Seite:Die Gartenlaube (1883) 359.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883)

erregten, ein vollständiges Orchester, welches seiner Zeit von dem japanischen Ausstellungscommissar, dem Minister Masayochi Matsugata, im Auftrage der japanischen Regierung dem „Museum für Völkerkunde“ zum Geschenk gemacht worden ist, wo es gegenwärtig einen Hauptanziehungspunkt der reichen Sammlungen des Instituts bildet.

Es sind zunächst Schlaginstrumente, und zwar sowohl aus Metall, wie die „Shôko“, eine runde Metallplatte mit Rändern, welche an einem Holzgerüste hängt und mit zwei Klöppeln geschlagen wird, als auch aus Holz mit Fellbezügen, also Trommeln, wie die „Taikò“, die große Trommel, welche an einem Holzständer aufgehangen ist und mit zwei dicken Klöppeln geschlagen wird, die zur Seite des einen runden Rahmen um die Trommel bildenden Ständers aufgehangen sind, ferner die „Kakko“, die schiefstehende kleine Trommel, welche, auf einem Holzgestelle ruhend, mit zwei Stäbchen geschlagen wird, dann die „Yôko“ oder „Sanno Tsudsumi“, welche aufrecht gestellt wird. Es sind dies sämmtlich Instrumente, welche bei der Aufführung chinesischer oder koreanischer Musikstücke benutzt werden und zu den sogenannten „reinen“, welche ausschließlich bei geistlichen Musikaufführungen gebraucht werden, gehören. Dazu kommen noch bei Aufführung rein altjapanischer Musik die „Tsudumi“, zwei Trommeln, von denen die eine auf der linken Schulter, die andere auf dem Schooße liegt und welche mit den Fingern der rechten Hand geschlagen werden.

Harfe vom Gabun, Westafrika. Harfe von Loango, Westküste Afrikas.

Die japanischen Blasinstrumente sind entweder aus Holz oder es werden Muscheln, an denen ein Mundstück von Messing angebracht ist, dazu benutzt. Metall wird nur zur Anfertigung von Zungen-Blasinstrumenten gebraucht. Das Hauptinstrument ist die „Shô“, bestehend aus einer Anzahl von Pfeifen mit Metallzungen, die kreisförmig vereinigt sind und eine Art kleiner tragbarer Orgel bilden, dann sind die „Hidschiriki“, eine Art von Oboe aus Bambus mit Metallzungen, sowie die chinesische Flöte „Ohteki“ und die koreanische Flöte „Komafuye“ zu erwähnen, welche sämmtlich nur für die reine Musik gebraucht werden.

Als Saiteninstrumente werden bei den Japanern eine Anzahl von harfenartigen Instrumenten benutzt, sowie die „Biwa“ und die „Geking“, welche letztere beiden sich mit der Laute und Guitarre vergleichen ließen. Hierzu kommt noch die „Samiseng“, das gewöhnlichste japanische Saiteninstrument.

Die harfenähnlichen Instrumente, welche liegend gespielt werden, zerfallen in die „Sono Koto“, die dreizehnsaitige Harfe, die „Kino Koto“, die siebensaitige, chinesische Harfe, die „Yamata Koto“ oder „Wenggang“, die sechssaitige, altjapanische Harfe, die „Idsumo Koto“ die zweisaitige Harfe, und die „Suma Koto“, ein Monochord. Die Saiten für diese Harfen sind alle aus Seide gedreht und mit Wachs getränkt. Sie sind bei ein und demselben Instrument gleich lang, gleich stark und gleich gespannt, sodaß die Tonhöhe nur durch die Stellung des beweglichen Steges bedingt wird. Zum Stimmen bedient man sich verschiedener Arten von „Stimmgabeln“, es sind aber keine Gabeln, sondern aus Bambus gefertigte Pfeifen, die entweder wie die Panspfeifen oder auch kreisförmig angeordnet sind, Tonlöcher oder auch Metallzungen haben. Zum Spielen der Koto bedient man sich künstlicher Nägel aus Elfenbein, die vermittelst kleiner Lederringe um Daumen, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand befestigt werden, während die Linke flach auf den Saiten jenseits der beweglichen Stege aufgelegt wird, um die Saiten nöthigenfalls zur Erzeugung von Zwischentönen durch Druck zu spannen oder durch Zug zu entspannen.

In der Mitte zwischen den „reinen“ und „nicht reinen“ Instrumenten, welche letztere auch für die bei den Nô-Tänzen gebräuchlichen Musikstücke verwendet werden, stehen verschiedene Klappern, Pfeifen, Flöten, Monochorde (Instrumente mit nur einer Saite), die aber mehr Spielzeug sind, als Musikzwecken dienen.

Eine wirkliche Notirung hat, wie schon erwähnt, die japanische Musik, doch besteht sie nur für die „reinen“ Instrumente, die von theoretisch gebildeten Musikern gespielt werden. Dieselben gehören zu der Classe der hochgeachteten Leute, und durfte von jeher die geistliche Musik auch von der Kaste der Daimios gelernt und ausgeübt werden.

Guitarre der Hamran.
Maracas, Rassel der Eingeborenen Venezuelas. Serbische Doppelflöte.

Die Indo-Europäer waren auf der Ausstellung durch die sämmtlichen Musikinstrumente vertreten, welche bei den verschiedenen Völkern des Kaukasus, den Grusiern, Armeniern und anderen vorkommen, ferner durch russische, serbische, italienische, griechische und zwar sowohl durch Schlag- wie auch durch Blas- und Saiteninstrumente. Besonders wollen wir nur hervorheben die russische „Balaleika“ und die serbische „Gusla“, von denen uns die Lieder jener Nationen so viel melden, die trotzdem aber bei uns kaum mehr als dem Namen nach bekannt sind. – Von den Instrumenten der semitischen Völker gedenken wir nur des „Schófers“, eines Blasinstrumentes, das noch jetzt beim jüdischen Tempeldienste in Gebrauch ist. Es ist das „Widderhorn“, das auch allgemeiner aus Gutzkow’s „Uriel Acosta“ bekannt ist. Dasselbe ist ganz einfach und besteht aus einem am Ende seines Rohres stark umgebogenen Schalltrichter und wird als heiliges Horn in der Synagoge zum Signalgeben benutzt.

Zum Schluß unserer Wanderung durch die ethnographische Abtheilung der Ausstellung müssen wir noch der „Kantele“ Erwähnung thun, der interessanten altfinnischen Harfe, welcher schon in der Kalewala, dem altfinnischen Nationalepos, gedacht und als deren Erfinder der gewaltige Sänger Wäinämönen im Liede gepriesen wird.

Die zweite Abtheilung der Ausstellung, welche die historischen Instrumente umfaßte, war zwar nicht so reich und mannigfaltig ausgefallen wie die erste, aber darum nicht minder interessant und erstreckte sich bis auf das Neueste des Neuen, bis auf das „Adiaphon“ der Herren Fischer u. Fritzsch in Leipzig, bei welchem die Töne durch Anschlagen von Stimmgabeln erzeugt werden. Namentlich drei Stücke waren es, die sich ganz besonders auszeichneten und die Aufmerksamkeit auch der Musiker von Fach auf sich lenkten. Es waren dies das Clavicymbalum d’amour von Gottfried Silbermann, aus den Jahren 1740 bis 1750, mit zwei Manualen, zwei Registern und Koppel, dreichörig, ferner ein Flügel, sechsoctavig, erbaut im Jahre 1773 von Johann David Schiedmayer, hochfürstlich ansbachischem Instrumentenmacher, und

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_359.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2023)