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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

unter dem Titel „Die Pflanze“ (J. U. Kern's Verlag in Breslau) erschienen sind. Er wird dem berühmten Forscher, der so geistvoll plaudern und populär schildern kann, auf ihm früher unbekannte geistige Höhen folgen und das Leben und Wirken seiner stillen Lieblinge in ihrer großartigen Bedeutung im Haushalte der Natur und im steten Gange der menschlichen Civilisation kennen lernen.

Ihn werden auch in späteren Jahren die poetischen und doch sachverständigen Schilderungen aus der Naturgeschichte und Geographie der Baumwelt fesseln, die Hermann Jäger unter dem Titel „Deutsche Bäume und Wälder“ (Leipzig, Karl Scholtze) verfaßte, und die das beste populäre Bild des deutschen Waldes geben.

Für den anderen wird inzwischen die Zeit gekommen sein, wo er fleißig in dem zweibändigen illustrirten Werke von Adolf und Karl Müller in „Thiere der Heimath“ (Vertag von Theodor Fischer, Kassel) blättert und mit den genauen Kennern unserer heimischen Thierwelt einen geistigen Bund bis in die spätesten Jahre seines Lebens schließt. Brehm’sIllustrirtes Thierleben“, von dem die zweite colorirte Auflage vor Kurzem erschienen ist, wird alsdann seinen Gesichtskreis erweitern und ihn mit der Thierwelt fremder Zonen vertraut machen. Und wessen Geist gereift ist und Lust empfindet, die neueren Bahnen der Wissenschaft einzuschlagen, der findet in dem glänzend ausgestatteten Prachtwerke „Die Säugethiere“ von Prof. Dr. Carl Vogt (Bruckmann, München), welches der vorzügliche Kenner der Thiercharaktere Fr. Specht illustrirt hat; wichtige Aufschlüsse über die Thierarten und ihren Ursprung. Der frische Geist der modernen Forschung belebt hier das Ganze, und es unterliegt keinem Zweifel, daß „Die Säugethiere“ zu den originellsten und interessantesten Werken gehören, welche in der Gegenwart über Zoologie geschrieben wurden.

Werke, die zu nützlichen Beschäftigungen anleiten sollen, sind jetzt, wo überall von der Hebung des Kunstgewerbes die Rede ist und wo der Handfertigkeits-Unterricht der Jugend Mode geworden, wie Pilze nach einem warmen Regen aus der Erde geschossen. Als Weihnachtsgeschenke eignen sich vorzüglich die mannigfaltigen Vorlagen für Frauenarbeiten und Anleitungen zu denselben.

Als ein Werk, welches uns in die Vielseitigkeit der Arbeiten der modernen Frauenhand blicken läßt, möchten wir zunächst „Das Kunstgewerbe in Frauenhand. Blätter zur Beförderung einer guten Geschmacksrichtung in der Frauenarbeit in Schule und Haus“ von C. von Braunmühl (Ernst Heitmann in Leipzig) empfehlend erwähnen. Die Damen werden in demselben über alle jene neuen Arbeiten belehrt, die Nutzen bringen und in der Mode sind: abgesehen von der Krenzstichstickerei und der Holbeintechnik lernen sie aus demselben Tischplatten in einer Imitation von Intarsia herstellen, auf Porcellan malen und feine Servirplatten mit eleganter Aetzarbeit schmücken. Ja, das Buch steht auf der Höhe der Zeit, unsere Frauen wollen, sofern sie dazu Zeit haben, an der Hebung des Kunstgewerbes mitwirken, und wenn es unsere Frauen einmal wollen, so bleibt uns wohl nichts Anderes übrig, als die Werke ihrer schönen Hände zu bewundern.

Der solide deutsche Buchhandel ist liebenswürdig und galant genug, den Damen diese Arbeit zu erleichtern und er warf eine Kartätschenladung von Vorlagen für Porcellanmalerei auf den heurigen Weihnachtsmarkt. An irdischen Rosen, Nelken, Veilchen und anderen Blumen, an allerlei Insecten, von dem buntesten Schmetterling bis zu der unscheinbarsten Motte, ist in diesen Vorlagen kein Mangel vorhanden. Sie alle eignen sich vorzüglich, um die Vasen, Kannen, Tassen und Teller mit den reizendsten Symbolen der vier Jahreszeiten zu bemalen. Unsere Damen können getrost die rohen Porcellanwaaren aus den Fabriken beziehen und, nachdem sie dieselben mit dem nöthigen Farbenschmuck versehen, wiederum in die Fabrik zum Einbrennen senden. Wir haben dagegen nichts einzuwenden, ein Teller, mit einem solchen Schmuck versehen, wird entschieden besser behandelt werden, als das Product eines uns unbekannten Fabrikkünstlers.

Von den vielen „Vorlagen für Aquarell- und Porcellanmalerei“ sind etliche, die wir gesehen haben, so formvollendet, aber auch so sündhaft theuer, daß wir sie an dieser Stelle nicht erwähnen wollen. Recht geschmackvoll und billiger sind die von Julius Höppner herausgegebenen und in der Arnoldischen Buchhandlung in Leipzig erschlenenen Vorlagen, die wir zur „gefälligen Beachtung“ mit gutem Gewissen empfehlen können.

Dasselbe können wir auch von den „Muster altdeutscher Alphabete und moderner Monogramme“ für Kreuzsticharbeiten sagen, die von Frau Dr. M. Beeg-Aufseß und Frl. J. v. Salzberg herausgegeben wurden (Leipzig, Ernst Heitmann), obwohl wir uns mit einigen Blättern, auf denen die Buchstaben aus dem Arabeskengewilder nicht herauszuerkennen sind, nicht einverstanden erklären mögen; denn ein Buchstabe, den man nicht lesen kann, dürfte auch auf dem Taschentuch oder der Serviette seinen Beruf verfehlt haben. Bei richtiger Auswahl bietet jedoch das Werk viel Schönes und Empfehlenswerthes.

Die „Muster alter und moderner Stickereien“ (Ernst Heitmann, Leipzig), an welchen mehrere Meisterinnen und Meister gearbeitet haben, sind dagegen so hübsch in ihrer Zusammenstellung, daß ihr Besitz überall Befriedigung und Freude erregen wird. Zu bemerken ist noch, daß die in früheren Jahren rühmlichst anerkannten „Muster stilvoller Handarbeiten“ von E. Bach (R. v. Waldheim, Wien.) in ihrer neuesten Auflage ein sehr elegantes und überall willkommenes Geschenk bilden.

Ehre den Künstlern! Aber dabei müssen wir die praktischen Geschäftsleute nicht vergessen, die auf dem Wege der vervielfältigenden Kunst die Werke der Meister der großen Masse zugängig machen. Da hat A. Kramer, bekannt durch sein „Handbuch für weibliche Arbeit“, eine neue Erfindung gemacht, die wohl berufen zu sein scheint, eine Revolution in der Stickmusterfabrikation zu veranlassen. Unsere Leserinnen kennen die Gummi-Abziehbilder, mit denen die liebe Jugend Fensterscheiben, Lampenschirme und Tassen oft sehr gegen den Willen der Eltern zu schmücken pflegt. Die neue Erfindung, „Kramer’s Abziehstickmuster“ (E. Twietmeyer, Leipzig) beruht auf ähnlichem Princip. Es sind dies auf Papier gedruckte, bunte Kreuzstichmuster, welche auf Leinwand (oder sonst ein Gewebe) gelegt, mit Wasser befeuchtet und dann sofort abgezogen werden. Die Farben, mit welchen die Stickmuster gedruckt wurden, haften nun fest auf der Leinwand. Die Muster bieten also dieselben Vorlagen, wie die bekannten gleich auf Zeug vorgedruckten Muster, haben jedoch den Vorzug, daß man bei ihrer Verwendung den Stoff nach Geschmack und Bedürfniß wählen kann. Da der Verleger sich redlich Mühe gab, hervorragende künstlerische Kräfte für die Zeichnung der einzelnen Muster heranzuziehen, so wird sich diese praktische Erfindung sicher überall Bahn brechen.

Wir glauben im Vorstehenden genügende Winke für die Anschaffung praktischer und nützlicher Bücher gegeben zu haben, wir sind überzeugt, daß Niemand behaupten wird, für die oben erwähnten anerkannten und neuesten Erzeugnisse des Buchhandels unnützer Weise Geld ausgegeben zu haben. –i.      


Blätter und Blüthen.

Französische Weinfälschung. Edle Menschen- und Weinfreunde hatten in der französischen Deputirtenkammer einen das höchste Lob verdienenden Gesetzentwurf eingebracht, welcher die Verfälschung des Weines durch Alkohol verhindern sollte. Die Kammer zog es jedoch vor, diesen Antrag mit 256 gegen 211 Stimmen zu verwerfen, allerdings nach einem vier Tage währenden schweren Debattenkampfe. Es wird also nach wie vor weiter der französische Wein durch kräftigen Alkoholzusatz ver – bessert. Ehre und Dank aber jenen 211 Männern, die der herrlichen Gottesgabe zu ihrem unverfälschten Rechte verhelfen wollten! Möge es ihnen in Zukunft besser glücken und möge ihr Beispiel auch diesseit des Rheines gute Früchte tragen! – r.     


Der eigentliche Gründer der Schiller-Stiftung ist, wie Eduard Duboc in seiner Festrede zu Weimar hervorhob, nicht Julius Hammer, sondern ein einfacher Steinmetz Namens Ullmann, der 1859 für die Gedenktafel am Schiller-Häuschen in Loschwitz, die er lieferte, keine Bezahlung annahm, sondern diese Summe dem Comité überwies und dadurch den Grundstein zu der Stiftung legte – ein Beweis, wie tief Schiller im Herzen des Volkes lebt. – r.     


Kleiner Briefkasten.

Ein Abonnent in Köln. Nicht die Lortzing’sche Oper „Zar und Zimmermann“ soll abgeschafft werden, sondern die falsche Schreibart Zardam für Zaandam, wie Karl Braun in Nr. 40 der „Gartenlaube“ vorschlägt. Lesen Sie die betreffende Stelle noch einmal genau nach, so werden Sie finden, daß die Schuld des Mißverständnisses lediglich auf Ihrer Seite liegt.

S. in Rosenberg. Wegen Ihrer Zähne müssen Sie sich an einen Zahnarzt, wegen Ihrer „spröden Haut“ an einen Arzt wenden. Briefliches Curiren ist Schwindel, und wir würden die Letzten sein, die sich auf denselben einlassen.

S. S. in Wien. Wir werden die eingesandten „Sprüche“ gern acceptiren. Theilen Sie uns gefl. Ihre genaue Adresse mit.

H. K. in Berlin, C. B. in Hamburg, H. M., C. W., M. D. K. in Astoria, B. v. F. in Gr. B. in Ungarn, J. 6. in Leipzig, O. D. in Wien und H. Michael: Nicht geeignet!

„Das Testament“ etc. von L. E. Wir bitten um Angabe Ihrer Adresse.


Allerlei Kurzweil.
Räthsel-Geschenke.

I.
Wer kriegt wohl diese Kleinigkeit?




II.
Und was bekommt
die Adelheidt?
III.

Das Väterchen kriegt, „was er ist“,
Und noch dazu, damit Ihr’s wißt,
’ne „Ziege“, doch die ist nicht ganz,
Denn hinten leider fehlt der „Schwanz“.


[Inhaltsverzeichnis dieses Heftes, hier nicht übernommen.]

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 832. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_832.jpg&oldid=- (Version vom 30.12.2022)