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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

Feinde dringend, die folgende Mittheilung nicht mit dem schiefen Blicke der Gehässigkeit, sondern mit dem geraden der theilnehmenden Einsicht zu betrachten. Ihre Widersacherschaft zwingt uns, das, was wir soeben aufgestellt haben, auch zu beweisen.

Auf dem Repositorium unserer Redaction befindet sich auch eine „Zur Wohlthätigkeit“ überschriebene Abtheilung. Sie enthält je ein Fach für „Kriegs-Invaliden“, „Vermißte“, „Eisenbahnbedienstete und Subalternbeamte“, „Waisenversorgung“ und auch ein Fach mit der einfachen Ueberschrift: „Lehrernoth“. Hätte jener Verfasser einen Blick in diese Briefe, Zeugnisse und Actenstücke voll Klagen und Jammer geworfen, der Muth zu seiner Behauptung würde ihm geschwunden sein. Er würde erkannt haben, wie groß die Noth, wie gedrückt die Stellung noch vieler Dorfschullehrer in nicht wenigen Landstrichen des deutschen Reiches ist. Er würde aber auch mit Schrecken gesehen haben, wie Druck, Sorge und Entbehrung nicht selten das Mannesgefühl der Bittenden erstickt und sie zu Ausdrücken verleitet, welche dem „unterthänigen und unterwürfigen Geschrei“ jenes „Schulmeisters“ sehr nahe stehen. Aber auch diese „Enthüllung“ gereicht nicht den Lehrern zur Unehre; nicht Liebedienerei und Knechtssinn treibt die Unglücklichen soweit, sondern die bittere Noth, welche oft genug selbst die Kraft starker Charaktere nach und nach aufzehrt. – Da ist noch viel zu helfen, ehe man sich überhebt und den alten Mithelfer zur Seite stößt. – Nie ist eine Silbe darüber von uns verrathen; es ist so oft wie möglich den Beklagenswerthen still geholfen worden, oder wir schlugen die Angelegenheit an unser „Schwarzes Brett für die Volksschule“, das doch wahrhaftig auch nicht gegen die Ehre des Lehrerstandes von uns aufgestellt worden ist.

Lassen wir aber sogar das Hereinziehen gerade dieser Schulmeisterfigur in unsere Erzählung einen Mißgriff sein – die große Aufregung vieler Lehrer dagegen zeugt ja für eine solche Auffassung derselben –, berechtigt das den ganzen deutschen Lehrerstand, wie wenigstens die Lehrerzeitungen behaupten, im Handumdrehen aus dem Gedächtnisse der dermaligen Lehrergeneration Alles wegzuwischen, was die „Gartenlaube“ in so langer Zeit und bis zu ihren letzten Nummern für sie geleistet? Glauben die Lehrer, daß die deutschen Familien dies- und jenseits der Meere, in deren Besitz wir untrüglich über drei Millionen Bände der „Gartenlaube“ wissen, auch so rasch, wie die Herren Lehrer selbst, vergessen haben, daß unser Blatt wie kein zweites in Deutschland die Sache der Schule und der Lehrer in den schlimmsten Zeiten gegen oben und unten fest und treu vertreten hat? Und wie wollen sie sich nun die Frage beantworten, was ihre Ehre, ihr Ansehen beim Volke mehr schädigt, eine komische Schulmeisterfigur in einer humoristischen Erzählung, oder ein solches Beispiel von plötzlicher Gehässigkeit aus so kleinlichem Grunde gegen ein Blatt, das so oft in ihren eigenen Reihen „eine treue Freundin der Schule und der Lehrer“ genannt worden ist?

Uns schmerzt diese traurige Erfahrung bitter, aber wahrlich nur um der Lehrer willen. Uns wird sie von dem uns vorgezeichneten Wege nicht ablenken; wir werden auch ohne die Lehrer für sie und die freie Schule fortwirken, indem wir dem alten Banner treu bleiben, das uns in die Hand gegeben ist mit den Wahlsprüchen: „Alles für das Volk!“ und „Nur Bildung macht frei.“

D. Red.


Edmund Höfer todt! Auf dem durch so manches Dichtergrab geweiheten Friedhofe zu Cannstatt senkte man in diesen Tagen den Sarg eines Todten ein, der, wie sein Name zu den geachtetsten gehört, welche die neue deutsche Erzählungsliteratur kennt, so auch in den Reihen der Novellisten der „Gartenlaube“ eine hervorragende Stellung einnimmt: Edmund Höfer ist todt! Er starb am 22. Mai im dreiundsechszigsten Lebensjahre. Unser Blatt dankt ihm die Erzählungen „Im hohen Hause“ (Jahrgang 1861), „Der Junker von Hohensee“ (1862) und „Die Herrin von Dernot“ (1867), Prosadichtungen, welche ihm die ungetheilte Liebe und Verehrung unserer Leser eingetragen. Höfer’s Talent wird namentlich durch zwei Merkmale gekennzeichnet, deren Vereinigung eine ebenso seltene wie glückliche genannt werden muß: in ihm geht echte und ungekünstelte Gefühlswärme im Erfassen dichterischer Stoffe mit gesundem, mannhaftem Realismus im Gestalten der einmal ergriffenen Charaktere Hand in Hand, was namentlich von seinen älteren Erzählungen gilt. Zumal seine derben, starknervigen nordischen Gestalten tragen ein warm schlagendes Herz im Busen und das Roth des wirklichen Lebens auf den Wangen; sie heben sich von dem bei Höfer beliebten Hintergrunde der alten giebel- und erkergeschmückten Patricierhäuser unserer Hansastädte ebenso plastisch wie lebensvoll ab und erfreuen nicht minder durch fesselnde Eigenart im Wesen und Naturell wie durch einheitlich künstlerisches Gepräge in Zuschnitt und Haltung. Diese schätzenswerthen Eigenschaften haben auch die Leser der „Gartenlaube“, namentlich die älteren unter ihnen, an Edmund Höfer’s liebenswürdigem Talente kennen gelernt, und so wird gewiß auch Mancher aus ihrer Zahl sich mit uns einig wissen in dem zugleich schmerzlichen und erhebenden Gefühle: mit diesem jüngsten Todten der deutschen Dichtung ist wieder Einer von Denen hingegangen, welchen wir nachrühmen müssen: sie waren eine Zierde unseres Schriftthums, und ihre Werke werden sie überleben.





Vierter internationaler Alpiner Congreß zu Salzburg. Viele unserer Leser werden es mit Interesse vernehmen, daß vom 11. bis 15. August dieses Jahres zu Salzburg der vierte internationale Alpine Congreß und gleichzeitig eine Alpine Ausstellung stattfinden wird. Wie aus dem Circular des „deutschen und österreichischen Alpenvereins“ zu ersehen, wird sich das Ganze durch die Mannigfaltigkeit der zu verhandelnden Fragen und durch die Fülle der in Aussicht genommenen Vorträge sehr anregend und interessant gestalten. Die Ausstellung selbst umfaßt nachstehende fünf Gruppen: 1) Alpine Publicationen der Presse, 2) Kartenwerke, 3) Bau- und Hüttenpläne (Entwürfe, Pläne, Modelle, Kostenberechnungen, Abbildungen von Hütten und alpinen Bauten), 4) Bildliche Darstellungen (Ansichten alpiner Landschaften, Panoramen, Trachten etc. in Zeichnung, Photographie, Licht-, Schwarz- oder Farbendruck mit Ausnahme von Gemälden) und 5) Alpine Ausrüstungsgegenstände. Wenn man bedenkt, was in den letzten Jahren für die Erforschung der Alpenwelt und für die Erleichterung des Touristenverkehrs geleistet worden ist, so muß man den Gedanken an eine derartige Ausstellung nicht nur als einen sehr glücklichen, sondern auch als einen höchst zeitgemäßen betrachten. Leider gestattet uns der beschränkte Raum nicht, ausführlicher auf diesen Gegenstand einzugehen, und wir verweisen daher Alle, die sich für denselben besonders interessiren, an den Vorstand der „Section ‚Salzburg’ des deutschen und österreichischen Alpenvereins“, Herrn Professor Eduard Richter in Salzburg.





Goetzinger’s Reallexicon der deutschen Alterthümer. Ein Hand- und Nachschlagebuch. Abtheilung I und II. Leipzig. Woldemar Urban.

Der praktische Gedanke der „Nachschlagebücher hat nunmehr nach den klassischen und französischen auch die deutschen Alterthümer in lexikalische Form zusammen gedrängt. Nach dem bedeutenden Aufschwunge, den die deutsche Geschichts- und Sprachforschung genommen hat, konnte es nicht ausbleiben, daß über die Kreise der Fachgelehrten hinaus der Gebildete überhaupt sich einer gewissen Bekanntschaft mit den Ergebnissen jener großartigen Leistungen auf dem Gebiete der deutschen Alterthumsforschung nicht entziehen konnte. Besonders seitdem der Deutsche sich von Neuem als Glied einer großen Nation hat fühlen lernen, wendet er sich naturgemäß wieder der deutschen Urzeit und jenen Zeiten des Mittelalters zu, wo Deutschland eine gleiche Machtstellung einnahm wie jetzt. Und mit Recht; denn in jener Urzeit liegen schon die Grundzüge deutscher Art und deutscher Gesittung, und in uns leben jene Culturanlagen noch fort. In diesem Sinne ist das vorliegende Werk geschrieben. Die einzelnen Artikel sind kurz und allgemein verständlich geschrieben, beruhen aber auf den Forschungen unserer hervorragendsten Germanisten und Historiker und umfassen besonders die Alterthümer des Staatslebens, des Krieges, der Literatur und des häuslichen Lebens. Zur weiteren Orientirung ist bei jedem Artikel die entsprechende Literatur angegeben. Das Ganze athmet einen so intimen Geist deutscher Forschung, daß das Buch jedem, der nur einiges Interesse für die Culturentwickelung unserer Vorfahren hat, ein nützliches und willkommenes Hülfsbuch sein wird.




Kleiner Briefkasten.



W. Z. in New-York. Wir dienen Ihnen mit dem größten Vergnügen, wie es uns überhaupt eine Freude ist, unseren Mitarbeitern und Abonnenten mit Rath und That zur Seite stehen zu können. Also haben Sie die Güte, uns näher zu benachrichtigen!

Frau S. Sch. geb. I. in Kassel. Befremden wider Befremden! Vergegenwärtigen Sie sich gefälligst den Gang unserer Correspondenz! Sie senden uns einen längeren novellistischen Beitrag und erhalten denselben nach Ablauf von sechs bis acht Wochen mit einem eingehend motivirenden Dankschreiben zurück, welches die Arbeit als nicht geeignet für die „Gartenlaube“ in den höflichsten Worten ablehnt und um weitere gefällige Beiträge bittet. Wir hätten die Angelegenheit, wie dies bei anderen Redactionen üblich, auch einfach geschäftlich-summarisch behandeln können. Das thaten wir nicht. Und was ist der Lohn für unsere Galanterie? Eine beleidigte Epistel Ihrerseits, in der Sie sich über unseren „langsamen Geschäftsgang“ als eine Ihnen widerfahrene „grobe Unzulänglichkeit“ bitter beklagen. Alle Rücksichten der Höflichkeit unsern Mitarbeitern gegenüber in Ehren, zumal wenn diese dem schönen Geschlechte angehören! Aber, geehrte Frau, gegen eine Sprache, wie Sie sie zu führen belieben, müssen wir denn doch auf das entschiedenste protestiren. Keinem unserer geehrten Correspondenten dürfen wir gestatten, die Dehors des journalistischen Verkehrs uns gegenüber aus den Augen zu lassen. Soviel gegen die Form Ihrer Zuschrift! — Was den Inhalt derselben betrifft, so bitten wir Sie, uns gefälligst die Frage zu beantworten: Woher soll eine vielbeschäftigte Redaction, der täglich mindestens sechs bis acht Beiträge von dem Umfange des Ihrigen zugehen (die zahllosen weniger voluminösen gar nicht mitgerechnet!), die Zeit hernehmen, dieses Material neben den zeitraubenden laufenden Arbeiten zu bewältigen, wenn man ihr für umfangreiche Erzählungen nicht mehrere Wochen Lesefrist gewährt? Verehrte Frau, der Tag hat auch in Leipzig nur vierundzwanzig Stunden.

D. K. in Riga. Verfügen Sie ganz über uns, geehrte Frau! Trotz unserer sehr in Anspruch genommenen Zeit werden wir Ihrem so liebenswürdig ausgesprochenen Wunsche gern entsprechen.

C. H. in Toledo, Ohio. Herzlichen Dank für Ihre freundliche Mittheilung und Ihre Sympathie für unser Blatt! Das Mittel, über welches Sie von uns Auskunft zu erlangen wünschen, ist uns nicht bekannt. Man kann aber fast mit Sicherheit annehmen, daß die Anpreisung desselben auf Schwindel beruht, da es gegen das erwähnte Uebel keine Heilmittel dieser Art giebt.

M. B. in G. Redactionsgeheimniß.

H. K. Ein Werk über Kryptographie, das für jede Sprache brauchbar ist, existirt nicht. Das des Herrn V. Niethe (Buchdruckereibesitzer in Berlin) hat den Titel: „Das bei der Chiffrir-Abtheilung des deutschen Reichskanzleramtes eingeführte Chiffrirsystem. Berlin, 1874. Druck und Verlag von H. Niethe. Preis 20 Mark.“

A. Z. in Palermo. Sehr gern!

Hermann B. Die deutsche Handelsflotte ist die drittgrößte der Welt und wird nur von den Handelsflotten Englands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika übertroffen. Im Jahre 1879 zählte sie 351 Dampfer und 4453 Segelschiffe, deren Tonnengehalt 1,129,129 betrug, wovon auf die Dampfschiffe 179,662 Tonnen entfielen. Im Jahre 1881 erreichte unsere Handelsflotte bereits eine Leistungsfähigkeit von mehr als 1,600,000 Tonnen.



Redacteur: Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_388.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)