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verschiedene: Die Gartenlaube (1880)

Marine bedeckt ist, und welcher auf der vorderen Wand auf einem Anker den Reichsadler und in diesem den preußischen Adler, weiter unten dagegen die Widmung trägt.

Das Denkmal von Folkestone.
Originalzeichnung von H. Lüders.

An dem Sockel des Denkmals bemerkt man ferner auf der vorderen Wand desselben einen kleinen Schild mit einem Eichenkranze und zwei über ihm liegenden Palmenblättern, während die Ecken aus Ornamenten, welche Löwenköpfe darstellen, gebildet werden. In die übrigen drei Wände des Obelisken hat der Meißel des Künstlers die Namen der 269 Verunglückten, noch im Tode nach den Chargen geordnet und mit dem Capitain-Lieutenant Ludwig an der Spitze, eingehauen.

Ferne sei es von uns, jene vorerwähnten und, Gottlob, überwundenen Zeiten erbitterten Kampfes über Ursache und Wirkung, Schuld oder Nichtschuld, hier noch einmal heraufzuschwören! Angesichts der friedlichen Ruhestätte jenseits des Meeres könnte Nichts unangemessener sein.

Auch nicht der Verdienste der Lebenden sei hier gedacht. Nur derer ist es heute unsere Pflicht zu gedenken, die für irdisches Lob nicht mehr erreichbar sind, und einen Kranz dankbarer Erinnerung an den Stufen des Denkmals niederzulegen, das den „Dahingeschiedenen“ geweiht ist.

Musterhaft war die Disciplin an Bord des sinkenden Schiffes, wahrhaft heroisch das Ausharren eines Jeden auf seinem Posten.

Die kriegsgerichtliche Untersuchung hat ergeben, daß alle Befehle ebenso ruhig und sicher ertheilt, wie sie schnell und pünktlich ausgeführt worden sind.

Das Aufschließen der Arrestantenzellen, das Räumen des Lazareths, das Herablassen der noch erreichbaren Boote, Alles ist mit einer Präcision vor sich gegangen, als habe es sich nicht um Leben und Tod für jeden Einzelnen, sondern etwa nur um Ausführung eines schwierigen, höchste Eile heischenden Manövers gehandelt. Viele haben gerade bei diesen Dienstleistungen ihr Ende gefunden. Zwiefache Ehre ihrem Angedenken! Auch fremde Augenzeugen, zumal englische, bekunden mündlich und schriftlich, daß die Ruhe und Ordnung am Deck des „Großen Kurfürst“ bis zum Ende eine über alles Lob erhabene gewesen sei. Keine kopflose Verwirrung, kein Ueberstürzen nach den rettenden Booten, keine lauten Ausbrüche unmännlicher Verzweiflung hätten sich bemerkbar gemacht. Selbst da, als schon der Befehl gegeben war, alle hemmenden Kleidungsstücke abzuwerfen und die einzig noch mögliche Rettung im Schwimmen zu suchen, habe man deutlich die befehlenden Stimmen des bis zuletzt pflichtgetreu ausharrenden und nachher so wunderbar erhaltenen Commandanten und der unerschrockenen Officiere gehört, und selbst da sei ihren Zurufen noch Folge geleistet worden.

So sind sie dahingesunken in das Element, das sie geliebt und dem sie vertraut. Viele, nach harten Kämpfen um’s Dasein, von herbeieilenden englischen Booten oder von denen des „König Wilhelm“ gerettet, Andere in den wenigen glücklich „zu Wasser“ gekommenen des „Kurfürst“ geborgen, noch mehr aber zu Grunde gegangen und dann als Leichen an’s Land geschwemmt, oder hinausgetrieben in die unendliche See, sie Alle haben die schwerste Aufgabe mannhaft gelöst. Gefaßt und gottergeben sind sie einem schrecklichen Tode entgegengegangen, ohne die vorherige Erregung eines Kampfes für theure, heilige Güter, ohne die erhebende Hoffnung eines endlich winkenden Sieges, ja selbst ohne den letzten Trost eines für ihr wackeres Sterben ihrer harrenden bekränzten Heldengrabes.

Kann es aber auch nicht der Lorbeer des Siegers sein, den wir auf die Stätte niederlegen, die ihrem Gedächtniß geweiht ist, seine Palme ist es sicher. So schlaft denn sanft, ihr wackeren Söhne deutscher Erde, wo auch euer Gebein den letzten Ruheplatz gefunden haben möge! Das Denkmal zu Folkestone aber hebe sich im fremden Lande empor, als ein leuchtendes Wahrzeichen des um seine Kinder trauernden, dankbaren Vaterlandes!




Mit nächster Nummer schließt das vierte Quartal dieses Jahrgangs. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das erste Quartal des neuen Jahrgangs schleunigst aufgeben zu wollen.

Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Die Verlagshandlung.



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Zweite, vermehrte Auflage. Elegant gebunden 5 Mark 25 Pfennig.

In der Literatur der Gegenwart ist der Name Ernst Ziel’s, des Redacteurs der „Gartenlaube“, wohlbekannt, und seine Poesien erfreuen sich mit Recht der Gunst des Publicums. Einige seiner „Lieder“ sind im Volke populär geworden und werden vielfach gesungen; seine „Bilder und Gestalten“, seine „Stimmungen und Reflexionen“ zeichnen sich durch tiefes Gemüth, wahres poetisches Gefühl und kunstvollendete Form aus; seine „Vaterländischen Gedichte“ bekunden eine warme, gesunde patriotische Gesinnung, und in den gedankenvollen „Canzonen“ leiht er seiner Weltanschauung dichterischen Ausdruck. – Die deutsche Leserwelt wird die zweite, bedeutend vermehrte Auflage der „Gedichte“ von Ernst Ziel gewiß freudig begrüßen. Das reich und geschmackvoll ausgestattete Buch enthält außer den genannten Rubriken noch „Vermischte Gedichte“, „Balladen und Romanzen“, „Freie Strophen“, „Sonette“, „Distichen“ und „Sprüche“. So sind Ernst Ziel’s „Gedichte“ in jeder Beziehung geeignet, als wirklich gehalt- und sinnvolle Gabe den deutschen Familientisch zu schmücken.

Die Verlagshandlung von Ernst Keil in Leipzig.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1880, Seite 844. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_844.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)