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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887)


Er wandte sich rasch der Glasthür zu. Aber Emil schlang seine beiden Arme um den außer sich Gerathenen und rief:

„Nein, ich lasse Dich nicht: Du darfst nicht so von mir gehen, wir müssen eine Verständigung finden. Und – Eines bist Du mir vor Allem schuldig, Du mußt mir endlich Alles erklären, was mir bisher dunkel blieb; ich muß wissen, woran ich bin!“

„Frage doch Deinen Vater,“ erwiederte Felsing höhnisch; „er steht Dir jetzt viel näher als ich und weiß ohne Zweifel die Hauptsache viel besser!“

„Das war ein falscher Klang in Deiner Stimme,“ erwiederte Emil mit der Ruhe, welche dem leidenschaftlichen Manne schon oft imponirt hatte, „so kenne ich Dich nicht!“

„Vater Werner“ bei seinem Liebeswerk.
Nach einem Oelgemälde von R. Heck.

„Du hast Recht,“ sagte Felsing mit einer Art von Beschämung. Er ließ sich ohne Widerstand zu dem Rohrsofa zurückführen und sah voll bewundernder Zärtlichkeit in die klaren, gebietenden Augen des jungen Mannes. Ein schmerzlicher Seufzer entrang sich seinen Lippen. „Es ist vielleicht besser so,“ sagte er dann. „Erfahren mußt Du die jammervolle Geschichte doch einmal, ob Du nun mit mir gehst oder ob ich ohne Dich weiter ziehe. Glaube übrigens nicht,“ fuhr er nach einer Pause fort, „daß ich aus einem andern Grunde schwieg, als weil ich Dir Schmerz ersparen wollte. Und erinnere Dich, daß Du es verlangt hast, wenn meine Worte Dir sehr wehe thun.“

Emil drückte ihm schweigend die Hand und setzte sich dann neben ihn.

(Schluß folgt.)
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Leipzig: Ernst Keil, 1887, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_561.jpg&oldid=- (Version vom 10.8.2023)