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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

wegen. Als das Studium der Geschichte Frankreichs und des Charakters seiner Landsleute ihn belehrt hatte, daß in Frankreich die Republik auf die Dauer unmöglich sei, weil aus den Franzosen niemals Republikaner erzogen werden könnten, daß Frankreich stets nur groß gewesen und die Franzosen sich stets nur glücklich gefühlt unter einem starken persönlichen Regiment, schloß er sich mit ganzer Seele an Louis Napoleon an und ging mit demselben von diesem Augenblicke an durch Dick und Dünn. – Er mußte sich selbst sagen, daß es kein dankbarer Lebensgang war, den er mit diesem Entschlusse beschritt. Man weiß, daß er für das materielle Wohl Frankreichs Großes geleistet, ihm aber dankte es Niemand. Alles Gute kam auf das Conto des Kaisers. Da er mit derselben Beharrlichkeit die unwürdigen Unternehmungen seines Gebieters vertheidigte, da er wirklich der Advocat des zweiten Kaiserreichs war, so konnte sein Name nie zu reinn Ehren gelangen, und Folgen der fluchwürdigsten Art, wie das furchtbare Schicksal des Kaisers Max und seiner unglücklichen Gemahlin, wurden auf sein Schuldbuch gesetzt.

Zweierlei aber muß dem Todten gelassen werden: er gehörte nicht zu dem schmutzigen Troß des Tuilerienhofes – von dem unser Gustav von Meyern (Gartenlaube 1879, S. 194) sagte, daß er sich nie in schlechterer Gesellschaft befunden zu haben glaubte, als dort –, er hat sich rein gehalten von allem selbstsüchtigen Treiben; – und zweitens: als das Unglück über das Kaiserhaus hereinbrach und so Viele untreu wurden, blieb er dem Kaiser und den Seinen unerschütterlich treu. Fr. Hfm.     


Mutterfreuden.
Nach dem Oelgemälde von Siegwald Dahl.

Warnung! Von dem Redactionstische der „Gartenlaube“ kann man Vorgänge erblicken, die sich sonst dem schärfsten Beobachter im täglichen Leben entziehen. Vertrauensvoll weihen uns Hunderte und Tausende in die Verhältnisse ihres Privatlebens ein, und aus den Fragen, die an uns gerichtet werden, lassen sich Schlüsse über die Wirkung verschiedenartigster Unternehmungen auf die breiten Massen des Volkes ziehen. In dieser geheimeu Correspondenz der „Gartenlaube“ spielt die Geheimmittel-Frage eine ganz hervorragende Rolle. Es vergeht nicht ein Tag, an dem wir nicht von mehreren Seiten über den Werth dieser oder jener Pillen, Tincturen, Pulver, Salben etc. befragt würden, die sämmtlich nach den hochtönenden Anpreisungen ihrer Verkäufer unfehlbar alle oder die meisten Krankheiten heilen sollen, und alle diese Briefe zeugen von dem abscheulichsten Mißbrauch, den gewissenlose Speculanten mit der Unwissenheit hoher und niederer Stände in medicinischen Dingen treiben.

Diese Correspondenz war auch mehr als einmal die Veranlassung, daß wir in unserm Blatte das große Publicum vor einer derartigen frechen Ausbeutung warnten, die in den Augen eines jeden gerechten Menschen um so verwerflicher erscheinen muß, als sie gerade die schwer geprüften Kranken zu ihren Opfern ausspäht.

In letzter Zeit gingen bei uns sehr viele Briefe ein, in denen wir um Auskunft über ein neues Heilmittel ersucht wurden, welches unter der Flagge „Dr. Liebaut’s Regenerationscur“ sich unter den Annoncen fast aller Blätter breit macht. – Wir haben zwar die Briefe, so weit sie mit Adressen versehen waren und sich nicht in den unnöthigen Schleier der Anonymität hüllten, direct beantwortet, glauben jedoch im öffentlichen Interesse zu handeln, wenn wir über den „Regenerator“ an dieser Stelle ein sachverständiges Urtheil abdrucken. – „Der Ortsgesundheitsrath der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe“, welcher mit unermüdlichem Eifer gegen das Geheimmittelunwesen ankämpft, theilt uns zur beliebigen Benutzung mit, daß dieses „Heilmittel“ nur aus einem wässerigen, mit Zucker versetzten Auszuge verschiedener Pflanzenstoffe besteht, welcher dem decoctum sarsaparillae ähnlich ist und die angepriesenen Wirkungen selbstverständlich in keiner Weise besitzt. Dem berühmten Dr. med. Liebaut aber, welcher nach vierzigjährigen Erfahrungen und Erfolgen in Hospitälern und Kliniken die Heilkraft des Regenerator festgestellt hat, ergeht es wie dem „Herrn Dr. Airy“ der Firma Richter und Compagnie in Rudolstadt und anderen berühmten Collegen; von seiner Existenz ist nämlich nirgends eine Spur nachzuweisen.


Kleiner Briefkasten.

Abonnent der „Gartenlaube“ in Budapest. Die gewünschte Auskunft finden Sie in dem Artikel „Ein Triumph deutscher Kriegsindustrie“, „Gartenlaube“, Jahrgang 1883, Nr. 13.

A. W. in U. Wenden Sie sich an den Vorstand oder die Direction einer der Diakonissinnen-Anstalten zu Kaiserswerth, Dresden, Ludwigslust, Berlin, Breslau oder Stuttgart.


Allerlei Kurzweil.

Auflösung des Kreuzräthsels in Nr. 5:

Scataufgabe.

Sie sind Vorhand und haben die folgenden Karten: Treff-Bube, Coeur-Bube, Carreau-Bube, Carreau-König, Carreau-Neun, Carreau-Acht, Carreau-Sieben, Coeur-Aß, Coeur-Zehn und Treff-Aß.

Sie sagen darauf Grand an. – Zuerst spielen Sie den Treff-Buben. Im Scat liegen Pique-Bube und Pique-König. Sie verlieren das Spiel.

Wie sind die Karten vertheilt und wie ist der Gang des Spiels?


Auflösung der Schachaufgabe Nr. 2:

Weiß: Schwarz:
1. c 6 – c 7 K e 8 – f 7
2. c 7 – c 8 D S h 8 – g 6
oder S h 7 – f 8, g 5
3. f 5 : S g 6 resp. D c 8 – f 8 (:) matt.

Varianten. a) 1. ..., K d 7; 2. c 8 D †, K : D; 3. d 7 matt.
Varianten b) 1. .., S f 7; 2. d 7 †, K e 7; 3. c 8 S matt.



Inhalt: Ein armes Mädchen. Von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 105. – Das Schicksal einer deutschen Fahne. Erinnerung aus unserem „letzten Krieg um den Rhein“. S. 110. Mit Illustration S. 112. – Heinrich Heine’s Memoiren über seine Jugendzeit. Herausgegeben von Eduard Engel. I. S. 113. Mit Facsimile eines Blattes aus dem Manuscript von Heinrich Heine’s Memoiren. S. 108 und 109. – Des Sängers Werbung. Gedicht von Anton Ohorn. S. 116. Mit Illustration S. 117. – Dschapei. Von Ludwig Ganghofer (Fortsetzung). S. 118. Mit Illustrationen S. 118 und 120. – Erinnerungen an Paganini. S. 121. – Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit: Eine brennende Frage. Von Th. Schwartze. – Zukunftsmode des eisernen Jahrhunderts. S. 122. – Blätter und Blüthen: Die Aristokratie der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Von Rudolph Doehn. S. 122. – Eugen Rouher, der „Vice-Kaiser“, †. S. 123. – „Beim Frühstück“. Illustration von C. Kronberger. S. 123. – Warnung. – Kleiner Briefkasten. – Mutterfreuden. Illustration nach dem Oelgemälde von Siegwald Dahl. – Allerlei Kurzweil: Scataufgabe. – Auflösung der Schachaufgabe Nr. 2. – Auflösung des Kreuzräthsels in Nr. 5. S. 124.


Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_124.jpg&oldid=- (Version vom 14.6.2023)