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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

und Treiben vor den Augen einer finsteren intoleranten Oeffentlichkeit verbergen mußten, und ohne Aussicht auf glänzende Erfolge in dieser Welt, oft in selbstentsagender harter Arbeit die Grundsteine schufen, auf denen sich der stolze Bau der heutigen Naturwisssenschaft majestätisch erhebt?




Das deutsche Lagerbier in den Vereinigten Staaten. Vor nicht langer Zeit hielten die Brauer der nordamerikanischen Union ihre Jahresversammlung zu Chicago im Staate Illinois ab. Die Zusammenkunft war äußerst zahlreich besucht und gab nicht nur der deutschen, sondern auch der englisch-amerikanischen Presse zu recht erbaulichen Betrachtungen Anlaß.

Vor etwa einem Vierteljahrhundert hatte das Bier in den Vereinigten Staaten nur sehr wenige Freunde; es gab dort auch verhältnißmäßig nicht viele Brauereien; man importirte aber ziemlich stark schweres englisches Bier (Ale) und gab diesem entschieden den Vorzug vor dem einheimischen Gebräu. Bei alledem aber gehörte die nordamerikanische Union nicht zu den biertrinkenden Ländern; denn das nationale Getränk war dort der Whiskey. Jetzt ist dies wesentlich anders geworden; die Brauereien sind an Zahl und Größe so gewachsen, daß die Vereinigten Staaten nächst Großbritannien und Deutschland von allen Ländern der Welt das meiste Bier produciren. Dieser Umschwung datirt seit etwa 25 bis 30 Jahren, das heißt seit der Zeit, wo die Einwanderung aus Deutschland größere Dimensionen annahm.

Zunächst waren es allerdings vorzugsweise die Deutschen, welche gern und viel Bier tranken; bald aber gewöhnten sich auch die Amerikaner daran. Man überzeugte sich in Amerika davon, daß das deutsche Lagerbier nicht nur billig und wohlschmeckend, sondern, mäßig genossen, auch heilsam und nicht berauschend ist. Auch gewannen die eingeborenen Amerikaner den freundlich und gemüthlich eingerichteten Bierstuben und den schattigen Gärten, wo man sich bei einem Glase Bier niederlassen und einer leidlich guten Musik zuhören konnte, Geschmack ab; das Stehenbleiben an den Schenktischen und das schnelle Niedergießen des Whiskeys kam entschieden in Abnahme. In nicht zu langer Zeit wurde es denn auch von den unparteiischen Amerikanern anerkannt, daß die Einführung des Lagerbiers den übermäßigen Genuß des Whiskeys und des Branntweins überhaupt wesentlich eingeschränkt und die Nüchternheit gefordert habe. Die eingefleischten Mäßigkeitsapostel allerdings, deren Zahl jenseits des Oceans bekanntlich nicht gering ist und die in den Gesetzgebungen einzelner Unionsstaaten zeitweise sogar in der Mehrheit sind, zeigen sich auch als bittere Gegner des Lagerbieres und bekämpfen dessen Genuß mit aller Macht. Dafür mehren sich aber andauernd die Stimmen in der englisch-amerikanischen Presse, welche dem Lagerbier das Wort reden und dasselbe als ein angenehmes und gesundes Getränk dem Whiskey und jeder Branntweinssorte gegenüber empfehlen.

Ganz besonders fällt hier indeß auch der Umstand in's Gewicht, daß die officielle Statistik dargethan hat, daß die Einnahmen der Vereinigten Staaten durch das Anwachsen der Production und der Consumtion des Bieres bedeutend zugenommen haben. Im Jahre 1870 wurden in der Union 203,813,096 Gallonen gegohrner Getränke producirt, zehn Jahre später, 1880, aber schon 413,760,410 Gallonen: bei weitem das Meiste hiervon war einfaches Bier und Lagerbier. Trotz alledem stehen die Vereinigten Staaten bis jetzt hinsichtlich der Bierproduction noch weit hinter England und Deutschland zurück, senden doch diese Staaten noch immer massenhaft Bier über den Ocean, und zwar mehr als 1 Million Gallonen jährlich. Nachgelassen hat allerdings der Import fremder Biere bedeutend, sodaß 1880 zwei Drittel Bier weniger importirt wurde, als im Jahre 1873. Das amerikanische Bier ist auch der Qualität nach viel besser geworden, weshalb die Nachfrage nach fremdem geringer wurde. Im Jahre 1880 wurde nur noch für 683485 Dollars Bier aus Europa importirt, und das meiste davon kam aus Baiern. Im Vergleich zu England ist aber die nordamerikanische Union noch immer kein starkes Biertrinkerland; denn die Engländer consumiren von ihrem schweren Biere jährlich die enorme Summe von 82 Gallonen per Kopf; dagegen kommen weder Deutschland noch Amerika auf.

R. D.




Chinesische Zauberspiegel. Im Jahrgang 1877, Seite 487 brachte die „Gartenlaube“ einen Aufsatz über diese merkwürdigen Erzeugnisse des asiatischen Kunstfleißes. Damals war die Eigenschaft dieser Spiegel, in ihrem Widerschein auf der Wand Bilder zu zeigen, die wohl aus der Rückseite der Metallscheibe im gegossenen Relief, aber schlechterdings nicht auf der spiegelnden Fläche selbst zu erkennen sind, noch nicht zu allgemeiner Befriedigung erklärt worden. Die „Gartenlaube“ ist ein ungemein fruchtbares Feld, um geistigen Samen auszustreuen, und der Artikel hatte das Glück, in die Hände der englischen Physiker Ayrton und Perry zu fallen, welche damals an der Ingenieurschule zu Yeddo in Japan wirkten und sogleich beschlossen, den Eigentümlichkeiten und der Fabrikation dieser mysteriösen Spiegel genauer nachzuspüren. – Ihre Bemühungen wären denn auch von dem besten Erfolge gekrönt, und schon am 24. Januar 1879 konnte W. E. Ayrton der königlichen Gesellschaft zu London eine Arbeit über diese sogenannten Zauberspiegel vorlegen, in welcher alle dunklen Punkte aufgeklärt wurden. Aus dieser und einer ganzen Reihe weiterer Abhandlungen, die seitdem von Ayrton und verschiedenen anderen Physikern, wie Bertin und Duboscq, Laurent und Anderen den gelehrten Gesellschaften von London und Paris vorgelegt worden sind, geht hervor, daß es sich bei diesen Spiegeln um schwer wahrnehmbare Unregelmäßigkeiten der spiegelnden Oberfläche handelt, die den Reliefs der Rückseite genau entsprechen und durch eine eigentümliche Behandlung bei der Politur erzeugt werden; die Spiegelfläche ist nämlich an den Stellen, welche den Reliefs der Rückseite entsprechen, weniger stark gewölbt, als an den übrigen Theilen. Diese weniger gewölbten Theile werfen daher mehr Sonnenlicht auf die Wand, als die mehr convexen Theile, und darum erscheinen sie im Wandbilde heller als die übrigen Punkte der runden Lichtscheibe. Die allgemeine Form und das Relief der Rückseite dieser Spiegel wird durch Guß hergestellt, wobei aber die Spiegelfläche zunächst nicht gewölbt ist. Erst indem man den Spiegel mit seiner durch einen erhabenen Rand geschürten Rückseite auf den Arbeitstisch legt und seine Oberseite unter starkem Drucke mit einem etwas zugestutzten Eisen, dem sogenannten Megebo, nach allen sich kreuzenden Richtungen gleichmäßig schrammt und dann polirt, bringt man die Wölbung hervor: der Spiegel wölbt sich dabei natürlich, weil er hohl liegt, zunächst nach rückwärts und wird concav, springt dann aber, vermuthlich in Folge des starken Kupfergehalts (76. bis 80 Procent) der Bronze, elastisch zurück und wird convex.

Die dickeren und nach, hinten durch Reliefs verstärkten Theile geben dabei weniger dem Drucke des Megebo oder schrammenden Eisenstabes nach und werden deshalb schließlich auch weniger convex, und dies tritt natürlich umsomehr hervor, je dünner der Spiegel in seinen nicht verdickten Theilen ist. Die Spiegelfläche wird nachher mit einem Zinnamalgame überzogen und die Politur durch Tripel (eine Art Mineral) und Holzkohle vollendet. Nur einige Procente der japanischen Bronzespiegel zeigten die „magischen“ Eigenschaften in erheblichem Grade, aber Govi, Bertin und Duboscq haben gefunden, daß man auch diejenigen ostasiatischen Bronzespiegel, welche diese Eigenschaften in minderem Grade oder gar nicht zeigen, in Zauberspiegel verwandeln kann, indem man sie von hinten erhitzt, oder die Luft hinter ihnen comprimirt. In beiden Fällen dehnen sich die dünnern Theile stärker aus und wölben sich mehr als die mit Reliefs bedecktem und das magische Lichtbild tritt dann scharf auf der Wand hervor – hell auf dunklem Grunde. Verdünnt man umgekehrt die Luft hinter dem in den Deckel einer luftdichten Büchse gekitteten Spiegel, so werden die dünneren Theile stärker rückwärts gewölbt als die dickeren, und das Wandbild erscheint jetzt umgekehrt, dunkel auf hellerem Grunde. Es ist nicht unmöglich, daß diese auffallenden Eigenschaften früher eine gewisse Rolle in dem alten Nationalcultus Japans, der Sinto-Religion, gespielt haben: denn als höchstes Symbol derselben gilt ein solcher runder Bronzespiegel, und das größte Nationalheiligthum des Sonnenreiches ist der im Palaste von Ise aufbewahrte älteste Bronzespiegel, den die Sonnengöttin dem ersten Herrscher Japans als Reichspalladium geschenkt haben soll. Einer dieser Tempelspiegel zeigt nach Ayrton's Bericht eine von den erwähnten verschiedene magische Eigenschaft. Steht man gerade davor, so sieht man nichts, als sein eigenes Abbild, blickt man aber unter einem sehr schiefen Winkel darauf, so erblickt man ein Buddhabildniß, welches aber wahrscheinlich auf einem anderen Wege, nämlich durch Einätzen und nachheriges Ueberpoliren, der Spiegeloberfläche mitgeteilt wurde.




Erklärung. Von Herrn Leo F. Emil Pierre, dem Verfasser unseres Artikels „Caroline Bauer als Gräfin Plater“ (Nr. 27 der „Gartenlaube“ ) geht uns unter Bezugnahme auf die „Erklärung“ des Herrn Gottfried Keller in Zürich (Nr. 34 der „Gartenlaube“) die Mittheilung zu, daß mit dem Namen „Gottfried Keller“ nicht der eben genannte ausgezeichnete Züricher Novellist und Lyriker, sondern der augenblicklich in Paris lebende geistreiche Essayist gleichen Namens (Pseudonym: Cave) habe bezeichnet werden sollen.

D. Red.




Kleiner Briefkasten.

D. W. in Memel. Ihnen, Verehrter, und den übrigen lyrischen Heißspornen der deutschen Sängergilde geben wir den wohlgemeinten Rath, die Stromfluth Ihrer poetischen Sendungen, welche unsere Pulte schier zu überschwemmen droht, von uns freundlichst ab- und dem geschickt redigirten „Deutschen Dichterheim“ in Dresden-Striesen (Redacteur: Paul Heinze) zuzuwenden, das zu freundlichem Empfange lyrischer Gäste stets geöffnet ist. Unser Haus hat leider nicht Raum für so zahlreichen edlen Besuch aus dem grünen deutschen Dichterwalde.

H. K. in M. Ist eine vollständig correcte Wortbildung.

Erna. Sie vermutheten richtig. Es ist kein Pseudonym, sondern der wirkliche Name des Autors. Ueber den uns in Ihrem Briefe namhaft gemachten Schauspieler haben wir vor der Hand keine Veranlassung einen Artikel zu bringen.

K. L. in Berlin. Herr Maler Rudolf Cronau hat seine Reise auf dem Mississippi in Begleitung des Capitain Boyton längst glücklich beendet und gedenkt jetzt den vielbesprochenen Indianerhäuptling Sitting-Bull im Interesse der „Gartenlaube“ zu besuchen. Weitere trefflich gelungene Bilder von Cronau's Hand werden zum Druck vorbereitet.




Nicht zu übersehen.

Mit dieser Nummer schließt das dritte Quartal des laufenden Jahrgangs. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.

Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahres aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Die Verlagshandlung.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 636. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_636.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2022)