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verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

hat, daß er ihm Tribut zahlte. Tippo Tib ließ sich das gern gefallen, ohne von seinen hinterlistigen Plänen abzustehen. Möglich, daß Stanley den Aufhetzungen dieses Arabers zum Opfer gefallen ist. Es wäre dies ein neuer Beweis dafür, daß der riesige Kongostaat sich sowohl in den Protokollen der internationalen Verträge wie auf der Karte großartig genug ausnimmt, daß aber diese Karte noch keine Wahrheit ist und daß die neue Staatsherrschaft für Millionen nicht viel mehr ist als eine bunte Flagge, die sich gelegentlich auf den Wassern zeigt, daß sie noch zu kämpfen hat mit der ungebrochenen Wildheit unzähliger Naturvölker und den Intriguen der bisherigen thatsächlichen Machthaber auf diesen Gebieten, der Geld- und Handelsfürsten, die sie ausbeuteten. Wie schwierig auch nach allen diesen Nachrichten die Lage der Expedition sein mag, so ist doch zu bedenken, daß Stanley wiederholt noch größere Schwierigkeiten zu überwinden wußte. Außerdem sind in dem „dunklen Erdtheil“ schon Viele todtgesagt worden, welche doch als Sieger im Kampfe gegen die heimtückischen Eingeborenen und das mörderische Klima heimgekehrt sind. So erscheint auch nach den neuesten eingegangenen Mittheilungen die Hoffnung berechtigt, daß die Nachricht von dem Tode des kühnen Reisenden sich als eine falsche erweisen dürfte und daß es ihm gelingen wird, das Ziel seiner neuesten Expedition, die Befreiung Emin Bey’s, zu erreichen. †      

Botaniker in der Sennhütte. (Mit Illustration S. 553.) Kaum hat die Frühlingssonne die Schneedecke von den Bergeshalden weggenommen, da sprießt es auch schon an allen freigewordenen Plätzen auf dem Grasboden, zwischen Felsspalten, am Bachesrande, und alsbald öffnen die ersten Alpenblümlein ihre verschlafenen Augen, um recht neugierig in die einsame Welt hinein zu blicken. Denn einsam ist’s um diese Zeit noch dort oben; erst wenn sich die alpine Flora in ihrer vollen Ueppigkeit entfaltet, kommen Mensch und Vieh auf jene Höhen zu Gaste und lassen sich’s an dem Segen und der Naturschöne behagen. Nur der Mann der Wissenschaft, der Botaniker, macht eine Ausnahme, denn sobald es in den Bergen „aper“ ist (die Bewohner der Alpen sprechen „aaber)“, das heißt, wenn sich die ersten grünen Flecke zeigen, unternimmt er schon Ausflüge, um die ersten Blumen, deren Blüthen sich fast unter dem Schnee entfalten, zu erobern. Wenn aber die Alpen bezogen sind und dadurch einem städtischen Gaste Gelegenheit geboten wird, sich in irgend einer wohnlichen Behausung niederzulassen, dann, um mit den Berglern zu reden, „bringst’n scho gar nimmer an!“ Der Herr Botanikus klettert mit den Kühen und Geisen um die Wette an den Hängen und in den Schluchten herum, nicht etwa, um bloß Alpenrosen und Edelweiß zu pflücken; nein, mit Bergstock und Hacke bewaffnet, späht er nach Pflänzchen, welche der Laie gar nicht bemerkt, die aber in den Augen des Kundigen höchst interessant und selten erscheinen.

Welche Freude aber harrt des eifrigen Sammlers, wenn er, mit Beute beladen, Abends am gastlichen Herde der Sennerin eintrifft und dann seine botanischen Schätze ordnet und ein Glas süße Milch trinkt, während der Schmarren in der Pfanne brodelt! Neugierig blickt die dralle Burgl auf das „g’spaßige“ Thun des Stadtherrn; sie winkt dem mit zu Gaste erschienenen alten „Sepp“, der den Herrn aus der Stadt auf den Bergen herumführt, schalkhaft mit den Augen zu und sagt halblaut zu ihm: „Was er ebba mit dö Kräutl thuat?“ und richtet dann einige naive Fragen an den Fremden.

Dieser aber lächelt vergnügt in sich hinein – vor sich seine geliebten Pflanzen, neben sich ein paar harmlose Naturkinder, an deren Naivetät er sich herzlich ergötzt, und endlich die Aussicht auf ein delikates alpines Abendessen; das sind die glücklichen Stunden des Botanikers.

Der „Gartenlaube“-Kalender für das Jahr 1888. Pünktlich wie immer hat sich wieder unser Kalender eingestellt und wir hoffen, er wird auch wie immer unseren Lesern willkommen sein. Reichhaltig ist auch diesmal sein Inhalt; zunächst erfüllt er die Pflicht zu orientiren über alle die wichtigen Dinge, um derentwillen die Kalender eingeführt sind: über alle Tage und Festtage des Jahres 1888, die Stellung, die es in der griechischen, jüdischen, mohammedanischen Zeitrechnung nimmt, über die Finsternisse, Umlaufszeit der Planeten etc. Jeder Monat erhält seine astronomische Signatur; außerdem wird er mit land- und hauswirthschaftlichen Notizen und einigen Sentenzen aus den Werken bekannter Dichter ausgestattet. Doch damit begnügt sich unser Kalender nicht; er orientirt auch über die deutschen Schutzgebiete und Konsulate mit Hilfe einer Uebersichtskarte, bringt eine Genealogie der europäischen Regentenhäuser, statistische Notizen über das Deutsche Reich, eine Darstellung der Staaten Europas nach der Größe der Bevölkerung und des Areals, giebt eine Münzvergleichungstabelle, eine Vergleichung der Thermometergrade, einen Wechselstempeltarif, Mittheilungen über erlaubte Gewichtsabweichungen, über Zeitunterschiede zwischen Berlin und anderen Orten, über das Klima einiger größerer Städte Europas, die mittlere Lebensdauer, über Titulaturen und Anreden im Verkehr mit Behörden; und am Schluß bringt der Kalender noch eine polytechnische Umschau, Post- und Telegraphentarife, ein Verzeichniß der wichtigsten deutschen Messen und Märkte.

Wir sehen, unser Kalender ist ein Hausfreund, der uns als Rathgeber in keiner wichtigen Frage im Stiche läßt; aber auch für die Unterhaltung sorgt er durch Erzählungen und Gedichte, für die Belehrung durch kleinere selbständige Artikel, und mit allerlei Illustrationen sind diese Geschichten und Aufsätze geschmückt. Die Namen W. Heimburg, Karl Weitbrecht, Oskar Justinus, Frida Schanz, F. F. Engelberg, M. Lenz bürgen für den Werth des erzählenden Theils und die Mannigfaltigkeit desselben im Ernsten und Humoristischen. Ein reichhaltiges Feuilleton von „Blättern und Blüthen“ bietet noch viel des Unterhaltenden in leichter Form. Von den belehrenden Artikeln heben wir hervor: „Die Ernährung des Säuglings“ von L. Fürst, „Wirksames Wohlthun“ von A. Lammers, „Die Frau des kleinen Mannes“ von Emil Peschkau, „Vom Büchermarkt“ von Rudolf von Gottschall, den „Rückblick auf die bemerkenswerthen Ereignisse vom Juli 1886 bis 1887“ von Schmidt-Weißenfels, einzelne Texte zu Illustrationen. So bleibt der „Gartenlaube-Kalender“ dem altbewährten Motto getreu: „Wer vieles bringt, wird Allen etwas bringen!“ Indem wir denselben also den Lesern der „Gartenlaube“ als eine Art Ergänzung dieses Blattes aus voller Ueberzeugung empfehlen, müssen wir leider auch an dieser Stelle wieder darauf hinweisen, daß von unberufener Seite ein sogenannter „Gartenlauben-Kalender“ herausgegeben wird, welcher trotz seines Titels in keinerlei Beziehung mit der „Gartenlaube“ steht und dessen Inhalt in keiner Weise von uns vertreten werden kann. Wir empfehlen deßhalb unseren Lesern, bei der an ihre Buchhandlung zu richtenden Bestellung die Verlagsfirma (Ernst Keil’s Nachfolger) mitzunennen. †     


Allerlei Kurzweil.


Skat-Aufgabe Nr. 12.[1]
Von K. Buhle.

Die Mittelhand gewinnt ein schwaches Eichelsolo nach den ersten 6 Stichen:

1. (−11) 4. (+7)
(p. As) (p. 9.) (p. 7.) (p. D.) (tr. K.) (car. 8.)
2. (+13) 5. (+4)
(p. Z.) (tr. D.) (car. 7.) (tr. B.) (car. 9.) (c. B.)
3. (−2) 6. (−13)
(tr. 9.) (tr. 8.) (car. B.) (tr. 7.) (car. As) (p. B.)

denn die Gegner bekommen nur 57 Augen, weil der Gegner in Hinterhand einen Fehler in einem der obigen Stiche gemacht hatte, ohne welchen die Gegner 61 Augen erhalten hätten.

Wie saßen die Karten? Worin bestand der Fehler und wie wäre bei fehlerfreier Spielführung der Gang des Spiels gewesen?


  1. Aus dem Lösungsturnier des 2. deutschen Skatkongresses.
Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 11 auf S. 532:

Daß das Spiel in Vorhand unverlierbar ist und sogar mit Schwarz gewonnen werden muß, ist auf den ersten Blick zu sehen. Aber auch in Mittel- oder Hinterhand ist das Spiel unverlierbar; nur darf der Spieler nicht etwa die beiden Ober (eO gO), sondern er muß die beiden Däuser oder am besten rD, eO legen, denn dann können, wie eine einfache Berechnung ergiebt, die Gegner ganz unmöglich 60 Augen erreichen. Kommt der Spieler zum Stechen, so muß er bei seinen 8 Trümpfen selbstredend mit einem W einstechen. Hätte aber der Spieler die beiden Ober gedrückt, so würde das Spiel z. B. bei folgender Sitzung:

Vorhand: eZ, e8, e7, gZ, gK, g9, g8, g7, sD, sK,
Mittelhand: eD, eK, e9, rZ, rK, rO, r9, r8, r7, sZ

durch die ersten beiden Stiche 1. gZ, sZ, gD, 2. rZ, rD, sD verloren gehen.


Auflösung des Räthsels auf S. 548:

Zwar bin ich nur ein Glücksersatz,
Doch ist auch der ein theurer Schatz,
Weil nicht der Rechte selbst gekommen,
Hast du statt seiner mich genommen;
Doch nimmt der Rechte das nicht schief,
Denn ich bin ja sein Liebesbrief.


Auflösung des Vorsetz-Räthsels auf S. 548: „Echo, Necho.“



Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

B. in K. Um kaukasisches Petroleum von amerikanischem zu unterscheiden, bedient man sich am besten einer Senkwage (Aräometers) für leichte Flüssigkeiten und prüft damit, bei der für das betreffende Instrument bezeichneten Temperatur, auf welche das zu untersuchende Oel zu stellen ist, das specifische Gewicht. Die kaukasischen Oele sind durchweg specifisch schwerer, indem dieselben nie unter 0,800, meist aber 0,805 bis 0,820 an der Skala anzeigen. Amerikanische Leuchtöle ergeben eine Dichte von 0,780 bis 0,795. Genauer feststellen läßt sich die Abstammung nur durch Theildestillationen bei bestimmten Temperaturen und beim Wiegen der gewonnenen Theile. Das Verhältniß der flüchtigeren Produkte gegenüber den schwereren ist bei dem amerikanischen ein überwiegendes. Als ein vorläufiges, doch ziemlich sicheres Unterscheidungsmerkmal dient auch der den gedachten Leuchtstoffen eigene blaue Schimmer, den diese in der seitlichen Durchsicht zeigen. Bei amerikanischem Oele ist derselbe sehr stark vorhanden, während er bei russischem Oele nur schwach auftritt oder gänzlich fehlt.


Inhalt: Der Unfried. Eine Hochlandsgeschichte von Ludwig Ganghofer. S. 549. – Zurück aus den Großstädten aufs Land! Ein Beitrag zur Wohnungsfrage. Von Dr. jur. Karl Böhmert. S. 554. – Kleine Bilder aus der Gegenwart. Der Fang der Eintagsfliege. Von Dr. Karl Ruß. S. 555. Mit Illustrationen S. 556. – Magdalena. Von Arnold Kasten (Fortsetzung). S. 557. – Das erste Jahr im neuen Haushalt. Eine Geschichte in Briefen. Von R. Artaria. VIII. S. 562. – Blätter und Blüthen: „Vater Werner“ †. S 562. Mit Illustration S. 561. – Zum Alpensport. S. 563. – Der Lichthof des königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin. S. 563. Mit Illustration S. 549. – Die Expedition Stanley’s. S. 563. – Botaniker in der Sennhütte. S. 563. Mit Illustration S. 553. – Der „Gartenlaube“-Kalender für das Jahr 1888. – Allerlei Kurzweil: Skat-Aufgabe Nr. 12. Von K. Buhle. S. 564. – Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 11 auf S. 532. S. 564. – Auflösung des Räthsels auf S. 548. S. 564. – Auflösung des Vorsetz-Räthsels auf S. 548. S. 564. – Kleiner Briefkasten. S. 564.



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1887, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_564.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2023)