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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

8) Der Menageriebesitzer Kriesel ist als Hausbesitzer in Herford erkundschaftet.

9) Max Linus Hoppe ist in Südamerika entdeckt worden, und zwar als Redacteur einer Zeitschrift „Die Germania“ auf der Colonie Esperanza (Provinz Santa Fé, Argentinische Republik).

10) Ueber den verschollenen Schlossermeister und Ehemann K. E. Mustwitz erhalten wir „actenmäßige“ Nachrichten, welche ausführlich über ihn verhandeln.

11) E. Höhne, den wir in Australien suchten, ist, nach einer Nachricht aus Hamburg, eben als er nach Amerika reisen wollte, 1869, in Sydney erkrankt und gestorben. – – –


Vermißte. (Fortsetzung von Nr. 8 dieses Jahrgangs):

59) Im 79. Jahre noch voll Sorge nach seinem verschollenen Sohne auszuschauen, das ist das Loos eines Vaters in Kellenbach (Hunsrück). Sein Sohn, der Schreiner Peter Schneberger, 1845 geboren, klein, schwächlich und blond, war in Kreuznach verheirathet. Als 1879 seine Frau kinderlos starb, schnürte er wieder den Wanderbündel, wollte über Lahnstein an der Lahn und Wiesbaden sich in’s Badische begeben, ist aber seitdem verschollen.

60) Der Chemiker William Sparker, bekannt durch seine Mittel, sich vor Verbrennen zu schützen, hat 1879 aus Ostende zum letzten Male an die Seinen geschrieben. Diese bitten ihn, Nachricht von sich zu geben.

61) Ein am Rothen Meer verschollener Schweizer wird von Mutter, Bruder, Schwestern und Oheim (J. Haeberlin-Schaltegger in Frauenfeld) gesucht. Er heißt Conrad Emil Tuchschmid, wurde zu Thundorf im Canton Thurgau 1852 geboren, ist ein großer kräftiger Bursche mit ovalem Gesicht, braunen Augen und Haaren und guten Zähnen und beabsichtigte im März 1873 als Mechaniker von Alexandria über den Suezcanal nach Ostindien zu reisen, schrieb auch noch im Herbst jenes Jahres von Massana am Rothen Meer an die Huber’sche Buchhandlung in Frauenfeld um Zusendung einiger Bücher, hat aber von diesem Augenblick an nichts mehr von sich hören lassen.

62) Karl Ludwig Voelker in Jersey City (St. R.-J.), 35 Oakland Av. sucht seinen Bruder Christian Friedrich Voelker, in den 60er Jahren Wirthschafter beim Grafen von Bodelschwingh, und seine Schwester, die bis zum Tode des Vaters (vor 1866) in Königsberg i. Pr., Vorstädtische Borchertsgasse Nr. 50 wohnte.

63) Dem Riemermeister Fritz Vollrath aus Coburg, eine Zeitlang in Wilsdruff bei Dresden, oder dessen Familie die Nachricht, daß seine Mutter, nun achtzig Jahre alt, noch lebt.

64) Ein Zeichen außerordentlichen Vertrauens auf die Aufspürkraft der „Gartenlaube“ ist das Ansuchen, einen Verschollenen im Birmanischen Reiche zu suchen. Es ist dies Isaak Frank Bouant aus Genf, der, 1843 geboren, längere Zeit in der britischen Marine, später bei Herrn Gratien, Vice-Consul in Rangoon, Britisch Burma, India, zuletzt bei den Herren F. Bidrot u. Comp. angestellt, 1865 sich in Ava niedergelassen. Geschildert wird Bouant als ein Mann von mittlerer Größe, ovalem Gesicht, blondem Haar und blauen, sehr lebhaften Augen, der französisch, englisch und spanisch spricht.

65) Ein Sohn, der von den Seinen nicht gefunden sein will, ist Hermann (Herz) Weinreich, um Dubro, russ. Gouvernement Volhynien, geboren; er verließ, in Folge eines Zerwürfnisses, 1861, achtzehn Jahre alt, das Elternhans, schrieb von Paris an seine Eltern, gab aber, auf die Nachricht, daß seine Mutter ihn in Paris aufsuchen wolle, sofort eine falsche Adresse an, meldete, daß er als Dolmetscher nach Spanien zu gehen gedenke, und ist seitdem für die Seinen verschollen.

66) Eine arme 67. Jahre alte Wittwe sucht in ihrem letzten Sohne die einzige Stütze für ihren Lebensrest: Friedrich Georg Zander, 1849 zu Königsberg in Pr. geboren, er wurde in London, wo er, obwohl eigentlich Kellner, in einer Stockfabrik gearbeitet 1872 durch einen Agenten zur Auswanderung nach Paraguay verleitet und hat seitdem keine Nachricht mehr von sich gegeben.

67) Zu Graz in Steiermark ist am 12.August 1875 die Gattin des Schuhmachermeisters Joseph Zàvorg, Johanne Zàvora, aus dem Hause mit der Drohung verschwunden, ihrem Leben ein Ende machen zu wollen. Seitdem war in und um Graz keine Spur mehr von ihr zu finden. Dennoch kann sie noch am Leben sein. Sie ist zu Untervillach in Kärnten, wo ihr Vater Fedelius Schmied Schmelzmeister war, 1841 geboren, hatte kleine Statur, langes hellblondes Haar, hohe Stirn, blaue Augen, spitze Nase, großen Mund und einen dicken Hals; beim Verschwinden trug sie einen carrirten Rock und eine schwarze Joppe. Für ihre Angehörigen ist’s zugleich von rechtlicher Wichtigkeit, daß man über ihr Schicksal bald entschiedene Auskunft erhalte, einerlei ob dieselbe an die „Gartenlaube“ oder an den Advocaten Dr. J. B. Holzinger in Graz gerichtet wird.

68) Der zu Wernsdorf bei Forchheim im Erzgebirg 1851 geborene Otto Richard Zischang, der in der Militäranstalt zu Struppen erzogen und 1865 zu einem Hutmacher in Bautzen in die Lehre gegeben wurde, ist von dort, wohl am Ende seiner vierjährigen Lehrzeit, „in die Welt“ gegangen, ob über’s Meer? wer weiß es! Sein in Chemnitz lebender Bruder hätte gern Nachricht über ihn.

69) Der Brauergeselle August Zucker aus Ottmachau bei Grottkau in Preußisch-Schlesien, geboren 1852, ging 1871 „in die Fremde“, von welcher er noch bis heute nicht wieder heimgekehrt ist. Er war zuerst bei und in Zeitz und in Weißenfels, von wo er noch bis Ostern 1875 die Briefe der Angehörigen beantwortete. Im Herbst desselben Jahres verließ er Weißenfels angeblich in der Richtung nach Leipzig und Torgau zu und wurde 1877 wieder in Weißenfels gesehen. Vielleicht erinnert Jemand oder dieser Aufruf ihn daran, daß er auch Pflichten als Sohn und Bruder hat.

70) Aus Nordamerika geht uns von Mrs. Anna Rhaesa Ames in Camden, Knox County, Maine, die Bitte zu, über den Vater derselben Erkundigungen einzuziehen. Derselbe hieß Theodor Rhaesa, wanderte angeblich über Hamburg 1843 nach Pennsylvanien aus, wo er sich verheirathete. Etwa zwei Jahre später ging er nach Californien, um Gold zu graben, und ist seitdem für seine Familie verschollen. Die Tochter vermuthet nun, daß ihr Vater, der eine Schwester, Amelia, in Deutschland zurückgelassen, in die alte Heimath zurückgekehrt sei. Ist das wirklich der Fall gewesen, so kann der Wunsch der Tochter (deren Mutter noch lebt), von dem Vater Kunde zu empfangen, vielleicht doch erfüllt werden.




Geschichte der deutschen Nationalliteratur des neunzehnten Jahrhunderts von Ludwig Solomon (Stuttgart, Levy und Müller). Auf allen Gebieten der Interpretation geistiger Erzeugnisse macht sich seit lange das Bestreben fühlbar, die einzelnen Schaffensperioden, ja die einzelnen Producte selbst aus dem Geiste der Zeit heraus zu erklären und sie im Zusammenhange mit demselben zu betrachten. Die Beurtheilung künstlerischer oder literarischer Hervorbringungen lediglich vom Standpunkte ihrer selbst aus und ohne den Wurzeln nachzuspüren, die sie mit dem Boden der Zeit verbinden, gehört heute gottlob! so ziemlich zu den überwundenen Gewohnheiten. Dies gilt namentlich auch von der Literaturgeschichte. Der moderne Literaturhistoriker pflegt die geistigen Einzelproducte auf ihren Zusammenhang mit dem Geiste der Zeit, die sie geschaffen, zu prüfen. In diesem Sinne darf Ludwig’s Salomon’s „Geschichte der deutschen Nationalliteratur des neunzehnten Jahrhunderts“ ein echtes Kind der Gegenwart genannt werden; sie geht in der Besprechung der verschiedenen Zeltabschnitte wie der einzelnen Werke, durch welche diese Zeitabschnitte gekennzeichnet werden, den Fäden nach, welche diese mit den allgemeinen Strömungen der Culturbewegung verbinden, und bestrebt sich so, die Wechselwirkung zwischen Literatur und Zeitgeist im Rahmen des gegenwärtigen Jahrhunderts klarzulegen.

Was uns Salomon bietet, ist keine Literaturgeschichte in jenem engen Sinne kurzsichtiger Historiographen, welche den Kreis literarischen Schaffens geschlossen glauben in den drei Poesiegattungen: Lyrik, Epik, Dramatik, unter Hinzunahme der Prosadichtung als vierter Abtheilung; wir haben es hier vielmehr mit einem Werke zu thun, welches neben einer verständnisvollen Einführung in die schöne Literatur uns auch ein umfassendes Gemälde von jenen Disciplinen eines mehr abstracten Schaffens entrollt, wie sie in Philosophie und Geschichte, in Politik und Naturgeschichte, in der Aesthetik und den übrigen aus den Grenzen der reinen Fachwissenschaften sich erhebenden Bethätigungen geistigen Lebens sich uns darthun. Wenn Salomon dabei die Dichtung im engeren Sinne in den Vordergrund der Betrachtung rückt, so geschieht dies stets im Zusammenhange mit der geistigen Bewegung der Zeit überhaupt, und dieser universelle Standpunkt ist es, welcher dem auf umfassenden Studien beruhenden Werke seinen eigentlichen Werth verleiht.

Die Salomon’sche „Nationalliteratur“, ein auch äußerlich sehr geschmackvoll ausgestattetes und mit vierundzwanzig Portraits hervorragender Dichter geschmücktes Buch, führt uns nach einer kurzgefaßten Einleitung zu den Epigonen Weimars, das heißt zu denjenigen Dichtern, die noch unter dem unmittelbaren Einflusse der Schiller-Goethe’schen Zeit schufen, und geleitet uns von da durch die lange Entwickelungsreihe der nachclassischen Literatur bis zu dem Schriftthum der Gegenwart, bis zur Kriegslyrik von 1870/71 und der Literatur „im neuen Reich“; sie entrollt uns in übersichtlicher und klarer Darstellung ein nahezu erschöpfendes, wenn auch nur in den Grundlinien gezeichnetes Bild dieser acht Decennien deutscher Literatur und verdient daher als ein schätzenswerthes Handbuch die Beachtung aller Gebildeten.




Esel-Siesta. (Mit Abbildung S. 581.) Das ist ein frisches Bild aus dem Badeleben – der Strand des eleganten Nordseebades Scheveningen, wo gerade jetzt das vornehme Leben der Saison in höchster Blüthe steht. Die Esel-Siesta, welche uns der Künstler mit seinem Humor vor’s Auge führt, versetzt uns mitten in das bunte Treiben des Dünenlebens. „Jeder Strich meines Bildes,“ schreibt uns Herr Weinberger, „ist dem Leben abgelauscht. Es ist ein trauriges Loos, das diesen armen Vierbeinern, Eseln und Pferden, beschieden ist – zumal den Eseln. Unter harten Stockschlägen werden sie an den Strand getrieben und den Badegästen zum Spazierreiten vermiethet, und zwar unter der zudringlichen Empfehlung der Besitzer: das Reiten auf der Düne gehöre zu den gesundesten Bewegungen, die man haben könne. Du lieber Gott – so ein Ritt aus dem eckigen Rücken eines geduldigen Esels soll Herz, Lungen und Nieren stärken? Das begreife wer kann! Ein Vergnügen ist es jedenfalls nicht, von so einem störrischen und unberechenbar hinterlistigen Thiere bald in den Sand, bald aber in’s Wasser geworfen zu werden. – Letzteres gehört gar nicht zu den Seltenheiten; denn die Herren Esel von Scheveningen sind ganz besonders übellaunig, und ich glaube, das hat seinen guten Grund, sie scheinen dem geduldigen Badepublicum die stündlich von ihren Besitzern zu erleidenden Mißhandlungen heimzahlen zu wollen. So ein Esel hat auch ein Herz, und allzu viel Prügel machen bitter und störrisch. Auf meinem Bilde ist nun freilich nichts zu schauen von solchen Rache-Aeten einer verbissenen und – wenn ich mich des bezeichnenden Ausdrucks bedienen darf – verknurrten Eselsseele – nein, müde wie sie nach den Strapatzen eines heißen Morgens sind, halten sie alle ihre Mittagsruhe, die Esel, der Führer und – der Prügel. Nur Einer wacht über Alle, der getreue, nimmer ruhende Phylax. Ist es nicht ein Bild der Milde und Versöhnung?“


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Kleiner Briefkasten.


H. St. in Dresden. Zur Beurtheilung lyrischer Gedichte fehlt uns alle Zeit.

Gustav Gr. in Breslau. Wiederholen Sie gütigst Ihre Anfrage unter Angabe Ihrer vollen Adresse!

Julie in B. Wir bedauern, Ihnen nicht dienen zu können.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 584. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_584.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)