helfen, als deren glänzendes Resultat die in Berlin in's Leben gerufene internationale Ausstellung zu betrachten ist. Nicht minder charakteristisch ist, daß den auswärtigen deutschen Gesandten, Botschaftern, Geschäftsträgern, Marinebehörden etc. die Aufgabe zufiel, im Auslande überall das lebhafteste Interesse für die Ausstellung und ihre Beschickung zu erwecken, was ihnen, dank der veränderten politischen Stellung unsres Vaterlandes, auch in reichem Maße gelungen ist.

Das auch an größere Firmen, Privatpersonen und Specialvereine gerichtete Einladungsprogramm umfaßte: Wasserthiere im weitesten Sinne des Wortes, deren Producte, Fischerei mit den betreffenden Geräthen und Fahrzeugen, künstliche Zucht von Wasserthieren, Vorrichtungen zur Aufbewahrung und zum Versand frischer Wasserthiere, Veranschaulichung der Verarbeitung, Zubereitung oder Conservirung der Fischereiproducte, Modelle von Fischerhäusern, Untersuchung der Gewässer in Beziehung auf den Fischbestand, Geschichte der Fischerei, Literatur und Statistik.

Dem Rufe, sich an der Ausstellung zu betheiligen, folgte mit Freudigkeit in erster Linie Deutschland, ihm schlossen sich an: Oesterreich und Ungarn, Italien, die Schweiz, England, Schweden, Norwegen, Dänemark, die Niederlande, Rußland, die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, Japan, China und Ostindien – Frankreich hatte sich dagegen nicht bewogen gefühlt, an dem friedlichen internationalen Wettkampfe theilzunehmen.

Durch Vermittelung des Protectors war die Direction der Ausstellung, bestehend aus dem Präsidenten Kammerherrn von Behr-Schmoldow, Director im Landwirthschaftlichen Museum Oberregierungsrath Marcard und einer Reihe von Gelehrten, Fachleuten und Verwaltungsbeamten, in der glücklichen Lage, das neue, prachtvolle Gebäude des Landwirthschaftlichen Museums (Invalidenstraße) benutzen zu können; an dasselbe wurden von den Bauräthen Heyden und Kyllmann Stein- und Holzbauten gefügt, sodaß sich die Ausstellungsgegenstände über eine Grundfläche von 14,000 Quadratmeter (einschließlich des Gartens mit seinen Weihern und Inseln) ausbreiten konnten. Bei der übergroßen Fülle des Gebotenen, bei der bunten und interessanten Mannigfaltigkeit der einzelnen Abtheilungen wird vielleicht Mancher dem Berichterstatter zuzurufen versucht sein: Will Er vielleicht die

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_408.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)