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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)


Tuareg in der Sahara.


Und dieses unbegründete pädagogische Vorurtheil scheint gegenwärtig in Deutschland thatsächlich zu schwinden. In den Provinzen Schlesien und Preußen ist bereits ein Anfang gemacht worden, der zu den besten Hoffnungen berechtigt.

Man zählt jetzt in Deutschland gegen 250 Jugendsparcassen, wovon fast die Hälfte auf den Regierungsbezirk Gumbinnen kommt. In Schlesien ist neben Glogau namentlich Wüstegiersdorf, Kreis Waldenburg, zu nennen, wo der Waisenhausdirector und Localschulinspector Kranz, im Mai 1878 die Schulsparcassen nach französischem Muster einführte. Es betheiligten sich bis jetzt nahezu 700 Kinder und als Sammler 15 Lehrer. Im Jahre 1878 wurden 3270 Mark und im Jahre 1879 3320 Mark gespart. Ferner giebt es noch einzelne Schulsparcassen in den Provinzen Brandenburg, Sachsen, Hannover und Braunschweig.[1]

Das königliche Provinzial-Schulcollegium von Schlesien machte auf die Sache aufmerksam, und die königliche Regierung von Breslau hat der Angelegenheit einen Circularerlaß vom 7. October 1879 gewidmet. In jedem Fall möchten die einschlägigen Schriften für die Kreislehrer-Bibliotheken angeschafft werden. Als solche werden neben denjenigen des Pfarrers Senckel die von Wilhelmi, Schröter, A. de Malarce etc. genannt. Die königliche Regierung von Gumbinnen empfiehlt ihrerseits die Schrift des Hauptlehrers Elwenspöck zu Memel: „Jugendsparcassen.“

Auf Grund dieser günstigen Erfolge richteten 84 „Freunde und Beförderer der Jugendsparcassen in Deutschland“ durch ihren Schriftführer, Pfarrer Senckel, unter dem 27. November 1879 eine Adresse an den Cultusminister von Puttkammer mit der Bitte: an die königlichen Regierungsbehörden einen die Sache der Jugendsparcassen fördernden Erlaß ergehen zu lassen.

Daraufhin ist unterm 12. April folgende Ministerialverfügung eingegangen.

„Aus Euer Hochwürden Schreiben vom 13. Januar, 6. Februar und 4. März dieses Jahres, sowie aus der Adresse vom 27. November vorigen Jahres habe ich mit lebhaftem Interesse von den erfreulichen Fortschritten Kenntniß genommen, welche die Angelegenheit der Errichtung von Jugendsparcassen bisher gemacht hat. Ich entnehme daraus im Besonderen die Ueberzeugung, daß es den Förderern der Sache auch ohne amtliche Hülfe gelingen werde, derselben in immer weiteren Kreisen Freunde zu gewinnen, und meine daher auch jetzt noch keine genügende Veranlassung zu haben, eine amtliche Empfehlung eintreten zu 1assen, zumal eine wirksame Unterstützung nur von solchen Personen ausgehen kann, welche sich aus freier Entschließung mit der Angelegenheit


  1. Viele von diesen deutschen „Jugendsparkassen“ sind jedoch auf ganz verschiedenartigen Prinzipien gegründet und, wie einige Sparcassen im Königreich Sachsen, von der Schule getrennt. Wiewohl ihr wohltätiges Wirken, wie es die Berichte der „Kindersparcasse zu Golditz“, begründet im Jahre 1846 und der „deutschen Volkssparbüchse für Jedermann“ in Artern, gegründet 1870, darthun, nicht zu unterschätzen ist, so fehlt ihnen dennoch das erziehende Element, und wir werden in einem anderen Artikel auf dieselben zurückkommen. Freunde dieser Institute werden uns zu besonderem Dank verpflichten, wenn sie uns durch zuverlässige Nachrichten die Klärung und Sammlung des äußerst zersplitterten Materials erleichtern
    D. Red.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_065.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)