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verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

weil sie keineswegs auf geschickter Kompilation beruhen, sondern der Feder eines ernsten Forschers entstammen, der seine eigenen Wege zu wandeln versteht und durch seine geistvollen Werke der Wissenschaft selbst nicht zu unterschätzende Dienste geleistet hat. Mit großem Interesse begrüßen wir darum ein neues Werk Lippert’s, welches soeben unter dem Titel „Kulturgeschichte der Menschheit in ihrem organischen Aufbau“ im Verlage von Ferdinand Enke (Stuttgart) herausgegeben wird. Soweit man nach den vorliegenden ersten Lieferungen desselben zu urtheilen vermag, will der Verfasser den Beweis führen, daß wir der gemeinen Lebenfürsorge unsere gesammte Kultur verdanken, wobei er jedoch einer nackten Abhängigkeit des Menschen von den Naturgewalten nicht unbedingt das Wort redet, sondern auch den werdenden, im Laufe der Zeit sich bildenden menschlichen Vorstellungen den berechtigten Einfluß auf die Entstehung der Familie, der Religionen, der Sittlichkeitsgesetze etc. einräumt. Der Verfasser weiß jeden Gebildeten durch das Aufstellen neuer und durch die originelle Beleuchtung längst bekannter Fragen zum ernsten Nachdenken anzuregen, und seine meisterhafte Darstellungsweise verdient um so mehr hervorgehoben zu werden, als durch dieselbe der schwierige Gegenstand auch dem allgemeinen Verständniß näher gerückt wird. *      


Speisekarte oder Speisenkarte? Hierüber wünscht die Redaktion – angeregt durch eine an sie gerichtete Anfrage, von mir eine kurze Entscheidung, und demgemäß erkläre ich denn, daß die zuerst genannte Form als die allgemein übliche (s. mein „Wörterbuch der deutschen Sprache“ Bd. I, S. 872b) unbedingt den Vorzug verdient, aber nicht, weil (wie der Anfragende meint) man auch „Wein-, Tanz-, Spiel-“ und nicht „Weine-, Tänze-, Spiele-Karte“ sage; denn dem ließen sich andere Zusammensetzungen von Karte entgegensetzen, wie z. B. Figuren-, Fremden-, Personen-, Staaten-, Visiten-Karte etc., und man hat sich wohl davor zu hüten, in dem „en“ der ersten Hälfte derartiger Zusammensetzungen immer die Form der Mehrzahl zu erblicken. Ich verweise der Kürze halber aus Das, was ich in meinem „Wörterbuch der Hauptschwierigkeiteu in der deutschen Sprache“ (14. Aufl.) S. 329 unter der Ueberschrift: „Weibliche Hauptwörter“ gesagt habe, vgl. Zusammensetzungen wie „Liebfrauenkirche = Unserer lieben Frauen (= Frau oder Jungfrau, das ist Maria) Kirche etc.; Nasen-Bein. -Ring etc. (wobei offenbar nur an eine Nase, nicht an mehrere zu denken ist) u. a. m. Auch erinnere ich an das in meinem „Wörterbuch der deutschen Sprache“, Bd. I, S. 372b über den Unterschied zwischen „Erde“ und „Erden“ in Zusammensetzungen Bemerkte, wo sich Beispiele finden, wie: Der Regenwurm gehört zu den „Erdwürmern und „Der Mensch, der schwache Erdenwurm“ und, aus Goethes „Faust“: „Mächtiger der Erdensöhne“, dagegen aus Goethes „Achilleis“: „Und der Herrliche lag an dem Fuße verletzt wie ein Erdsohn“, – mit der Hinzufügung: Jenes ist christlich-orientalisch, Dies heidnisch-griechisch u. a. m. – Wer die Verschiedenheit der Bestimmungswörter in Zusammensetzungen auch nur mit ein und demselben Grundworte (Braten) erwägt, wie: Enten-, Gänse-, Hammel-, Hirsch-, Kalbs- oder Kälber-, Ochsen-, Reh-, Schweine-, Wild-Braten etc., wird erkennen, daß sich die Frage im Allgemeinen nicht so kurzer Hand beantworten läßt und daß man sich in den einzelnen Fällen nach dem allgemein anerkannten Sprachgebrauch zu richten hat, der wie ich oben hervorgehoben, in dem vorliegenden Falle sich für „Speisekarte“ entschieden hat.

Altstrelitz, den 8. März 1886. Daniel Sanders.     


Eine Spargelart als Zierpflanze. Die Blumenliebhaberei ist in fast allen europäischen Ländern so groß, daß die Handelsgärtnereien sich ordentlich Mühe geben müssen, um alle Wünsche ihrer Kunden zu befriedigen. Unter diesen Wünschen nimmt aber die Jagd nach „neuen“ Pflanzen eine sehr hervorragende Stelle ein. Zu diesem Zwecke unterhalten namentlich in Belgien und England große Pflanzenhandlungen eine Anzahl Reisender, die alle Theile der Welt durchforschen – tropische Urwälder, Gebirge und Ebenen aller Zonen, wo nur einige Ausbeute an Pflanzen sich bietet. Von einem dieser Sammler, einem Engländer Namens Mudd, wurde vor 10 Jahren am Kap der guten Hoffnung eine zierliche Spargelart entdeckt und nach London gesandt. Sie führt den Namen Asparagus plumosus und zeichnet sich durch eine so graziöse Feinheit der Belaubung aus, daß sie darin mit den elegantesten Farnpflanzen wetteifert. Die Pflanze ist rankend und gedeiht auch ganz gut im Zimmer. An seinen Gitterwerken oder Drahtkugeln rankend, gewährt sie auf dem Blumentisch fast den Anblick eines duftigen Schleiers. Neuerdings wurde durch die Firma William Bull in London eine Abart dieser Zierpflanze, Asparagus plumosus nanus, auf den Markt gebracht; sie ist nicht rankend und niedriger als die vorbeschriebene Art, zeichnet sich aber durch ihre äußerst eleganten farnwedelartig ausgebreiteten Zweige aus, die nicht nur jedem Blumentisch zum Schmuck gereichen, sondern auch sich zum feinen Bindegrün vortrefflich eignen. In Deutschland befaßt sich die Kunstgärtnerei Jühlke in Erfurt mit dem Vertrieb dieser interessanten Pflanzen. *      



Allerlei Kurzweil.


Geometrische Komponir-Aufgabe.0 Von Erin.

Aus den 8 rechtwinkeligen und gleichschenkeligen Dreiecken der Quadrate A, zweimal B, und C. deren Seiten sich wie 4 : 3 : 2 verhalten, ist der Buchstabe H zu formiren.



Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

Lehrer B. in K. Unter den Blättern, die einen Uebergang von Fachjournalen zu den rein populären Zeitschriften bilden und in ihren Spalten über die neuesten Fortschritte der gesammten Naturwissenschaften berichten, können wir Ihnen zwei empfehlen: den „Naturforscher“ und „Humboldt“. Beide wenden sich an ein Publikum, das mit den Elementen der Naturwissenschaft vertraut ist. – „Der Naturforscher“ erscheint wöchentlich und hat sich im Laufe seines nunmehr achtzehnjährigen Bestehens stets bewährt. Mit dem Beginn dieses Jahres ist das Blatt in den Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung in Tübingen übergegangen, welche den Abonnementspreis desselben auf Mark 2,50 vierteljährlich ermäßigt hat und, wie die ersten Nummern dieses Jahrgangs beweisen, im Verein mit der Redaktion durch Heranziehung neuer Mitarbeiter und Erweiterung des Programms den „Naturforscher“ für die betheiligten Kreise stets interessanter und mannigfaltiger zu gestalten weiß. – Die Monatsschrift „Humboldt“ (Verlag von Ferd. Enke, Stuttgart, Abonnementspreis monatlich 1 Mark) zeigt in der Wahl ihrer Artikel das Bestreben nach einer in gewissen Grenzen gehaltenen populären Darstellungsweise und bringt vor Allem ausführliche Aufsätze aus der Feder anerkannter Autoren, an die sich eine allgemeine Uebersicht der neuesten Fortschritte und eine Fülle kurzer Mittheilungen anschließen.

Herrn F. D. in Homberg a. Rh. Daß es dem Verfasser des Artikels „Aepfelwein“, Nr. 47, 1885, Herrn E. Peschkau, nicht unbekannt war, daß man auch bisweilen für 80 Pfennig eine gute Flasche Wein erhält, geht daraus hervor, daß er schrieb, „in den meisten Fällen“ sei Wein für 80 Pfennig Kunstprodukt. Er glaubt Ihnen auch gern, wenn Sie versichern, daß es bei bescheidenem Nutzen möglich ist, einen reinen, trinkbaren Wein schon zu 50 Pfennig per Flasche abzugeben, und bedauert nur, daß es in der Welt so viele Leute giebt, die sich nicht mit „bescheidenem Nutzen“ begnügen.

G. N. in B. Eine Biographie mit gutem Bildniß Georg Büchmann’s finden Sie in seinen berühmten „Geflügelten Worten“ (Berlin, Haude- und Spener’sche Buchhandlung [F. Weidling], 1884), welche nach dem Tode des Verfassers (24. Februar 1884) von Walter Robert-tornow in 14., vielfach vermehrter Auflage herausgegeben sind.

B. D. W., Hilarius Heimchen in Graz. Leider nicht geeignet.



Inhalt: Was will das werden? Roman von Friedrich Spielhagen (Fortsetzung). S. 217. – Frühlingswehen. Gedicht von Victor Blüthgen. Mit Illustration S. 221. – Schuljahr und Ostern. Ein Vorschlag zur Reform der Ferienordnung unserer Schulen. Von Dr. Georg Winter. S. 223. – Die Andere. Von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 225. – Sonntagmorgen. Illustration. S. 229. – Vom Nordpol bis zum Aequator. Populäre Vorträge aus dem Nachlaß von Alfred Edmund Brehm. 2. Bilder aus dem Affenleben. II. Vom Äffentalent. S. 230. – Japanisches Frauenleben. Von C. W. E. Brauns. S. 232. Mit Illustrationen S. 232, 233 und 234. – Blätter und Blüthen: Die deutschen Vermißten und die „Gartenlaube“. – Frühlings-Einläuten. S. 235. Mit Illustration S. 217. – Zur Kulturgeschichte der Menschheit. S. 235. – Speisekarte oder Speisenkarte? Von Daniel Sanders. – Eine Spargelart als Zierpflanze. – Allerleri Kurzweil: Geometrische Komponir-Aufgabe. Von Erin. – Kleiner Briefkasten. S. 236.




Nicht zu übersehen!

Mit dieser Nummer schließt das erste Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift, wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das zweite Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die nächste Nummer beginnt mit der bereits früher angezeigten Novelle:

„Die Lora-Nixe.“ Von Stefanie Keyser,

der geistvollen Verfasserin von „Krieg um die Haube“, „Glockenstimmen“ und „Fanfaro“.

Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig).

manicula 0 Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf, 3 Nummern 85 Pf.). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung.     



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redakteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_236.jpg&oldid=- (Version vom 22.2.2024)