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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

dann der „Aragon“ in derselben Linie auf; derselbe ist 158 Meter lang und 16 Meter breit; der Dampf wirkt in seinen Maschinen mit 13,000 Pferdekräften, sodaß seine Betriebskraft um 2000 Pferdekräfte größer ist, als die der „Alaska“.

Nach solchen Resultaten darf man sich nicht wundern, wenn man eine fünftägige Ueberfahrt schließlich auch noch für möglich hält, wobei die Erhöhung der Geschwindigkeit nur durch noch stärkere Maschinen und vergrößerte Schiffsdimensionen, sowie durch vermehrten Kohlenverbrauch, ja nur durch Kohlenverwüstung zu erreichen ist.

Zu den schnellsten Fahrzeugen gehören auch die zum Theetransport von China nach England dienenden Dampfer, indem die betreffenden Firmen sich auf dem Theemarkte den Rang abzulaufen suchen. Der letzte Sieger – „Stirling Castle“ – legte die Tour von rund 12,000 Seemeilen in 29 Tagen 22 Stunden 15 Minuten zurück, wobei noch 2 Tage durch Aufenthalt von der Fahrt abzurechnen sind. Der bis dahin schnellste Dampfer war damit um 10 Stunden geschlagen. Schw. 


„Herzliche Bitte“. Unter dieser Aufschrift wird uns von guter Hand ein Brief übersandt, dessen Inhalt wir unsern Lesern doch wohl mittheilen müssen. Er lautet so: „Ein Krieger aus einem Dorfe des Regierungsbezirks Düsseldorf, der die Feldzüge von 1864, 1866 und den französischen Krieg mitmachte und in mehreren Schlachten tapfer mitkämpfte, ist an den Folgen eines Brustleidens, welches er sich bei der Belagerung von Metz zugezogen hat, in der letzten Christnacht verstorben. Die zurückgebliebene aus Frau und neun Kindern bestehende Familie lebt in den ärmlichsten Verhältnissen, denn der älteste, erst 17 Jahre alte Sohn besitzt noch nicht die Kraft, seine Angehörigen genügend zu ernähren. Auch hat die Krankheit des Vaters besonders in den letzten Jahren viel Geld verschlungen, sodaß bereits die einzige Kuh geopfert werden mußte.“ – – Das ist der Brief. Die betreffende Adresse ist der Redaction der „Gartenlaube“ – und zwar „voll Hoffnung und Vertrauen“ – mitgetheilt worden.



Hauswirthschaftliches.


Ein selbstthätiger Schnurhalter. Vor Kurzem erhielten wir ein ziemlich umfangreiches Manuskript, welches den Titel trug: „Offener Brief an eine deutsche Hausfrau“ und mit folgenden Worten begann: „Gar häufig, verehrte Freundin, habe ich in den letzten Monaten Ihrer gedacht. Lebendig traten mir immer wieder der Schreck und Verdruß vor Augen, welche Ihnen durch das Herabstürzen eines Fensterrouleaus bereitet wurden. Zeigte der Schaden sich doch unersetzlich, da die zerschmetterten kostbaren Vasen und Blumentöpfe theuere Andenken waren – … Zum Glücke blieben die Kinder unverletzt.“

Fig. 1.   Fig. 2.

In diesem Tone behandelte der menschenfreundliche Verfasser recht ausführlich das Thema von den „kleinen Nadelstichen der allbekannten Rouleauxfatalitäten“, unter denen die Hausfrauen leiden, und pries schließlich im schwungvollen Lobliede die Vorzüge eines Schnurhalters, von dessen „Existenz er durch die Nummer 230 A des Central-Handels-Registers für das deutsche Reich“ unterrichtet wurde. Wenn auch der Beitrag des Herrn für die „Gartenlaube“ nicht geeignet war, so war doch der Kern des ganzen „offenen Briefes“ recht gesund und der erwähnte Schnurhalter in der That für’s Haus sehr empfehlenswerth, denn wir alle kennen sie aus Erfahrung, die „kleinen Nadelstiche der Rouleauxfatalitäten“. Die Anwendung dieses Schnurhalters läßt sich durch die nebenstehenden Abbildungen leicht erklären.

Wir bemerken da zunächst ein äußeres Gehäuse, und in diesem die eigentlich arbeitenden Theile, zwei in einander gesteckte, hülsenartige, leicht drehbar angeordnete Hebel, welche in herabhängender Lage (siehe Fig. 1) ein offenes bewegliches Maul bilden, in welchem die Schnur völlig frei auf- und niederspielt. Leitet man, nachdem das Rouleau die gewünschte Stellung erreicht hat, die Schnur etwas vom Gehäuse ab, sodaß das Maul sich schließt, und läßt sie dann los, so bringt der Zug der oberen Last dasselbe sofort in die in Fig. 2 wiedergegebene Stellung, und die Schnur wird nur durch den Druck der Hebel mit absoluter Sicherheit festgehalten.

Diese Wirkung des selbstthätigen Schnurhalters ist wirklich überraschend, da ein einziger Handgriff genügt, um ein Rouleau, eine Jalousie oder dergl. m. nach Belieben zu stellen. Das primitive Umwickeln oder das modernere Festschrauben der Schnur – sie sind also ein überwundener Standpunkt. Der billige Apparat, der von dem Patentinhaber D. W. Ernsting in Bremen, Wachtstraße 17, zu beziehen ist, kann in entsprechender Größe in allen den Fällen angewandt werden, wo an Schnuren, runden oder flachen Lederriemen, Ketten, Gurten, Seilen etc. hängende Lasten dauernd oder zeitweilig in beliebiger Höhe festgehalten werden sollen, seien es im Hause (außer Rouleaux und Jalousien) leichtere Gegenstände, z. B. Ventilationsklappen, Oberlichte, Vogelbauer, Deckenlampen, seien es an Bauten, auf Schiffen etc. schwere Lasten.


Universal-Bücher-Träger. Auch die liebe Schuljugend hat ihre Gewohnheiten und Vorurtheile, die sich ebenso hartnäckig erhalten, wie die Gebräuche der Alten, und trotz der belehrenden Ermahnung der Eltern und Lehrer nicht auszurotten sind. So bricht in gewissem Schulalter bei Männlein und Fräulein eine revolutionäre Stimmung hervor, die sich gegen – den Schulranzen richtet.

Bis jetzt galt der strenge Befehl als das einzige, aber nicht immer erfolgreiche Mittel, diese Auflehnung zu dämpfen; aber in der neuesten Zeit hat sich doch ein erfinderischer Kopf gefunden, der in versöhnendem Sinne den alten Streit schlichten möchte. Daß er dabei als „ehrlicher Makler“ auch auf seinen Gewinn bedacht ist, können wir ihm nicht verargen, denn er ist Geschäftsmann von Beruf. J. Wolff in Stettin (Schulzenstraße), so lautet seine volle Adresse, hat den hier abgebildeten Universalbücherträger construirt, der aus zwei Deckeln in der Größe gewöhnlicher Schreibhefte besteht. Der eine derselben ist an vier Seiten mit Schutzklappen versehen, welche die Bücher verdecken und vor Regen schützen sollen. Ein Lederriemen umgiebt beide Deckel und schnallt die Bücher sowie Federkasten und Frühstücktasche in einfachster Weise fest.

Dieser Bücherträger ist in der That sehr praktisch, und hoffentlich wird die Schuljugend die auf den Bücherschutz abzielende Neuerung mit Freuden aufnehmen.



Allerlei Kurzweil.


Auflösung des Rösselsprungs in Nr. 2:

Halt rein den Mund
Zu jeder Stund!
Unnützes Wort,
Schnell ist es fort;
Zu Ändern geht’s
Geschäftig stets,
Facht Zank und Streit,
Sät Gram und Neid;
Niemandem frommt’s!
Dann wieder kommt’s
Zu dir zurück;
Mit Feindestück
Fällt es dich an,
Als schlechten Mann
Macht es dich kund.
Halt rein den Mund!
 Johannes Trojan.


Auflösung der Schachaufgabe Nr. 1:

Weiß: 0 Schwarz:
1. L f 5 – f 6 0 D a 5 – e 3 †
2. T c 4 – d 4 † † 0 K d 5 u. T
3. S d 6 – f 5 matt.

Varianten.

a) 1. ..., c 5 – c 4, D a 6 (b 5), a 3 u. S; 2. S f 5 etc.
b) 1. ...; D d 2, e 1; 2. T e 4 aufged. † etc.
c) 1. ...; D a 4:, b 4 2. T : D aufged. † etc.
d) 1. ..., K : S; 2. S c 4 † etc.


Auflösung des Buchstaben-Räthsels in Nr. 2: „Quecksilber, Quacksalber.“


Auflösung des Homonym in Nr. 2: „Händel.“



Kleiner Briefkasten.

Frau M. G. in O. Einen der Leipziger Kinder-Poliklinik zugedachten Beitrag werden Sie am besten an den Cassirer des „Vereins zur Erhaltung der Kinder-Poliklinik und zur Förderung der Kinder Hygiene“, Herrn O. Staudinger in Leipzig, adressiren. Die unter Fürst’s Leitung stehende, verdiente Anstalt hat übrigens, dem neuesten 29. Jahresberichte zufolge, im Jahre 1883 nicht weniger als 1955 kranke Kinder Armer unentgeltlich ärztlich behandelt – eine respectable Leistung, da die meisten Kinder Arzneien, Stärkungs- und Nährmittel erhielten und nur milde Beiträge von Kinderfreunden dies ermöglichten.

Ein Landwirth. Sie haben Recht. Das Frettchen kommt bei uns wild nicht vor. Es wird nur in Käfigen gezüchtet und zur Kaninchenjagd verwendet. Beim Beginn der Jagd verstopft man die Nebenröhren und umstellt den Bau mit Garnen. Sobald das Frettchen in den Bau eingefahren ist, ergreifen die Kaninchen die wildeste Flucht und fangen sich in den Netzen. Sehr zuverlässig ist die Jagd nicht, da das Frettchen von Natur faul und schläfrig ist und oft in der Kaninchenröhre einschläft.

Vielen Fragern sind wir leider gezwungen die Antwort zu ertheilen, daß wir die Namen der Löser unserer Räthsel und Spielaufgaben nicht veröffentlichen können. Bei der großen Verbreitung unseres Blattes und der zu unserer Freude so regen Correspondenz zwischen der Redaction und den geehrten Abonnenten würden diese Namensregister, wie wir schon jetzt sehen, ganze Spalten füllen. Außerdem würden die von Leipzig fernwohnenden oder gar transatlantischen Leser unseres Blattes gegen die nächsten Abonnenten zu sehr benachtheiligt werden. Derartige Namenslisten können nur Blätter veröffentlichen, deren Verbreitung gering oder rein local ist und die außerdem nicht so ökonomisch mit dem Raume wirthschaften müssen, wie die „Gartenlaube“, die allwöchentlich die verschiedenartigsten geistigen Bedürfnisse von Hunderttausenden zu befriedigen bestrebt ist.

Ein Lehrer in H. Wir müssen Sie um genaue Angabe Ihrer Adresse bitten, da wir bei dem großartigen Umfange unserer Korrespondenz unmöglich alle Anfragen unserer Abonnenten im Briefkasten beantworten können.


Inhalt: [ Verzeichnis der Beiträge und Illustrationen in No. 3/1884 ]



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_052.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2023)