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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

durchzogen in üppiger Entwickelung die gesammte Muskulatur und die übrigen Organe der verendeten Thiere. So verhielt es sich nicht blos bei einem oder bei nur wenigen Exemplaren, sondern bei allen Individuen der betreffenden Sendung. Der mörderische Pilz erwies sich auf den ersten Blick als ein zur Gruppe der Saprolegniaceen (Fadenpilze) gehöriger Schmarotzer.

Es blieb nun noch der Zweifel übrig, ob nicht vielleicht dieser Pilz sich erst nach dem Absterben der Krebse entwickelt habe. Hierüber verbreitete eine neue Sendung von noch lebenden (aber kranken) Krebsen das erforderliche Licht, insofern sich bei der Untersuchung die Anwesenheit derselben Fadenpilze im lebenden Krebskörper gleichfalls ergab. Allem Anscheine nach dringen die Schmarotzer durch die weichen Gelenkhäute des Schwanzes sowohl wie der Gliedmaßen in die Krebse ein und verbreiten sich von da massenhaft durch die gesammten Gewebe.

Da der Parasitismus ähnlicher, wenn nicht derselben Parasiten, bei Fischen und anderen Wasserbewohnern erwiesenermaßen (nach mehr oder minder langer Dauer) zum Tode führt und ganze Culturen vernichtet: so glaubt Leuckart jene Fadenpilze mit Recht auch bei den Krebsen als die Ursache des rapiden Hinsterbens in Anspruch nehmen zu dürfen. Wir hätten es demnach in der Krebspest mit einer wirklichen Schimmelpilzkrankheit (Myosis astacina) zu thun.

Dieses von Leuckart neuerdings erhaltene Ergebniß ist um so bemerkenswerther, als auch ein anderer Forscher (Harz) zu einem ganz ähnlichen Resultate gekommen ist. Auch Harz sieht Pilze als die Ursache der Krebspest an und differirt nur insofern von Leuckart’s Ansicht, als er neben den Pilzen auch noch die Distomeen als bei der Pesterzeugung mitwirkend ansieht.

Zur Verhütung der Krebspest giebt es selbstverständlich kein anderes Mittel als Reinhaltung der Gewässer. Man hat nach Möglichkeit dafür zu sorgen, daß sich keine faulenden thierischen Substanzen in den Bächen und Krebszwingern anhäufen. Da übrigens die Pilze durch geringen Salzzusatz zum Wasser getödtet werden, so könnte man vielleicht auch den Versuch machen, die verpesteten Gewässer mit Kochsalz zu desinficiren. Es wäre von großem praktischem Werth, darauf bezügliche Versuche anzustellen. Dr. Otto Zacharias.     


Durch fünf deutscher Herren Länder in – 88 Minuten. Da, wo die weiße Elster in das Flachland austritt, von dem am linken Ufer des Flusses sich weitenden Blachfelde aus, auf dem sich jenes blutige Drama abspielte, welches mit den Worten: „das ist die Hand, mit der ich meinem Könige Treue geschworen!“[1] seinen sühnenden Abschluß fand, von dort aus beginnen wir unsere Wanderung, um das Kunststück auszuführen, in einer Bahnfahrt von 88 Minuten Dauer die Grenzen von fünf deutschen Staaten zu überschreiten.

Bald befinden wir uns auf Bahnhof Crossen – Kreis Zeitz – Königreich Preußen – der königlich preußischen Staatsbahn.

„Einsteigen! Einsteigen! meine Herrschaften!“ mahnen die Schaffner. Die üblichen drei Glockenschläge – ein schriller, dünnstimmiger Pfiff der Signalpfeife des Zugführers – ein ungestümer, übellauniger Antwortruf der Locomotive – dahinstiebt der Train. Die Bahnhofsuhr zeigt 1,49 Uhr Mittags.

Ein Duft wie von Millionen köstlicher Rosen strömt von rechts drüben, aus einem umbuschten Idyll kommend, herein in das Coupé.

„Station Köstritz!“ tönt es draußen, Fürstenthum Reuß j. L., fügen wir in Gedanken hinzu. Die Coupéthür wird aufgerissen. „Steigt hier Jemand aus von den Herrschaften?“

Weiter geht es. Es ist 2,1 Uhr Nachmittags.

Zwischen langgedehnten Bergrücken in weiten Bogen hingebettet: Gera mit den Villen und zahlreichen Dampfschloten. Mit ehernem Schritte ist die Geschichte über diesen Theil des Thales der weißen Elster geschritten. Massenmord und Blutströme im Bruderkriege, der Dreißigjährige, der Siebenjährige Krieg, die kometengleiche Erscheinung des ersten Napoleon vor der Katastrophe von Jena u. a.

2,30 Uhr.

„Station Wolfsgefärth!“ – Großherzogthum Sachsen-Weimar. Die Fahrt geht weiter. Die Uhr zeigt 3,13. „Ein Kirchlein seh’ ich blauen auf steiler Bergeshöh’.“ Das altersgraue Kirchlein des Dorfes Veitsberg, die erste christliche Capelle Ostthüringens, eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges.

„Greiz!“ – Fürstenthum Reuß ä. L. – Ein prächtiges Stückchen deutscher Erde! Das politische Verhalten seines Regentenhauses viel gestreift vom Humor der Zeitgenossen, die Bewohner des Ländchens aber auf der vollen Höhe der Zeit stehend, auf dem Weltmarkte mit den Erzeugnissen ihrer Fabrikationsthätigkeit erfolgreich concurrirend.

4,3 Uhr.

„Station Elsterberg!“ – Königreich Sachsen. – 4,14 Uhr.

Ziehen wir das Facit. Den Ausgangspunkt unserer Fahrt – Bahnhof Crossen im Königreich Preußen – verließen wir 1,49 Uhr. Bringen wir von den inzwischen verflossenen 145 Minuten 57 Minuten fahrplangemäße Aufenthaltszeit auf den verschiedenen Stationen in Abzug, so haben wir das Ergebniß, daß wir in 88 Minuten Bahnfahrt fünf deutschen Ländern Besuch abgestattet und dabei eines der landschaftlich reizendsten Flußthäler Deutschlands kennen gelernt haben. H. Meißner.     

  1. Die Schlacht bei Mülsen am 15. October 1080, in welcher Kaiser Rudolf von Schwaben im Kampfe gegen Kaiser Heinrich den Vierten fiel und vor seinem Tode bei dem Anblicke seiner abgehauenen Hand jene Worte gesprochen haben soll. Vergl. „Gartenlaube“ Jahrg. 1880, S. 861.

Dalmatinerin. (Mit Illustration S. 345.) In letzter Zeit sind sie auch in Süddeutschland wenig mehr zu sehen, diese einsam daherpilgernden, oft melancholischen Mädchengestalten, die man früher häufig dort treffen konnte. Von Stadt zu Stadt zogen sie und von Dorf zu Dorf, um mühsam ihr Brod zu verdienen. Ein Schafpelz diente ihnen als Schutz gegen die Unbill der Witterung und als wärmende Hülle auf dem meist dürftigen Lager während des Schlafes; sie trennten sich von diesem nothwendigen Kleidungsstück weder Sommer noch Winter. Ihre ganze Kunstfertigkeit bestand in der Handhabung eines eigenthümlichen italienischen Instrumentes, dessen Bau halb an eine Drehorgel, halb an eine Guitarre erinnerte. Die sechs Darmsaiten dieses Instrumentes – der sogenannten Savoyardenleier oder Liebesgeige – wurden theils durch Tasten, theils durch bloßen Druck der Finger mit einem durch eine Kurbel in Bewegung gesetzten Rad in Berührung gebracht und gaben eine Musik, die einförmig und melancholisch zugleich war. Die Heimath der wunderlichen Pilgerinnen bildeten zumeist die Länder östlich vom adriatischen Meere, nicht Dalmatien allein.


Allerlei Kurzweil.



Magisches Tableau.

Die Eule.


Von

S. Atanas.




Auflösung des Ketten-Räthsels in Nr. 20:


Auflösung der Schachaufgabe Nr. 5 in Nr. 20:

Weiß: Schwarz:
1. D c 8 – b 8 T b 7 : D b 8 †
2. K e 8 – f 7 D b 3 – f 3 : †
3. S g 4 – f 6 matt.

Auf 1 . . . ., D b 4 oder f 3 : folgt 2. S e 3 † etc.


Kleiner Briefkasten.

Auf eine „herzliche Bitte“ in Nr. 3 gingen unaufgefordert ein: Th. Simon in Leipzig Mark 5; von einem heiteren Freundeskreise im Hinze’schen Locale in Laszwedel 11,05; Adolf Kröner 5; W. in Eilenstedt 1; Hermann Hempel in Töppendorf 5; N. N. in Wiesbaden 20,30; J. Kettembeil in Leipzig 10; Dressel in Saarmund 3,05; Schmidt, Wegemacher in Rosheim 3; M. in Grottau 100; E. Wallenfels in Straßburg i. E. 10; H. Grube in Merseburg 3; H. Jannasch sen. in Bernburg 10,50; O. V. in Zell i. W. 10; E. in Metz 20; R. C. in Hamburg 15; P. Sch. G. in Dahlen 3; mehrere Angestellte einer deutschen Exportfirma in London 10; aus Frankfurt a. M. 5; B. H. in Trier 5; Martha und Anna Schwartz in Görlitz 1; Heinrich Scheel in Stralsund 10; Elise in Wien „Wenig ab aus gutem Herzen“ (2 Gulden ö. W.) 3,35; Dr. H. in Würzburg 5; Fr. E. A. Hd. in Leipzig 5; J. u. B. in Dresden „Hurrah, Germania“ 6; P. R. in Waldenburg i. Schl. 3,05; Ungenannt in Leipzig 1; Ungenannt in Herzberg, Reg.-Bez. Merseburg 3; Marie verw. Seifert in Zwickau 4; Büsching in Löhne 1; Balletmeister Horschalt in Hamburg 10; Einer für Mehre in Bremen 13; Auch eine tiefgebeugte Wittwe 5; B. Ludwig in Dresden 3; Robert Gerlach in Spremberg 1; H. A. in St. 1; P. in Husum 20; G. S. in Taucha 3; Marie Lange in Dresden 3; F. W. L. in Nienhof 20,10; Amtsrichter Manicke in Schirgiswalde 3; Ein kranker Kamerad in Nordhausen 5,25; Franz Uthemann in St. Petersburg 50; Ein Rheinländer in Tiflis (4 Rubel) 7,95; Neisbob in Wismar 1; M. B. in Frankfurt a. M. 10; Aus einem russischen Winkel (5 Rubel) 10,15; Betrag einer Sammlung in Syke 15; „Voll Hoffnung und Vertrauen“ aus Brüssel 5; Th. Renius in Topore (5 Rubel) 10,30; O. P. in Dresden 2; M. v. B. in Dresden 10; Aus Sinsheim a. d. Elsenz 1; Aus Köngen 0,50. Folgende für die Nothleidenden in der Eifel eingegangenen Beträge, nachdem die Sammlung dafür geschlossen, wurden der Wittwe überwiesen: E. B. in Metz 20; Hellwig in Kolberg 2; Miethpfennig von Hauptmann Krömelbein und J. Oppenheimer in Frankfurt a. M. 3,05. In Summa 532 Mark 60 Pfennig. 0 Mit dem besten Dank an die menschenfreundlichen Geber erklären wir hiermit, daß der beabsichtigte Zweck der „herzlichen Bitte“ nunmehr vollkommen erreicht ist. Die Redaction der „Gartenlaube".     

F. H. in Eisenach. Kaiser Wilhelms-Spende.

M. Tew. Die Hauptquelle bildet Grimm’s Mythologie.

Enzian. Brinckmeyer, „Der Seidenbau". Leipzig 1882. Durch jede Buchhandlung.

E. E. in Teplitz. Einen Aufsatz über das Erröthen finden Sie in der „Gartenlaube" von 1876, Nr. 13 (Carus Sterne, „Die holde Scham").

L. S. in Hambg., J. M. und M. H. in Berlin: Nicht geeignet.

A. M. in K. Nicht ganz geeignet. Sie finden Brief sub. A. M. K. postlagernd Hauptpost.



Inhalt: Salvatore. Napoletanisches Sittenbild. Von Ernst Eckstein (Fortsetzung). S. 341. – Heißblütige Pflanzen. Von Carus Sterne. S. 346. Mit Abbildungen S. 346, 347 und 348. – Deutschlands Colonialbestrebungen. 1. Ruine Groß-Friedrichsburg. S. 349. Mit Illustrationen S. 349, 350 und 351. – In Constantinopel. Eine Erinnerung an die Orientreise des österreichischen Kronprinzen. Von J. D. Beckmann. S. 352. Mit Illustrationen S. 352, 353 und 354. – Blätter und Blüthen: Die Ursachen der Krebspest. Von Dr. Otto Zacharias. S. 355. – Durch fünf deutscher Herren Länder in – 88 Minuten. Von H. Meißner. S. 356. – Dalmatinerin. S. 356. Mit Illustration S. 345. – Allerlei Kurzweil: Magisches Tableau. Die Eule. Von S. Atanas. – Auflösung des Ketten-Räthsels in Nr. 20. – Auflösung der Schachaufgabe Nr. 5. in Nr. 20. – Kleiner Briefkasten. S. 356.



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart.0 Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_356.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2024)