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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

Im Nachen.
Nach dem Oelgemälde von Professor Karl Raupp.

„Nun raste, treuer Nachen,
Nach athemloser Flucht!
Mein heimlich Glück nun berge,
Du dämmerstille Bucht!“

Der Jüngling, hocherglühend,
Zieht leis’ das Ruder ein –
Die Maid vor ihm erschauert
Und schweigt in süßer Pein.

Zum ahnungsvollen Herzen
Drängt stockend all ihr Blut;
Von ihrem Schooß die Rose
Entgleitet in die Fluth.

Sie kommt sich wie umsponnen
Von Märchenzauber vor –
Da dringen heiße Worte
Wie traumhaft an ihr Ohr.

Sie lauscht – wie warmer Lenzhauch
Sich’s über sie ergießt –
Sie glüht und gleicht der Blume,
Die zitternd sich erschließt. – –

Nun, Nachen, such’ dir selber
Durch’s Schilf verschwieg’nen Lauf! –
Zwei jungen Menschenherzen
Blüht lichter Frühling auf.

Ernst Scherenberg. 
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_397.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)