Seite:Die Gartenlaube (1883) 145.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883)


Die meistens weiß getünchten Landhäuser der Europäer liegen alle in schönen, mit den herrlichsten tropischen Bäumen gezierten Gärten und sind fast ausnahmslos wie nach der Schablone gebaut; sie haben wegen der häufigen Erdbeben in der Regel keine Etagen und dehnen sich statt in die Höhe in die Breite und Länge aus. Jede Villa hat eine von weißen Säulen getragene mit Marmortischen und bequemen Rohrstühlen besetzte Veranda oder Vordergallerie, auf welcher Besuche empfangen und Soireen abgehalten werden; von hier führen mehrere Flügelthüren in die großen und luftigen Zimmer. Mitten durch das Haus zieht sich ein saalähnlicher, ebenfalls möblirter Gang, die sogenannte Mittelgallerie, während sich auf der dem Garten zugewandten Seite des Hauses die sehr große Hintergallerie, der eigentliche Wohnraum der Familie befindet, wo auch gegessen wird.

Europäisches Landhaus bei Batavia.
Auf Holz gezeichnet von A. Göring.

Zu beiden Seiten des Hauses liegen noch mehrere Nebengebäude, welche der Hauptsache nach als Vorrathskammern, Küche und Badestube, sowie als Pferdestall, Wagenremise und Kutscherwohnung benutzt werden. An diese Nebengebäude stoßen die für die Familien der malayischen Diener bestimmten Bambushütten.

Die Malayen, welche von ihrer Herrschaft außer freier Wohnung monatlich 10 bis 15 Gulden Lohn erhalten, sind als Diener in europäischen Familien sehr brauchbar. Man bedient sich mit Vorliebe solcher malayischer Dienstboten, da europäische Diener mit einem so geringen Lohne nicht auskommen könnten und außerdem die Verwendung von Europäern als Diener das Ansehen der Weißen in den Augen der Malayen herabdrücken mürde.

Die Dienerschaft in einer europäischen Familie ist in der Regel sehr zahlreich; fast jedes Familienmitglied hat seinen eigenen Diener und auch für jede regelmäßig wiederkehrende Arbeit sind besondere Leute angestellt.

Das häusliche Leben der Europäer in Batavia ist im Allgemeinen etwas einförmig und spielt sich fast Tag für Tag in derselben Weise ab: man steht in der Regel früh um sechs Uhr auf, badet und nimmt dann den aus Kaffee oder Thee, kaltem Fleisch, Eiern und Käse bestehenden Imbiß ein. Um zwölf Uhr wird das stereotype Reisfrühstück servirt, bei welchem mit Wasserdampf gekochter Reis, der mit einer aus verschiedenen tropischen Kräutern und Wurzeln bereiteten gelben bitteren Sauce (Kari) übergossen wird, das Hauptgericht bildet; als Zuspeisen zum Reis ißt man mehrere auf verschiedene Weise zubereitete Fleischsorten, mit Tamarinden gebratene Hühner, gesalzene rothe Fische, spanischen Pfeffer und gebratene Bananen. Bei diesem Frühstück trinkt man in der Regel keine geistigen Getränke, da dieselben in Folge des Klimas, auch in geringer Menge genossen, eher erschlaffend als belebend wirken. Nur Sonntags wird beim Frühstück ein Glas Bier oder Rothwein mit Wasser getrunken.

Die Hauptmahlzeit, das eigentliche Mittagessen, wird in allen europäischen Familien Batavias um 7 Uhr Abends eingenommen und auch bei dieser Mahlzeit nur Rothwein getrunken. Außerhalb der Mahlzeiten trinkt man nur Eiswasser, dem die Herren gewöhnlich etwas Cognac zusetzen. Das hierzu verwendete Eis wird in Batavia selbst künstlich hergestellt und in einem besonderen Eishause aufbewahrt.

Alle Mahlzeiten werden auf der luftigen Hintergallerie eingenommen, doch ist auch hier die Hitze mitunter sehr drückend.

In vielen Häusern hängt daher über dem Eßtische ein an der

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.3.2023)