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verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

Für die Jugend sind noch zwei Schriften von Frida Schanz erschienen, welche wir nachträglich kurz empfehlen möchten. In den hübschen Erzählungen unter dem Titel „Blumen und Früchte“ (Stuttgart, Gustav Weise) wendet sich die Verfasserin an Mädchen im Alter von 6 bis 9 Jahren, in dem zweiten Bande „Jn der Feierstunde“ (ebenda) dagegen an solche im Alter von 8 bis 12 Jahren. Beide Bände sind mit je vier farbigen Illustrationen von P. Wagner geschmückt.

Eine der schönsten Weihnachtsgaben für den Familienkreis sind Robert Schumann’s „Kinderscenen“ (Leipzig, Adolf Titze). Das geschmackvoll ausgestattete Werk enthält dreizehn Musikstücke Schumann’s für das Pianoforte, mit Dichtungen von Albert Träger und kecken, humorvollen Bildern von Alexander Zick, die mit Dichtung und Musik vortrefflich übereinstimmen. Wo immer die edle Musika ein Heim gefunden hat, da werden auch die „Kinderscenen“ willkommen geheißen werden und sich im Sturme die Herzen von Groß und Klein erobern.

„Zweimal Christnacht“ betitelt sich ein freundlich ausgestattetes dramatisches Märchen in acht Bildern von Auguste Goetze (Leipzig, Oswald Mutze), ein Märchen von erzieherischer Tendenz, in welchem die Kinder eines Stadtmusikus die Hauptrolle spielen und der heilige Nikolas als Pädagog auftritt. Die Verfasserin ist ja als Bühnenschriftstellerin bekannt, und so hat sie einzelne Scenen wirksam angeordnet und läßt in die bürgerlichen Verhältnisse ein wenig Weihnachtsglorie fallen.

Es giebt ja heut zu Tage ein sehr modernes Publikum, welches alles Neueste der Dichtung bevorzugt: doch es giebt auch altmodische Leute und für diese ist ein bereits in zweiter Auflage vorliegendes Liederbuch bestimmt: „Als der Großvater die Großmutter nahm“ (Leipzig, F. Wilh. Grunow). Da finden sich Fabeln, Erzählungen, Lieder aus guter alter Zeit, aus unserer klassischen Epoche, aber auch aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Die buchhändlerische Ausstattung entspricht durchweg der eigenartigen Tendenz. †      

Eine verfängliche Frage. (Mit Illustration S. 873.) Die Meisterwerke, in welchen der Tiroler Mathias Schmid uns das Leben seines Volkes vorzuführen pflegt, haben größtentheils einen gewissen tragischen Zug. Rauhe Lebensschicksale sind es, die der Künstler mit erschütternder Wahrhaftigkeit uns vorführt.

Mitunter fällt aber doch auch der Sonnenschein reinen Frohmuthes in das Atelier unseres Künstlers. So auch in dem Bilde, welches wir heute unseren Lesern vorführen.

Wer in dem schönen Lande Tirol gewandert ist, dem werden die Menschen dieses Bildes bekannt vorkommen. Da sitzen sie beisammen in der Stube des Bergwirthshauses, Jeder mit seinem Kännlein vor sich. Sie sind nicht aus dem Orte; darauf lassen die Rucksäcke schließen, die neben ihnen liegen. Sie sind auf der Wanderung. Also sind’s vielleicht Mäher, die nach den hochgelegenen Bergwiesen hinaufklettern wollen. Oder – und das scheint noch wahrscheinlicher – es sind Bergführer, die eine Gesellschaft von Stadtleuten über die Stubaier oder Oetzthaler Ferner geführt haben und jetzt, mit ihren wohlverdienten Guldenzetteln in der Tasche, ins Heimatdorf zurückkehren. Unterwegs aber ladet ein Bergwirthshaus zur Ruhe: wie frisch ist der Trunk und wie hübsch das Töchterlein des Wirthes! Das haben die drei schneidigen Kameraden auch gewußt, der Alte so gut, wie die zwei Jüngeren. Der Alte vielleicht noch am besten; denn offenbar ist er’s, der das Gespräch führt; und eben hat er der schmucken Dirne irgend etwas gesagt, was ihr Seelenhirt vielleicht nicht hätte hören dürfen. Eine „verfängliche Frage“ war’s, die er gethan hat. Solcher verfänglichen Fragen giebt es viele, doch drehen sie sich alle um einen Punkt:

„Dirndl, hast schon ein’ Schatz? – Bist ihm auch treu? – Könnt’st nit noch ein’ brauchen? – Bin i’ Dir z’alt oder z’wüst?“

Das Mädchen hat die Augen gesenkt, eine Hand spielt mit der Nelke, die im Busentuch steckt; die andere mit der Schürze. Auf dem frischen Gesichtchen zeigt sich ein Gemisch von Scheu und List, von jungfräulicher Zaghaftigkeit und schalkhaftem Uebermuth. Und wenn sie jetzt den Mund aufthut, wird sie lachend eine Reihe blitzender Zähne zeigen und auf alle vier Fragen nach einander antworten:

„Schatz hab’ ich kein’; Treu’ bin ich Niemand schuldig; Einer is schon um zehn z’viel; und z’alt bist mir Du freilich, aber z’wüst sind mir alle Mannsleut’ mit einand!“

Der Prinz und die Fee im Weihnachtsspiel. (Mit Illustration S. 869.) Selten strahlte aus dem Zuschauerraume so viel heiterer Frohsinn, so viel wirkliche, von Herzen kommende Bewunderung, wie während des Weihnachtsspieles. Leuchtende Kinderaugen waren es, die wie gebannt an dem schimmernden Glanze der Bühne hingen, und empfängliche Kindergemüther, die von der zierlichen, weißgekleideten „Fee“ mit den Engelsflügeln und von dem „Prinzen“ im goldgestickten Wamms zu frohem Beifalle hingerissen wurden. Ein märchenhafter Zauber umwob die beiden Gestalten, und die Phantasie erzählte den jugendlichen Zuschauern von lebendig gewordener sagenhafter Pracht. Das Königreich die Bühne, das Schloß jener thürmereiche Bau im Hintergrund … ja, wer hätte an die Wirklichkeit gedacht! wer an den versteckten dürftigen Winkel hinter den Koulissen, in welchem sich Prinz und Fee während der Pausen still vergnügt am Fadenspiel ergötzen, zwar aller Schätze des Reichthums beraubt, aber reich an beglückender kindlicher Liebe! Spiel hier – Wirklichkeit dort, aber letztere die schönste. * *      


Allerlei Kurzweil.


Schach.
Von Fritz Hofmann in München.
SCHWARZ

WEISS
Weiß zieht an und setzt mit dem dritten Zuge matt.

Auflösung der Schachaufgabe auf Seite 836.
Weiß: Schwarz: Weiß: Schwarz:
1. S c 8 – a 7 K e 5 – f 6 : 1. … K e 5 – d 4
2. D h 1 – h 8† K f 6 – e 7 2. S a 7 – b 6 † beliebig.
3. S a 7 – c 8 matt. 3. S resp. D setzt matt.

Auf sonstige Züge entscheidet: 2. S a 7 – c 6 8†) nebst 3. D h 1 – d 5 (h 8) resp. S f 6 – e 8 matt.


Briefkasten.

Körner in Hamburg. Auf den unwesentlichen Zug 1 . . . . b 5 – b 4 folgt eine der beiden Drohungen: 2. S g 5 – e 4 oder S g 5 – h 3 nebst 3. S resp. L matt.

C. F. in Karlsruhe. „Das Schachproblem und dessen kunstgerechte Darstellung. Von J. Berger.“ Verlag von Veit u. Komp. in Leipzig. Preis geheftet 6 Mark.


Kleiner Briefkasten.

Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.

B. in K. Als Pendant zu dem in unserer Nr. 14. erwähnten Farbdruck-Portrait Bismarck’s ist jetzt im Verlage Gustav Kirmse in Dresden ein Portrait Kaiser Wilhelm’s erschienen, welches sowohl wegen seiner sprechenden Aehnlichkeit als wegen seiner tadellosen Ausführung empfohlen zu werden verdient.

B. Z. in G. In Erwiderung Ihrer Anfrage theilen wir Jhnen mit, daß der in der „Gartenlaube“ Seite 780 abgebildete hochinteressante Fingerhutpokal der Nürnberger Schneider-Innung in gelungener galvanoplastischer Reproduktion, 241/2 cm hoch um 80 ℳ in dem Kunstinstitut Jean Wild in München zu haben ist.

K. F. in N–L. Sie wünschen von uns Adressen solcher Personen, die geneigt sind, in überseeischen Ländern gegen Vergütung Käfer für Liebhaber zu sammeln und zu versenden! Wir können Ihnen auf diese Frage nicht dienen, veröffentlichen dieselbe aber und werden Ihnen die eingehenden Adressen gerne zur Verfügung stellen.


Inhalt: Die beiden Schaumlöffel. Eine Künstlergeschichte von Klara Biller (Schluß). S. 869. – Die Bastille. Von Rudolf von Gottschall I. S. 875. – Johannes Scherr. Mit Portrait. S. 877. – Sankt Michael. Roman von E. Werner (Fortsetzung). S. 878. – Schneelandschaft. Gedicht von Anton Ohorn. Mit Illustration. S. 881. – „Schlaf’, Herzenssöhnchen, mein Liebling bist Du!“ Eine Liedergeschichte aus den Lehr- und Wanderjahren Karl Maria’s von Weber. Von Ernst Pasqué. S. 882. – Blätter und Blüthen: Vom Weihnachtsbüchertisch. S. 883. – Eine verfängliche Frage. S. 884. Mit Illustration 873. – Der Prinz und die Fee im Weihnachtsspiel. S. 884. Mit Illustration S. 869. – Allerlei Kurzweil: Schach. S. 884. – Kleiner Briefkasten. S. 884.



Für Musiker und Musikfreunde.

In unserem Verlage ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild von M. M. v. Weber.

Mit Porträt in Stahlstich. 3 Bände. Geheftet. Preis 8 Mark.

Zur Feier des 100 jährigen Geburtstages C. M. von Weber’s am 18. December 1886 wird die vorstehende anerkannt beste Biographie des Meisters aus der Feder seines Sohnes vielen willkommen sem. Um dem werthvollen Werke eine größere Verbreitung zu sichern, haben wir den ursprünglich ℳ 20.50 betragenden Preis auf nur ℳ 8.– ermäßigt.

Leipzig. Ernst Keil’s Nachfolger. 


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 884. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_884.jpg&oldid=- (Version vom 6.3.2023)