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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

vergaß, daß unter meiner Wohnung die zweite Knabenclasse Schule hatte, Nichts störte mich, als später, während meiner eigenen Dienststunden, der Gedanke an mein neues theuerstes Kleinod, mein Clavier! Oft mußte ich hingehen, um zu sehen, daß es wirklich da stehe und daß mich kein Traum geneckt habe.“

Den Ausdruck dieser Freude setzen wir für den Wohlthäter her: er ist sein Lohn.

Gleich tief vom Herzen kommt der Dank der fünften Beglückten, einer Pastorswittwe in Sachsen, welcher von einem Manne, der nicht genannt sein will, ein noch sehr gut gehaltenes Fortepiano auf unsere Veranlassung zugesandt worden ist.

So groß unsere Dankbarkeit gegen die genannten Geber ist, so sehr drängt es uns zum Aussprechen des Wunsches: Möchten diese glänzenden Beispiele doch recht viele Nachfolge finden! Könnten wir all die oben erwähnten Briefe abdrucken lassen, gewiß würden nicht Wenige davon ergriffen und zögen es vor, im Falle solchen entbehrlichen Clavierbesitzes, statt eines geringen Verkaufsgewinnes, durch dasselbe Opfer sich auch denselben Lohn der Freude zu verdienen.

Unsern Dank haben wir endlich, drittens, für die Ablassung mehrerer Fahrstühle den menschenfreundlichen Gebern darzubringen. Zwei armen Gelähmten konnte, durch die Güte der Herren Richard Berta in Fulda und R. Fust in Penig, geholfen werden, aber drei ebenso Beklagenswerthe harren noch auf die Barmherzigkeit ihrer glücklicheren Mitmenschen.

Wie die Liebe nicht aufhört, wird auch das Schicksal nicht müde, der Wohlthätigkeit immer neue Ziele aufzustellen. Wir werden dringend um folgende Gegenstände gebeten:

einen Krankenwagen für eine seit acht Jahren rückenmarkskranke Frau;

ein leichtbewegliches Velociped für einen sechszehn Jahre alten Gelähmten, vom Arzte Dr. Polster in Mylau empfohlen;

ein künstliches Bein für „einen einbeinigen früheren Unterofficier“ in Berlin;

zwei Beschneidemaschinen für zwei Buchbinder, der eine in Ostpreußen, der andere in Böhmen, die Beide brustkrank geworden und nur mit Hülfe einer solchen Maschine in den Stand gesetzt werden, ihre Familien weiter zu ernähren.

Auch diese Bitten, wir wissen es ja, werden nicht vergeblich in der „Gartenlaube“ gestanden haben. Fr. Hfm.     


Ein Veteran aus der Zeit der Befreiungskriege ist der in Wolmirstedt (Provinz Sachsen) lebende frühere Chaussee–Einnehmer Wilhelm Münchsgesang. Derselbe trat im Alter von neunzehn Jahren 1810 bei den sächsischen Husaren in Köln in den Militärdienst ein und machte die Befreiungskriege mit. In zahlreichen Schlachten und Gefechten hat er im heftigsten Feuer gestanden und den Feinden wacker zugesetzt, ist aber auch selbst nicht immer nach Wunsch davongekommen. So erhielt er bei Wolkenitz in Rußland sowie in den Schlachten bei Leipzig und Bautzen fünf Blessuren, drei Pferde wurden ihm unter dem Leibe erschossen. – Am 8. November dieses Jahres feiert der noch rüstige Kriegsheld seinen vierundneunzigsten Geburtstag.

Ein Handwebe-Apparat. Es sei uns gestattet, im Nachstehenden einige Worte ausschließlich an die Leserinnen unseres Blattes zu richten. Wir möchten sie auf eine interessante und nützliche Neuerung auf dem Gebiete der weiblichen Handarbeiten aufmerksam machen, eine Neuerung, die vor vielen anderen kunstvollen Arbeiten wohl den Vorzug haben dürfte, daß sie die Augen schont und die Nerven nicht anstrengt. Frau Eugenia Wernicke hat einen kleinen, fast elegant aussehenden Apparat erfunden, auf dem jede Frauenhand Stoffstreifen verschiedener Breite weben kann, um aus diesem Material alsdann allerlei nützliche Dinge, wie Decken, Teppiche, Kissen aller Art, Unterröcke, Reisemützen etc. zusammenzusetzen. Man kann dazu nach Belieben Seide, Garn, Wolle jeder Gattung, und selbst Bindfaden verwenden und durch Musterweben, das mit keiner großen Mühe verbunden ist, die Arbeit unterhaltend und mannigfaltig gestalten. Die Handhabung dieses Apparates ist aus der nebenstehenden Abbildung zu ersehen. Eine ausführlichere Beschreibung würde uns zu weit führen, wir bemerken nur, daß die Erlernung der Webe-Arbeit eine sehr leichte, der Apparat selbst billig ist. Die Erfinderin (Frau Eugenia Wernicke in Berlin SW. Besselstraße 7), von der die Apparate zu beziehen sind, wird Anfragenden genauere Auskünfte ertheilen.


Kleiner Briefkasten.

B. D. in K. Ausführliche Artikel über den berühmten Illustrator des deutschen Kinder- und Familienlebens, Professor Ludwig Richter (geb. am 23. September 1803, gest. am 19. Juni d. J.), finden Sie im Jahrg. 1862, S. 116 und Jahrg. 1883, S. 612 unseres Blattes.

G. S. in H. Ihren Zwecken entspricht ganz die jüngste Publication des „Deutschen Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse“ in Prag „Deutsche Festbräuche. Dem Volke kulturgeschichtlich erklärt von Julius Lippert.“ (Prag 1884). Das 221 Seiten starke Buch stellt sich die Aufgabe, auf Grund anerkennenswerther Studien gerade über viele der alten Bräuche und Gewohnheiten unseres deutschen Volkes Aufklärung zu geben und durch Darlegung des inneren Zusammenhangs derselben der Ausartung dieser oft so sinnreichen Bräuche in leidigen Aberglauben entgegenzutreten. Ueber Türkenstechen, Vogel- und Königsschießen finden Sie sehr interessante Darlegungen auf S. 147 u. f., die deutsche Kirmes ist ebenfalls besprochen (S. 176 u. f.). Von den Zeiten der Feste und alten Zeichen der Festplätze handeln gleich zwei der ersten Abschnitte des Buches.

A. W. Besten Dank für den Beitrag, über den wir an betreffender Stelle quittiren werden! – Was Ihre Anfrage anbelangt, so müssen wir Ihnen rathen, sich an den Vorstand des „Centralvereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande“ in Berlin zu wenden.

P. H. in Königsberg. Uns ist eine andere Anstalt, als die von Ihnen selbst genannte, nicht bekannt.

N. M. W. in Wien. Sie verlangen elne Gefälligkeit von der Redaction dieses Blattes, sind aber selbst nicht so gefällig, derselben Ihren Namen zu nennen. Wir werden Ihre Bitte erfüllen, sobald mir wissen, mit wem wir es zu thun haben sollen.

B. K. Die in Nr. 20 erschienene Illustration der „Repser Burg“ ist von R. Püttner nicht nach einer Photographie, sondern nach einer uns von Karl Graffius in Maros Vásárhely eingesandten Skizze auf Holz gezeichnet.


Allerlei Kurzweil.


Schach.
Problem Nr. 6. Von L. N. in Breslau.
SCHWARZ

WEISS
Weiß zieht an und setzt mit dem vierten Zuge matt.

Magisches Tableau.
„Der Hund und die Wespen.“ Von S. Atanas.

Rösselsprung.
Von A. Berliner.


Auflösung des magischen Tableaus „Das Gespenst“ in Nr. 25: „Spiritismus.“ — Auflösung des Zahlen-Räthsels in Nr. 25: 0 P O  
O B
 


Inhalt:

[ Verzeichnung des Inhalts von Heft 27/1884; hier z. Zt. nicht transkribiert.]

Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart.0 Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_456.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2024)