Seite:Die Gartenlaube (1884) 156.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)


diese Berühmtheit des seltenen Thieres nicht zu wundern, denn es ist ja der „König der Reclamemacher“, der Amerikaner Phineas Taylor Barnum, der für seinen „Toulong-Talong“ zahllose Agenten und Zeitungsreporter in Bewegung setzte.

Dieser erfinderische Kopf, der durch sein Werk über die Kunst, Geld zu machen, in letzter Zeit auch den Lesern der „Gartenlaube“ näher bekannt wurde, bemerkte wohl, daß die Menschen den Kolossen der Thierwelt ein großes Interesse entgegentragen, und glaubte sogar eine besondere Menschenrasse gefunden zu haben, die gerade für die Elephanten eine besondere Vorliebe zeigt und die er darum mit dem köstlichen Worte „Elephantropen“ bezeichnete. Für diese hatte er vor etwa zwei Jahren den Riesenelephanten des Zoologischen Gartens in London für eine hohe Summe gekauft und mit dem gebührlichen Pomp nach New-York gebracht. Der unermüdliche Mann war aber mit diesem Erfolge nicht zufrieden, er wollte sich selbst überbieten und seinem Publicum eines der seltensten Thiere, einen heiligen weißen Elephanten vorstellen. Er schickte einen Agenten nach Siam, welcher dort um jeden Preis von dem Könige einen solchen „Herrn“ kaufen oder borgen sollte. Nach allen in die Welt ausgesprengten Erzählungen gestaltete sich diese Reise zu einem sensationellen Abenteuer.

Barnum’s „weißer“ Elephant.

Der König von Siam, der mehrere weiße Elephanten besitzt, weist den Agenten Barnum’s mit Entrüstung zurück. Da erfährt der Abgewiesene, daß ein siamesischer Stammeshäuptling ein solches Thier besitze, und es gelingt ihm, dasselbe für den ungeheueren Preis von 100,000 Dollar zu erwerben. Mit Mühe und Noth bringt der schneidige Geschäftsmann seinen Elephanten bis nach Singapore. Aber die Siamesen wollen es nicht dulden, daß dieses „Heiligthum“ in das Land der Ungläubigen geschleppt werde, und es findet sich ein religiöser Fanatiker, der diese „Gottheit“ vergiftet und ruchloser Weise Barnum um 100,000 Dollars ärmer macht.

Aber der Schaubudenkönig läßt sich durch diesen Verlust nicht abschrecken; er posaunt in die Welt hinaus, daß er für einen zweiten weißen Elephanten 200,000 Dollars zahlen werde. Das bringt die Sache von Neuem in Fluß. Im Siam und Birma wird mit Fürsten und Königen unterhandelt, und endlich entschließt sich König Thibau von Birma, dem Amerikaner einen seiner heiligen Elephanten gegen Geld und gute Worte abzutreten. Es wird ein Contract aufgesetzt, und der reiche Mann, der den Elephanten kauft, muß sich verpflichten, für ihn mit Liebe zu sorgen und auch zwei buddhistische Priester mitzunehmen, durch deren Gebete das Königreich vor etwaigem Unglück bewahrt werden solle, wenn Toulong-Talong, so heißt nämlich der Elephant, in das „Land der Heiden“ eintreten würde.

Geduldig läßt sich nun das heilige Thier auf einen Dampfer bringen, landet glücklich in Liverpool und trifft am 18. Januar in London ein.

Die Zuschauer strömen in Massen herbei. Die Reclame verstummt, und die Kritik ergreift das Wort. Man hoffte in der That einen rein weißen Elephanten zu sehen, der bekanntlich als Albino unter seinen dunklen Stammesgenossen ein selteneres Naturspiel bildet, als bei uns zu Lande die weißen Hirsche. Aber arge Enttäuschung. Der Elephant ist nicht weiß, sondern aschgrau, er hat zwar blasse Ohren und helle Flecken am Kopf und Hals und auf dem Rücken, er hat auch weiße Nägel und hellgefleckten Rücken, er ist ein schönes, sehr seltenes Exemplar, aber keineswegs weiß. Und wenn er nicht weiß ist, so ist er auch nicht heilig, folgern die Ungläubigen und erklären die Anbetungen der buddhistischen Priester für eitel Humbug. Man schüttelt dazu den Kopf, aber geht hinein, um sich von der Färbung des göttlichen Thieres zu überzeugen, und man thut in London eben das, was Barnum wollte, man bezahlt den hohen Eintrittspreis, und wird dasselbe auch in Nordamerika thun. Der König der Schaubudenbesitzer kennt sein Publicum.


Zur Erläuterung einer Stelle in „Heinrich Heine’s Memoiren über seine Jugendzeit (Nr. 7, Seite 115) wird uns aus Magdeburg geschrieben:

„Es wird gewiß die Leser der „Gartenlaube“ interessiren, wenn ich die Bemerkung mache, daß „die Tochter eines Eisenfabrikanten unserer Gegend, die eine Herzogin geworden war“, von der Heine in seinen von Ihnen jetzt veröffentlichten Memoiren spricht, die Gemahlin des Marschalls Soult, Herzogs von Dalmatien, eine geborene Berg aus Solingen (bei Düsseldorf) war.“



Allerlei Kurzweil.


Charade.

Weil du das erste gemieden. so muß du das zweite ertragen;
Quält doch mein Ganzes dich nun, bis du das Erste geschaut.


Auflösung des Quadraträthsels
in Nr. 8.




Auflösung der Dechiffrir-Aufgabe in Nr. 8:

Grau, theurer Freund, ist alle Theorie.
Und grün des Lebens gold’ner Baum.



Kleiner Briefkasten.


K. von W. in Berlin. Die Zusammenstellung der berühmten Todten auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhofe in Berlin in Nr. 48 des vorigen Jahrganges der „Gartenlaube“ macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Man wird noch manchen Namen hinzufügen können. Werden wir doch aus Florenz auf einen solchen aufmerksam gemacht. Gleich neben dem Cantian’schen Erbgewölbe befindet sich ein anderes mit der einfachen Inschrift „Erbbegräbniß der Familie Walter“. Hier ruhen Vater und Sohn: Johann Gottlieb Walter († 1816) und Friedrich August Walter († 1826), beide hochverdient als die Stifter des Anatomischen Museums zu Berlin. Die Tochter des Letzteren, Gräfin Graziani, lebt als hochbetagte Matrone zu Florenz.

Abonnent in Hersfeld. Die in Leipzig domilicirende „Fürstl. Jablonowskische Gesellschaft der Wissenschaften“ veröffentlicht alljährlich Preis-Fragen aus dem Gebiete der Geschichte, der Naturwissenschaften, Mathematik und Nationalökonomie. Der ausgesetzte Preis beträgt in der Regel 600 bis 700 Mark und wird in der Hauptversammlung im März der besten unter den eingesandten Abhandlungen zuerkannt; auch übernimmt die Gesellschaft den Druck der Preisschrift auf eigene Kosten. Wünschen Sie eingehendere Mittheilungen, so wenden Sie sich an den Archivar der genannten Gesellschaft, Herrn Geh. Hofrath Prof. Dr. Hankel in Leipzig, Thalstraße 15c.

M. R. in F. Es ist doch nichts mit dem „Elfenspuk“. Der Vers:

„Doch Schrecken! Ihn necken noch Träume wohl?
Verschwunden ist Rehbock als Büchse sowohl!“

ist ein zu naher Verwandter des bekannten:

„Da rief der Herr von Röder:
Halt oder stirb entweder!“

E. G. S. D. in Hamburg. Ihre Anfrage wegen Ankauf einer Nähmaschine für den gewöhnlichen Bedarf einer kleinen Familie ist dahin zu beantworten, daß das System Singer für gedachten Zweck mancherlei Vorzüge besitzt. Dasselbe näht feine wie starke Stoffe und schmiegt sich den vielseitigen Anforderungen, wie sie in der Familie vorkommen, am leichtesten an, auch ist die Handhabung eine verhältnißmäßig sehr einfache, sodaß auch ungeübtere Hände mit dem Mechanismus dieses Systems zu Fache kommen können.

H. H. in Q. Sie verlangen viel. Gut angelegte Blitzableiter sind das einzige Mittel, das Ihnen helfen kann.



Inhalt: Ein armes Mädchen. Von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 141. – Die „gute alte Zeit“. Von Karl Biedermann. I. S. 146. – Fürst und Kanzler. Ein Capitel aus der dänischen Geschichte. Von Fr. Helbig. S: 148. Mit Illustration S. 149. – Dschapei. Von Ludwig Ganghofer. S. 151. Mit Illustrationen S. 151, 152 und 153. – Eine Volksschauspielerin. Von G. Ramberg. Mit Portrait S. 154. – Blätter und Blüthen: Dr. A. Bernstein †. – Französischer Deutschenhaß und die italienische Riviera. – Ländliches Fest in Schwaben. S. 155. Mit Illustration S. 144 und 145. – Barnum’s „weißer“ Elephant. S. 155. Mit Illustration. S. 156. – Zur Erläuterung einer Stelle in „Heinrich Heine’s Memoiren über seine Jugendzeit“. S. 156. – Allerlei Kurzweil: Charade. – Auflösung des Quadraträthsels in Nr. 8. – Auflösung der Dechiffrir-Aufgabe in Nr. 8. – Kleiner Briefkasten. S. 156.


Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_156.jpg&oldid=- (Version vom 14.6.2023)