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verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

Sauberkeit sein, und es läßt sich nicht leugnen, daß die zahlreichen, oft recht zierlichen lichten Gestalten dieser dienstbaren Geister, welche geschäftig durch die Straßen eilen oder in den Morgenstunden an den Fenstern sichtbar werden, ein ungemein belebendes, heiteres Element in das Gewühl der sonst dunklen Straßen bringen. Diese „Uniform“ der Dienstmädchen, wie wir sie auf dem Amsterdamer Fischmarkte in größerer Gesammtwirkung beobachten können, herrscht übrigens mit sehr geringfügigen Unterschieden in ganz Holland und hat jedenfalls den Vortheil, dem fremden Besucher eine unliebsame Verwechselung etwa mit der Tochter des Hauses zu ersparen. Natürlich fällt es auch Niemanden ein, wie bei uns, die pfortenöffnende Zofe mit „Fräulein“ anzureden, sondern man nennt sie ohne Rücksicht auf ihr Alter einfach: „meisje“, das heißt Mädchen.

Um die Mittagsstunde erstirbt das Leben und Treiben auf dem Fischmarkte: die Menschen verlaufen sich, und auch die Körbe mit den Fischen sind verschwunden. Wer Nachmittags oder des Abends über jene Stätte schreitet, sieht in ihr nichts als einen Theil des Nieuwe Markt. – Das treffliche Gemälde, nach welchem unser Holzschnitt ausgeführt wurde, befindet sich gegenwärtig auf der Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin.

Friedrich von Hellwald.     

Ein billiges und wohlschmeckendes Erfrischungsmittel aus Apfelsinen-(Orangen-)schalen. Durch Trocknen, Einschichten in oder Kochen mit Zucker suchen unsere Hausfrauen nicht selten die Schalen der jetzt für wenige Pfennig zu hahenden Apfelsinen oder, wie man in Süddeutschland sagt, Orangen zu längerer Aufbewahrung tauglich zu machen, und gewinnen dadurch ein für manche Zwecke sich recht wohl eignendes Gewürz. Immerhin dürften noch ungezählte Apfelsinenschalen unbenutzt zu Grunde gehen, aus denen mit wenig Mühe und Kosten ein Erfrischungsmittel sich herstellen ließe, welches bei Allen, denen wir es vorsetzten, namentlich auch bei Arbeitern und Handwerkern, Beifall gefunden hat. Dasselbe dient zur Herstellung einer Nachahmung der in Sachsen und manchen anderen Gegenden Deutschlands beliebten „Wasserkaltschale“. Man bereitet dieselbe bekanntlich aus frischem Wasser, dem geriebene Brotkrumen, in kleine Würfel geschnittene Brotrinde, Zucker, etwas Wein und Citronenscheiben, oder an Stelle der beiden letzteren auch nur Citronensaft oder etwas Essig zugesetzt werden. Manche fügen auch noch einige in kochendem Wasser aufgequellte und wieder abgegossene Korinthen hinzu. Die letzteren sind aber entbehrlich. Der Wein und die Citronen können nach unseren Versuchen mit bestem Erfolge durch starken Essig ersetzt werden, den man durch mehrwöchentliches Ansetzen mit möglichst dünn abgeschälter Apfelsinenschale aromatisirt hat. Auf einen halben Liter Einmache-Essig genügen die Schalen von zwei Apfelsinen. Im Interesse der Haltbarkeit benutzten wir Essig, der mit Hilfe der bekannten Essig-Essenz bereitet war. Der nach beliebig langer Zeit von den Schalen abgegossene, angenehm duftende Essig hielt sich auch unfiltrirt stets mehrere Jahre. Um etwa zurückbleibend kleine Theilchen der Schale zu entfernen, kann der Essig durch ein feines Tuch oder Filterpapier gegossen werden; nöthig ist es aber nicht. Mit jedem Jahre nimmt in Folge des günstigen Handelsvertrags mit Spanien und der Eröffnung der St. Gotthardbahn der Apfelsinenhandel einen immer größeren Umfang an; die wohlfeileren (spanischen) Sorten werden heut zu Tage auf Wochen- und Jahrmärkten nicht selten auch von kleinen Leuten gekauft, denen der ohne Umstände und Zeitopfer zubereitete Apfelsinenschalenessig während der heißen Jahreszeit, sei es als Kaltschale oder auch nur als Limonade, eine recht willkommene und – was die Hauptsache ist – wohlfeile Erquickung bieten dürfte. Vielleicht ließe sich diese Kaltschale auch in den Volkskaffeehäusern einführen, deren Entstehen und kräftiges Gedeihen eines der erfreulichsten Ergebnisse der Thätigkeit des seine großen Ziele mit so viel Geschick und Umsicht verfolgenden „Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke“ ist. Für die Volkskaffeehäuser wären die Schalen in großen Städten, wo der Apfelsinenverbrauch ein massenhafter geworden ist, gewiß leicht schenkungsweise zu erlangen. Auch könnten Freundinnen der Mäßigkeitsbewegung aus den in ihren Haushaltungen abfallenden Schalen Essig für Volkskaffeehäuser oder zum Verschenken an Arbeiter, kleine Handwerker, Briefträger u. A. bereiten. Hat man nur erst die Leute mit diesem einfacheu Genußmittel bekannt gemacht, so werden die Meisten jede aufzutreibende Apfelsinenschale zu seiner Bereitung verwenden. Ein Handwerker, der auf unsere Empfehlung hin den Apfelsinenschalenessig in seiner Familie benutzte, meinte, in einfachen Familien und Volkskaffeehäusern brauche man das Brot zu der Kaltschale nicht zu reiben. Jeder könne sich dasselbe mit den Händen zerkrümeln und die Rinde in kleine Stückchen schneiden. Bemerkt sei noch, daß für eine Portion oder ein Viertel Liter Wasser ein Eßlöffel Essig und 20 Gramm Zucker genügen. Marie Ernst.     

Zwei seltsame Professoren. Im holländischen Indien giebt es noch Sultane, die den alten Glanz der Herrschaft und eine hohe Civilliste genießen, aber thatsächlich mediatisirt sind. Bei jedem derselben ist ein holländischer „Resident“ angestellt, der ihm alle Sorgen und Mühen des Regierens und der Verwaltung abnimmt. Zum standesgemäßen Hof- und Herrscheraufwand des Sultans gehört u. A. auch eine prachtvolle große Menagerie, die von einem malayischen Direktor verwaltet wird. Nun kommt einmal ein holländischer Professor der Zoologie nach Java, um dort seine Studien zu machen. Der Resident führt ihn in die Menagerie des Sultans. Der Professor interessirt sich sehr für einen großen dickköpfigen Affen mit tiefblauen Backen und zinnoberrother Nase. Das Gesicht des Professors erstrahlte in ähnlichen, jedoch etwas gemäßigteren Farben. „Ich würde behaupten“, sagte der Professor zum Residenten, „dies sei ein Mandrill, wenn ich nicht wüßte, daß dieser Affe nur in Afrika vorkommt. Ich möchte wissen, wie die Eingeborenen dies Thier nennen.“ Der Resident fragte also den Menagerie-Direktor auf Malayisch: „Wie nennt Ihr Den?“ Der Direktor zeigte auf den Professor und stellte die Gegenfrage: „Wie nennt Ihr denn Den?“ „Professor Hollanda,“ sagte der Resident. Der Malaye dankte mit einer tiefen Verbeugung, die Arme über der Brust kreuzend, für die Belehrung: dann zeigte er auf seinen schönen blauen Affen und stellte ihn vor mit den Worten: „Professor Borneo.“ Das Geschöpf stammte aus Borneo, wie der Professor aus Holland. K. B.     

Neues in der Kartographie. Die Sektion „Wienerwald“ des österreichischen Touristenklubs läßt zu Beginn des heurigeu Sommers eine auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende, jedoch populär gehaltene Monographie des herrlichen Wienerwaldgebietes, an der es bisher mangelt, erscheinen und werden die einzelnen Theile derselben fast durchweg von Fachautoritäten verfaßt. Diesem Werke nun wird eine neue Höhenschichtenkarte des Wienerwaldes (1:100000) von Freitag beigegeben, auf der, wie ich glaube, eine Neuerung eingeführt ist, die den Touristen höchst willkommen sein dürfte. Es werden nämlich auf dieser Karte diejenigen Wege, welche in sommerlicher Zeit stark der Mittagssonne ausgesetzt sind, besonders bezeichnet werden, und so der Ausflügler bei ersten Touren in einer ihm unbekannten Gegend in die Lage versetzt, ein oft stundenlanges Marschiren auf schattenlosen Pfaden in versengender Gluth vermeiden zu können. Die Anregung zu dieser unstreitig beachtenswerthen neuen Einführung ist von dem Begründer der Sektion, Herrn Gerbers ausgegangen, dem bisher noch keine derartig bearbeitete Karte zu Gesicht gekommen ist, was jedoch nicht ausschließt, daß etwa ein Kartograph bereits diese Idee praktisch verwerthet hätte. Ernst Kelter.     


Allerlei Kurzweil.

Ring-Räthsel.

Die 31 Kreuzchen dieser Ringe sind so durch die gleiche Anzahl Buchstaben, nämlich 9 a, 1 b, 2 d, 2 e, 1 h, 2 i, 1 k, 2 l, 1 m, 2 n, 2 r, 2 s, 1 t, und 1 v zu ersetzen, daß in jedem der Ringe ein bekanntes Wort entsteht, und daß die 2 Kreisen angehörenden Buchstaben den Namen einer griechischen Göttin bilden. Die Wörter der einzelnen Ringe bezeichnen: 1. einen Gott der alten Germanen, 2. einen König der Perser, 3. eine griechische Insel, 4. eine nützliche, aus Brasilien stammende Treibhauspflanze, 5. einen Staat der nordamerikanischen Union, 6. eine Person aus Schiller’s Drama „Die Räuber“.


Auflösung des astronomischen Problems auf Seite 424: Werden die Buchstaben in der Reihenfolge der dargestellten Lichtphasenerscheinung geordnet, so ergiebt sich das Wort: „Mondfinsterniß“. K. L. Engel.     


Kleiner Briefkasten.

((Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

A. G. in Zittau. Die Schwalben gehören bekanntlich zu den vorzüglichsten Fliegern, die es überhaupt giebt, dagegen bewegen sie sich mit ihren kleinen zarten Füßen nur unbeholfen auf dem Erdboden; namentlich wird es ihnen schwer, sich flink und geschickt zu erheben und in die Luft hinaufzuschwingen. Zum Ruhepunkt muß die Schwalbe daher immer eine Stelle wählen, wo sie ohne Hinderniß die langen Flügel schnell ausbreiten und loskommen kann. So sehen wir sie auf den Dachziegeln, den Telegraphendräthen und weit hervorstehenden, dürren Zweigspitzen sitzen. Alle diese Gegenstände sind einerseits frei, so daß die Flügel bei der Ausbreitung nicht behindert sind, und andererseits glatt, damit die Füße sich zunächst nicht drücken und sodann leicht und rasch loskommen können. Dr. Karl Ruß.     

„Struppius“. Nicht geeignet. Das Manuskript steht zu Ihrer Verfügung.



Inhalt: Sankt Michael. Roman von E. Werner (Fortsetzung). S. 425. – Sommerferien in Berlin. Von Oskar Justinus. S. 428. – Der kleine Schuh S. Skizze aus dem italienischen Badeleben von Isolde Kurz (Schluß). S. 431. – Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit. Die Elektricität im Dienst der Heilkunde. I. Mit Illustrationen S. 425 und 433. – Was will das werden? Roman von Friedrich Spielhagen (Fortsetzung). S. 434. – Blätter und Blüthen: Auch ein Siegesfest. S. 439. Mit Illustration S. 429. – Der Fischmarkt in Amsterdam. Von Friedrich von Hellwald. S. 439. Mit Illustration S. 437. – Ein billiges und wohlschmeckendes Erfrischungsmittel aus Apfelsinen-(Orangen-)schalen. Von Marie Ernst. – Zwei seltsame Professoren. – Neues in der Kartographie. – Allerlei Kurzweil: Ring-Räthsel. – Auflösung des „Astronomischen Problems“ auf S. 424. – Kleiner Briefkasten. S. 440.




Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das zweite Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift, wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das dritte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig).

manicula 0 Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf, 3 Nummern 85 Pf.). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung.     

Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redakteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_440.jpg&oldid=- (Version vom 6.3.2023)