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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)


No. 52.   1882.
Die Gartenlaube.

Illustrirtes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Wöchentlich bis 2 Bogen.    Vierteljährlich 1 Mark 60 Pfennig – In Heften à 50 Pfennig.



An unserer Leser.

Mit dieser Nummer schließt der dreißigste Jahrgang unserer Zeitschrift. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten ihre Bestellungen auf das erste Quartal 1883 schleunigst aufgeben zu wollen und bringen denselben zugleich zur Kenntniß, daß wir den neuen Jahrgang mit der allseitig interessevoll erwarteten und ebenso inhaltreichen wie fesselnden Erzählung:

„Gebannt und erlöst“ von E. Werner

eröffnen werden. Derselben wird sich eine Reihe von novellistischen Beiträgen aus den Geisteswerkstätten unserer bedeutendsten Autoren anschließen, und zwar in erster Linie:

„Die Braut in Trauer“,

Roman aus der Gegenwart von

Ernst Wichert.
„Brausejahre“,

Erzählung aus der classischen Periode Weimars von

A. von der Elbe.
„Der Chaldäische Zauberer“,

Abenteuer aus der römischen Kaiserzeit von

Ernst Eckstein.

Außerdem sind in Vorbereitung Novellen und Erzählungen von E. Marlitt, Wilhelm Jensen, Hans Hopfen, Robert Schweichel, Victor Blüthgen etc.

Auch auf den übrigen Gebieten der Unterhaltung und Belehrung werden wir im neuen Jahrgange unsere alten Ziele treu im Auge behalten und stets bestrebt sein, den Lesern in geschmackvoller Form einen gediegenen Inhalt zu bieten, vor Allem aber für den deutschen Vaterlandsgedanken und die Kräftigung gesunder Freiheitsbestrebungen, sowie für die gemeinnützige Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse und die vernunftgemäße Pflege des öffentlichen Wohlfahrtssinnes energisch eintreten. Auch werden wir dem illustrativen Theile unseres Blattes, wie immer, unsere besondere Sorgfalt widmen.

Aus der Zahl demnächst erscheinender, besonders interessanter Artikel heben wir nur hervor: „Franz Defregger“ von Fr. Pecht, „Julius Wolff“ von Albert Traeger, „Aus dem orientalischen Religionsleben“ von L. von Hirschfeld, „Bilder aus dem stillen Ocean“ von O. Finsch, „Das Heidelberger Schloß“ und die Idee seiner Renovirung als nationale Aufgabe“ von einem hervorragenden Fachmann, „Zweitausendfünfhundert Meilen durch den Westen der Union“, eine Artikelserie von Udo Brachvogel mit Illustrationen von Rudolf Cronau.

Schließlich lenken wir die Aufmerksamkeit unserer Abonnenten noch auf unser neugegründetes Beiblatt

„Zwanglose Blätter“,

welches wir ach wie vor gratis der „Gartenlaube“ beilegen werden und dessen jüngst erschienene erste Nummern überall die freundlichste Aufnahme fanden. Dieselben werden fortfahren einzelne Abschnitte des gesammten Culturlebens, so weit sie für die deutsche Familie von Interesse sind, in anschaulicher und gewissenhafter Weise in den Bereich der Besprechung zu ziehen.

Die Redaction und die Verlagshandlung der Gartenlaube. 


Im Banne der Musen.

Novelle von W. Heimburg.
(Schluß.)


„Und es war eine Zeit, schier so süß wie der Lenz da draußen. Von meines Vaters Stirn verzog sich allgemach die Sorgenfalte, und ein weicher Schimmer legte sich darauf, so er von Conradus sprach, meine Mutter aber folgete ihm mit glänzenden Augen; ihre Blicke, die wanderten wohl von ihm zu mir, und ein fast schalkhaft Lächeln zitterte ihr um den ernsten Mund.

Droben saß Conradus ob seinen Büchern; eine Predigt that er ersinnen auf Pfingsten, ließ sich gar selten sehen und hatt' sein Stüblein nach dem Garten hinaus verleget, auf daß er ungestöret könne studiren. Zuweilen, wenn ich den Gartenweg hinaufschritt, stund er am Fenster und blickte in gar tiefen Gedanken in das grüne schwankende Geäst der Linden, oft auch hörete ich ihn auf- und abwandeln dort oben, schier ruhelos, stundenlang.

Eines Tages aber kam er herunter, da er mich erblickte.

,Du siehst bleich aus, Conrade, studirst schier allzu viel.‘

Er aber schüttelte das Haupt.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 853. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_853.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)