Seite:Die Gartenlaube (1880) 796.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)


mit 5 Lehrern 1250, Gemeinden mit 6 Lehrerstellen 1350 Mark. Bei 7 bis 10 Lehrerstellen müssen, falls nicht die Gemeinde ein stufenweises Aufsteigen im Gehalte nach Dienstjahren erfolgen läßt, Gehaltsclassen von mindestens 1600 bis 1000 Mark (durchschnittlich 1300 Mark) festgesetzt und die Lehrer möglichst gleichmäßig eingereiht werden. In Gemeinden über 10,000 Seelen bestehen, falls die Lehrer nicht nach dem Dienstalter aufrücken, Gehaltsclassen von 2200 bis 1200 Mark (Durchschnittsgehalt 1700 Mark).

Neben dem Gehalte hat jeder Lehrer Anspruch auf angemessene Wohnung, womöglich mit Garten, oder auf eine Miethentschädigung; letztere beträgt nach der Einwohnerzahl der Orte (2000, 2000 bis 10,000, 10,000 bis 30,000, 30,000 und mehr) für unverheirathete Lehrer 100 bis 250 Mark, für verheiratete oder verwittwete 120 bis 550 Mark (120, 150, 250, 350, 400 und 550 Mark). Versieht der Lehrer die Functionen eines Organisten, Cantors oder Vorlesers, so erhält er für den Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen 100 Mark und, falls Gottesdienst auch an anderen Tagen stattfindet (z. B. bei Seelenmessen, Seelenämtern), 200 Mark jährlich, wobei nur solche Vergütungen, die jene Ansätze übersteigen, als Besoldungstheile angesehen werden. Zur Erleichterung der Gemeinden mit drei bis sechs Lehrerstellen können unter gewissen Voraussetzungen einzelne Stellen ständig offen gehalten und durch Schulverwalter versehen werden, in welchen Fällen der Gehalt in Gemeinden unter 10,000 Seelen mindestens 700 Mark, in solchen von 10,000 Seelen und mehr mindestens 800 Mark beträgt.

Auch für die angestellten Lehrerinnen hat das Gesetz gesorgt; sie erhalten neben freier Wohnung oder der gesetzlichen Miethentschädigung den für einen definitiven Lehrer der Gemeinde sich ergebenden Minimalgehalt, wobei in Orten mit sieben oder mehr Lehrerstellen ein Aufrücken bis zu 1200 beziehentlich 1400 Mark stattfinden muß. Das Einkommen der Schulverwalter (Verwalterinnen) erledigter Stellen beträgt vor besonderer Schlußprüfung in Gemeinden unter 10,000 Seelen 600 Mark, in den übrigen Gemeinden 700 Mark, nach abgelegter Schlußprüfung 700 beziehentlich 800 Mark neben freier Wohnung oder angemessener Miethentschädigung. Um ältere Lehrer nicht hinter jüngeren Kollegen zurückstehen zu lassen und deren Aufsteigen in höhere Gehaltsclassen zu ermöglichen, wird in Gemeinden mit mehreren Lehrerstellen und verschiedenen Gehaltssätzen bei Bemessung der Größe des Gehaltes hauptsächlich die Anciennetät als maßgebend erachtet. Beschäftigen sich in einer Gemeinde die Einwohner vorzugsweise mit Ackerbau, so ist darauf Bedacht zu nehmen, daß mit der Schulstelle die Nutznießung von Grundstücken in hinreichendem Maße verbunden ist, wobei der durchschnittliche Ertrag in die Besoldung eingerechnet wird.

Zur Aufbringung sämmtlicher Bedürfnisse der Volksschulen (Gehalte, Gebühren, Wohnungen, Miethentschädigungen, Schullocale, Heizung etc.) sind in Hessen die Gemeinden verpflichtet, und gewährt der Staat Zuschüsse, falls die Mittel zur Bildung der Lehrergehalte ohne empfindlichen Druck der Bewohner nicht aufgebracht werden können. Die Staatskasse tritt auch bei der gesetzlichen Alterszulage ein.

Wir haben uns darauf beschränkt, die wesentlichsten Bestimmungen eines Gesetzes hervorzuheben, das, in einem kleinen Lande eingeführt, doch für alle deutschen Lehrer von Interesse sein wird.

Dr. Z–r.




Einer der „Zwölf von einer Million“. Im ersten Jahre unseres letzten großen Kriegs stellte die „Gartenlaube“ (S. 572) auf einer Bildertafel ihren Lesern die Portraits der Befehlshaber der damaligen zwölf norddeutschen Armeecorps vor, und unter diesen auch dasjenige des Commandeurs des achten Armeecorps, des Generals August von Goeben. Damals von allen Generalen der jüngste, ist heute auch er, der am 10. December sein 63. Jahr vollendet haben würde, schon „zur großen Armee“ einberufen. Er starb am Abend des 13. November in Coblenz, dem Sitze des Generalkommandos des (achten) Armeecorps der Rheinprovinz.

August Karl von Goeben war ein geborener Soldat, der Sohn eines kühnen und thatkräftigen Kämpfers der Befreiungskriege, dessen Geist er geerbt hatte. Dazu genoß er den Vorzug einer tüchtigen Gymnasialbildung zu Celle, wohin er in seinem zehnten Jahre aus seiner Geburtsstadt Stade kam, und gewann dadurch die Befähigung, später auch als Schriftsteller lehrreiche Kriegserfahrungen der Oeffentlichkeit mitzutheilen. Als Soldat diente er von der Pike auf im preußischen Heere seit 1833, wo er zu Ruppin als Musketier in das vierundzwanzigste Infanterie-Regiment eintrat. Nach zwei Jahren wurde er Lieutenant. Ein Jahr hielt er die Einförmigkeit des Friedensgarnisonsdienstes aus; dann trieb ihn der Thatendrang in die Ferne. Er eilte nach Spanien, um in den Reihen der Carlisten zu kämpfen, und wenn ein Abenteurertrieb in ihm ausgetobt werden mußte, so fand er dort ausgiebige Gelegenheit dazu. Fünfmal verwundet und zweimal gefangen, endlich zum Ingenieur-Oberstlieutenant aufgestiegen, schied er von der aufgelösten Armee und wurde, aus Spanien ausgewiesen, völlig mittellos von der französischen Regierung mit Zwangspaß und drei Sous tägliches Zehrgeld bis an die deutsche Grenze gebracht. Seine Erlebnisse in Spanien schilderte er in den beiden Werken: „Vier Jahre in Spanien“ und „Die Carlisten“, die in Preußen ihm höhere Beachtung zuzogen. Als Unterlieutenant 1842 wieder in die preußische Armee eingetreten, wurde er schon ein Jahr später dem Generalstab einverleibt. Im Jahre 1849 focht er im badischen Feldzuge mit, wurde 1855 zum Oberstlieutenant und drei Jahre später zum Chef des Generalstabes des achten Armeecorps befördert. Trotz alledem trieb es ihn noch einmal nach Spanien, als dieses 1860 den Krieg gegen Marokko[WS 1] begann. Seine „Reise- und Lagerbriefe aus Spanien und vom spanischen Heere in Marokko[WS 2]“ zeigen, wie scharf der Mann zu sehen verstand; sie verrathen bereits den Feldherrnblick, den der 1861 Generalmajor gewordene und nun im fünfundvierzigsten Lebensjahre stehende Mann fortan in den großen Kämpfen des Vaterlandes bewähren sollte.

Wir haben seiner Bildungs- und Jugendzeit ausführlichere Beachtung gewidmet, weil sie von Bedeutung ist für Das, was er fortan geleistet, und weil der Inhalt seines Lebens von seiner Theilnahme am schleswig-holsteinischen Kriege (1864) an der Geschichte angehört und allgemein bekannt ist. Wie seine Brigade in diesem, so erwarb 1866 die „Division Goeben“ im Mainfeldzuge sich hervorragenden Ruf, und im französischen Kriege erhoben seine Thaten bei Spicheren, Gravelotte, vor Metz und bei St. Quentin seinen Namen zu einem der gefeiertsten der Nation.

Deutschland konnte im größten Kriege des Jahrhunderts sich einer Heldenschaar von Führern rühmen, wie sie in solcher Zahl keine andere Kriegsgeschichte aufweist; August von Goeben war einer der größten unter ihnen. Und daß ihn zu all diesen Verdiensten eine ungewöhnliche Bescheidenheit und persönliche Liebenswürdigkeit schmückte, hat ihn nicht mir der ganzen deutschen Armee, sondern dem ganzen deutschen Volke so werth gemacht, daß sein Andenken so lange dauern wird, wie sie selbst.

Es ist ein trübes Loos unseres sonst mit Recht „der Glückliche“ genannten Kaisers, daß er solche Helden, die seinem Herzen so nahe standen, vor sich scheiden sehen muß – und es kann nur Das sein Trost sein, daß diese Helden nicht gelebt haben können, ohne der deutschen Armee ebenbürtige Schüler und Nachfolger zu hinterlassen.




Nach der Jagd. (Mit Abbildung S 793.) Gerade weil in der gegenwärtigen Jahreszeit die deutschen Wälder reich an Scenen und Gruppen des fröhlichen Waidmannslebens sind, wird man eine derselben auch gern im Bilde dargestellt sehen. Wir treffen unsere Gesellschaft in dem Augenblicke an, wo die Beute der Nimrode auf den Jagdwagen geladen und, vielleicht zu Mißvergnügen geübter Jagdlateiner, zugleich gewissenhaft notirt wird. Der Hunger, der erfahrungsgemäß nach einer Jagd besonders kräftig aufzutreten pflegt, ist offenbar bereits gestillt; denn wir sehen allerseits dem Trinken sowie dem Genuß der Pfeife und der Cigarre den größeren Eifer zugewendet. Das ist eine behagliche Stimmung, die hier um das knisternde Feuer herrscht und die der dunkelnde Wald belauscht, ja es flattert sogar, von der Ceres und des Bacchus Opferdüften angelockt, der lustige Amor herbei. Einen besonderen Werth würde unsere Illustration gewinnen, wenn der Anblick des herrlichen Waldes und der frischen Waldwiese sammt der fröhlichen Menschengruppe den Tausenden von Stubenhockern in’s Herz führe und sie mit der unwiderstehlichen Sehnsucht nach der Seligkeit des „Athmens im Freien“ erfüllte. Wie viel Gesundheit des Leibes und der Seele würde uns Alle mehr erfreuen, wenn wir Alle uns unserer schönen Wälder – wenn auch ohne Jagd – mehr erfreuten, als dies leider geschieht!



Kleiner Briefkasten.

E. M. in Rom. Wir haben schon einmal mitgetheilt, daß wir den nächsten Jahrgang mit einem neuen Roman des allgefeierten Lieblings unserer Leser, E. Marlitt, zu beginnen gedenken. Der Titel des Romans lautet: „Amtmanns Magd“.

S. E. in London. Ihnen kann geholfen werden; denn O. Rethel’s poesievolle Kinderbilder (vergl. „Gartenlaube“ Nr. 11 des laufenden Jahrgangs) sind nunmehr im Verlage von Edwin Schloemp in Leipzig erschienen und durch jede Kunst- und Buchhandlung zu beziehen.

J. Kampf-Wolga. Als ungeeignet vernichtet.



Als Festgeschenk empfohlen!

In unserem Verlag erschien soeben:

„Gedichte“ von Ernst Ziel.
Zweite, vermehrte Auflage. Elegant gebunden 5 Mark 25 Pfennig.

In der Literatur der Gegenwart ist der Name Ernst Ziel’s, des Redacteurs der „Gartenlaube“, wohlbekannt, und seine Poesien erfreuen sich mit Recht der Gunst des Publicums. Einige seiner „Lieder“ sind im Volke populär geworden und werden vielfach gesungen; seine „Bilder und Gestalten“, seine „Stimmungen und Reflexionen“ zeichnen sich durch tiefes Gemüth, wahres poetisches Gefühl und kunstvollendete Form aus; seine „Vaterländischen Gedichte“ bekunden eine warme, gesunde patriotische Gesinnung, und in den gedankenvollen „Canzonen“ leiht er seiner Weltanschauung dichterischen Ausdruck. – Die deutsche Leserwelt wird die zweite, bedeutend vermehrte Auflage der „Gedichte“ von Ernst Ziel gewiß freudig begrüßen. Das reich und geschmackvoll ausgestattete Buch enthält außer den genannten Rubriken noch „Vermischte Gedichte“, „Balladen und Romanzen“, „Freie Strophen“, „Sonette“, „Distichen“ und „Sprüche“. So sind Ernst Ziel's „Gedichte“ in jeder Beziehung geeignet, als wirklich gehalt- und sinnvolle Gabe den deutschen Familientisch zu schmücken.

Die Verlagshandlung von Ernst Keil in Leipzig.



Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mexico (siehe Berichtigung).
  2. Vorlage: Mexico (siehe Berichtigung).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 796. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_796.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)