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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)

Dr. Karl Hase.
Nach einer Photographie auf Holz gezeichnet von Adolf Neumann.

Windischleuba, wird bei seiner Geburt in den Pathenbrief geschrieben: „Folge dem Beispiel Deines Vaters und verkündige einst die Lehren des göttlichen Heilands.“

Aber der kleine Karl steht erst im dritten Jahre, als der Vater stirbt; jedes Kindes Erbtheil beträgt – fünfzig Thaler.

„Sorgen Sie für meine Frau,“ hatte der Scheidende zu seinem Amtsnachbar gesagt; „und meine Kinder? Nun, Gott ist groß und die Welt ist überall.“

Ein Freund des Hauses, Gerichtsdirector Dienemann in Penig, nimmt das Knäbchen als Pflegekind in’s Haus, und so geht es ihm einige Jahre gut. Aber schon wirft der Weltkrieg auch hierher seine Schatten. Ein Sohn Dienemann’s, Buchhändler in St. Petersburg, hat unvorsichtiger Weise Exemplare von Bülow’s „Feldzug von 1805“ ausgelegt, das Geschäft wird ihm deshalb mit barbarischer Strenge confiscirt, der Vater verbürgt sich bei seinen Gläubigern und wird plötzlich von der großen Buchhandlung Breitkopf und Härtel in Leipzig mit Wechselarrest belegt. Als der Bevollmächtigte derselben in das Haus tritt, sitzt da ein armer um Gotteswillen ernährter Junge, der nicht ahnt, daß er einst Mitbesitzer dieser Firma werden und daß dieselbe seine Werke drucken soll.

Für’s Erste war sein Glück gestört. Ein Onkel in Altenburg nimmt ihn in’s Haus, wo er von einer launischen Cousine viel zu leiden hat, zum Lernen die Lust verliert und als ein kleiner Nichtnutz gilt. Bald stirbt der Onkel, das Hauswesen löst sich auf, die Cousine verabschiedet den kleinen Vetter: „Siehst Du, nun ist der

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_469.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)