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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

Friedrich Kapp †. Immer mehr schmilzt das Häuflein Derer zusammen, die in den Jahren 1848 und 1849 um das Ideal kämpften, welches wir 1870 und 1871 unter unseres greisen Kaisers Führung thatsächlich erreichten. Kapp war Einer derjenigen, die 1849 den Weg der Verbannung nach der neuen Welt, nach Amerika, wandeln mußten, um Schlimmerem in der Heimath zu entgehen. Von welch segensreichem Erfolge dort sein mannhaftes Eintreten für Freiheit und Recht begleitet war, ist in dem Jahrgange 1869 der „Gartenlaube“ (in Nr. 22) mit beredten Worten geschildert worden. Friedrich Kapp stand stets in erster Reihe, wenn es galt, die edelsten Ziele zu erreichen, er trat mit Wort und Feder ein in die Bewegung des Secessionskrieges, und er war einer derjenigen, welchen die Deutschen „drüben“ es verdanken, wenn heute ihr Selbstvertrauen und ihr Stolz auf ihre eigene Nationalität und Sitte so stark ist, daß das Deutschthum dort nicht mehr in Gefahr ist, sich selbst zu verlieren und in dem Yankeethum unterzugehen. Bekannt sind die Verdienste, welche Kapp sich um die Verbesserung des Looses deutscher Auswanderer erwarb, bekannt, mit welchem Freimuthe er die Schäden und Mißbräuche in den Auswandererschiffen aufdeckte, und mit welchem Erfolge er auf deren Beseitigung drang. Diese Seite seiner Thätigkeit allein schon sichert ihm ein dauerndes Andenken im Herzen des Volkes.

Im Mai 1870 kehrte Friedrich Kapp in die geliebte, nie vergessene Heimath zurück. Er ließ sich in Berlin nieder und entwickelte hier sehr bald wieder eine energische und glückliche politische Thätigkeit, als Reichstagsabgeordnetcr namentlich in Auswanderungs-, See-, Consular- etc. Angelegenheiten zum Segen des Volkes und des Vaterlandes. In gleich hohem Maße geachtet von seinen politischen Gegnern, wie von seinen Freunden, verhütete er durch die Liebenswürdigkeit seines Wesens manchen heftigen Zusammenstoß in den parlamentarischen Debatten in und außerhalb des Reichstags.

Seine vorwiegend auf historischein Gebiete sich bewegende schriftstellerische Thätigkeit, die in dem angeführten Artikel der „Gartenlaube“ ausführlich beleuchtet worden, schaffte seinem Namen einen guten Klang: alles, was er anfaßte, ergriff er beim rechten Ende, mit rechten Mitteln, im Streben nach dem Höchsten und Besten. Sein letztes großes, im Auftrage des Börsenvereins deutscher Buchhändler unternommenes Werk, „Die Geschichte des Buchhandels“, war bei seinem Tode leider unvollendet.

Er starb am 27. October in seinem sechszigsten Jahre, zu früh’ für die Nation, betrauert von den Deutschen diesseit und jenseit des Oceans, vorzugsweise von den Vielen, welchen er das harte Loos der Auswanderung erleichterte, denen er im fremden Lande das Bewußtsein der eigenen Nationalität bewahren half.



Sir Moses Montefiore. Am 24. October vollendete in London ein würdiger Greis sein hundertstes Lebensjahr, wozu ihm aus Nah und Fern zahllose Glückwünsche dargebracht wurden. Sie galten alle dem Manne, der sein vielbewegtes Leben den reinen Aufgaben der Menschenliebe geopfert, dem ehemaligen Banquier Sir Moses Montefiore. In verhältnißmäßig frühem Lebensalter hatte er sich als Makler an der Londoner Börse ein ansehnliches Vermögen erworben, trat später als Theilhaber in das Rothschild’sche Haus ein und arbeitete hier mit solchem Glück, daß er sich als angehender Vierziger in’s Privatleben zurückziehen und fast ausschließlich seinen philanthropischen Neigungen widmen konnte. Er trat zunächst für die Emancipation der Juden in England ein und suchte später die Lage seiner Glaubensgenossen in fremden Ländern günstiger zu gestalten. Er ist zu diesem Zwecke mehrmals in Palästina gewesen, wo er Grund und Boden für die dortigen Israeliten erwarb und gewerbliche Unternehmungen und Armenhäuser in’s Leben rief. Im Jahre 1840 bereiste er Russisch-Polen, um die Lage seiner Glaubensgenossen daselbst kennen zu lernen und Kaiser Nicolaus Reformvorschläge zu unterbreiten. 1863 ging er nach Marokko, wo gerade eine grausame Judenverfolgung losbrach, und erwirkte von dem dortigen Sultan einen Ferman, durch den Juden wie Christen vor Gewaltthätigkeiten gesichert werden sollten. Nicht minder energisch trat er gegen die Judenverfolgung in Rumänien im Jahre 1867 auf. Außerdem war er einer der größten Wohlthäter Londons, der sich für jüdische wie christliche Schulen und Armenhäuser unvergängliche Verdienste erworben.

Schon im Jahre 1837 wurde Montefiore von der Königin zum Ritter ernannt und bekleidete viele angesehene Stellungen. Nun hat er das Patriarchenalter erreicht, hochgeehrt und geliebt von Allen, die ein Herz haben für die leidende Menschheit, und kann mit innerer Befriedigung auf sein Schaffen und Wirken zurückblicken, das stets von dem Geiste reiner Humanität durchdrungen war.



Prophezeiung durch ein Soldatenlied. Als im Jahre 1849 Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Kaiserwürde abgelehnt hatte, verbreitete sich im Braunschweigischen unter den Soldaten ein Lied, dessen letzte Strophe folgendermaßen lautete:

„Kommt’s heute nicht, kommt’s morgen,
Es muß uns doch erstehst –
Der Himmel wird schon sorgen,
Daß wir den Kaiser sehn.“

Fr.     

Allerlei Kurzweil.


Scherz-Rebus.

Lösungen zu der Rössel-Ausgabe in Nr. 43. Wegen Mangel an Raum können wir nur je 1 Position angeben. – Man besetzt z. B. folgende Felder des Schachbretes mit:

5 Springern: a 8, b 2, d 4, c 4, g 6;
6 00 : a 1, a 4, d 8, c 8, f 2, g 2:
7 00 : a 1, a 4, a 7, c 8, f 2, f 8, g 2;
8 00 : a 1, a 6, c 8, d 1, f 8, g 1, h 5, h 6;
9 00 : a 1, a 2, b 2, b 8, c 8, g 2, g 3, h 7, h 8;
10 00 : a 1, a 6, a 7, b 1, b 2, g 1, g 2, h 1, h 6, h 7;
11 00 : a 1, a 2, b 2, b 8, c 8, g 1. g 2, g 7, h 1, h 7, h 8;
12 00 : a 1, a 2, a 8, b 2, b 7, b 8, g 1, g 2, g 7, h 1, h 7, h 8.

Auflösung des Bilder-Räthsels in Nr. 45: Kein Harnisch schützt wider den Tod.


[Inhaltsverzeichnis dieses Heftes, hier nicht übernommen.]


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 764. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_764.jpg&oldid=- (Version vom 27.7.2022)