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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

Mal starke und geringe unter einander; von diesen mußte ihm der Jäger genau den Stand, das heißt ihren Aufenthalt angeben, und wer die Schwierigkeit im Allgemeinen zu würdigen weiß, welche mit dem Beschleichen des überaus hellhörigen Wildes verknüpft ist, der wird einräumen, daß andere Mittel zu diesem Zweck dienstbar gemacht werden mußten, und diese waren und sind lediglich die Fährten; sich selbst kann das Wild vor dem Jäger wohl verbergen, aber nicht seine Fährten.

Wolf. Schnürende und trabende Fährte. Fährte des Hasen. Wildkatze. a flüchtige Fährte, b vertraute Fährte. Hund. Fuchs. a schnürende, b schleichende, c flüchtige Fährte.
Fischotter.
Dachs. Vetraute und flüchtige Fährte. Edelhischfährte (⅔ natürl. Größe). Flüchtige Fährte des Edelwilds. Spur des Wildschweins (⅔ natürl. Größe). Spur des Frischlings (⅔ natürl. Größe).


Einige Spuren und Fährten des Wildes. Von O. von Riesenthal.

In der Jägerspräche versteht man unter „Tritt“ den im Erdboden sichtbaren Abdruck von einem Fuße des Wildes, unter „Fährte“ die auf einander folgenden „Tritte“, und zwar bezeichnet man mit diesem Ausdruck besonders die im Erdboden abgedrückten Zeichen des Wildes, welches auf Hufen geht oder, wie der Jäger sagt, „auf Schalen zieht“, und die des Bären, während man bei dem kleineren Wilde und dem Raubzeug von der „Spur“ spricht. Beide Ausdrücke pflegt man auch im Allgemeinen statt „Tritt“ zu gebrauchen. Im weichen Schnee und im feuchten Sande drückt sich die Fährte natürlich am deutlichsten ab, und als so vollkommene wollen wir die hier abgebildete Edelhirschfährte ansehen.

Wenn wir die Sohle eines Zweihufers und des Wildschweins betrachten, so finden wir an der hinteren Seite zwei vorstehende Theile, die Ballen, und in deren Verlängerung nach vorn die beiden Theile des gespaltenen Hufs, die Schalen, deren Ränder scharf hervortreten, während ihre inneren Theile sich nach innen leicht wölben. Da die hervorragenden Theile, also Ballen und Schalenränder, sich in den Boden hineindrücken, sind sie dunkel dargestellt im Gegensatz zu dem durch die Wölbung der inneren Sohle anfgequollenen Erdboden, welcher heller hervortritt, wie auch der schmale Raum zwischen den beiden Schalen.

Gilt zwar im Ganzen diese Beschreibung von allen Fährten dieser Wildarten, so zeigt uns doch ein eingehender Vergleich gewisse Unterschiede; denn während die Hirschfährte ein Oval darstellt, der Fährte eines Kuhkalbes nicht unähnlich, ist die des Damwilds schmäler und gestreckter, ziegenartiger, und die Ballen nehmen fast die Hälfte der Sohle ein, während sie beim Edelwild etwa nur ein Viertel der Sohle ausmachen; der Abdruck des Rehs ähnelt mehr dem des Edelwilds, unterscheidet sich aber außerdem von der, je nach dem Alter, etwa gleichgroßen Damwildfährte durch die Ballengröße, welche etwa ein Drittel der Sohle ausfüllt.

Nun hat es der Jäger, abgesehen von dem selten vorkommenden Elchwild, noch mit dem Wildschwein zu thun, dessen Tritt dem des Edelwildes zwar sehr ähnlich sieht, immer aber die Oberrücken, das heißt die beiden hornigen Auswüchse an der Hinterseite des Laufes (Fußes) im Boden abdrückt, was das vorher genannte Wild nur in der Flucht (im schnellen Lauf) thut; bei ersterem drücken sich die Oberrücken nur als rundliche Vertiefungen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_465.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2023)