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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)


ist in Feindesland eingerückt, überraschend schnell, wie das bei preußischen Armeen so Sitte ist. Noch hat sich kein Feind gezeigt; durch das Haideland geht der Marsch mit aller Vorsicht; ein Schleier von aufklärenden Reitertrupps verhüllt und schützt ihn, aber bald muß es zum Zusammenstoß kommen. Und doch klopft das Herz jetzt stärker, als der Husar auf schweißtreibendem Roß angesprengt kommt und dem Führer seine Meldung erstattet. Er ist von einem jener Spähertrupps entsandt, der auf den Feind gestoßen ist, vielleicht ein paar Schüsse mit ihm gewechselt, vielleicht auch nur aus aufwirbelndem Staubgewölk oder blitzendem Waffenglanz auf seine Nähe geschlossen hat. Der Führer mit seinem Stab reitet nun vor und läßt sich von dem Husaren die Richtung weisen. Ernst und ruhig sitzt er auf seinem Roß, das Fernrohr in der Hand, prüft das Gemeldete, späht hinaus mit festem sicheren Blick und überlegt im Geist schon die zu treffenden Maßregeln. Mehr Erregung verräth die Gruppe hinter ihm, der Adjutant und die Ordonnanz, die sich die Hand übers Auge hält, um besser zu sehen, während die andere in strammer Haltung dem Flüstergespräch der beiden lauscht.

Ein Befehl ist schon ergangen; der zweite Adjutant bringt ihn im Galopp zurück zu der lautlos harrenden Truppe, die wir nur in dunklen Umrissen wahrnehmen. Sie sieht ihn kommen. Was wird er bringen?

Vielleicht nichts von ernster Bedeutung, vielleicht hat sich die Patrouille da vorne getäuscht; vielleicht war’s nur ein harmloses Renkontre, das keine Folgen hat. Vielleicht aber auch bringt er das Signal zur Schlacht und in wenigen Augenblicken löst sich die Erstarrung, und die Kolonnen zu Fuß und zu Roß stürzen sich auf den Feind.


Dr. Karl Schildbach, der ausgezeichnete Orthopäde, ist am Morgen des 13. März in Leipzig gestorben. Dieser Todesfall verpflichtet die „Gartenlaube“, abermals einen Kranz auf das Grab eines alten treuen Mitarbeiters zu legen. Seitdem Schildbach, im erzgebirgischen Schneeberg am 1. Juni 1824 geboren, nach tüchtigen Studien in Leipzig und Heidelberg und nach lehrreichen Wanderjahren endlich in Leipzig festen Boden gefunden, 1859 Vicedirektor und 1861 Direktor der von Dr. Schreber begründeten „Orthopädischen Heilanstalt“ geworden, theilte er interessante Erfahrungen und Forschungen immer gern von Zeit zu Zeit dem Leserkreise unseres Blattes mit, wie dies noch in den letzten Wochen der Fall war. Auch als Mann und Bürger hochgeachtet, hat er opferbereit stets für das Wohl des Volkes gestrebt und die Ehre redlich verdient, die seinen Namen schmückt. Den letzten Beitrag aus der Feder Dr. Schildbachs bringt die „Gartenlaube“ in dieser Nummer.

Fr. Hfm.     


Deutsche Worte. Unter diesem Titel hat Otto v. Leixner (Berlin, Otto Janke) eine Sammlung von Skizzen über Litteratur, Kunst und gesellschaftliches Leben veröffentlich, denen sich eine Menge Sinnsprüche in Vers und Prosa anschließt: scharfe Beobachtung von Welt und Menschen prägt sich darin oft in glücklicher Fassung aus; das Ganze durchweht eine edle, dem Gemeinen feindliche Gesinnung. Wir theilen einige Proben aus dieser Spruchsammlung mit:

Menschen, welche mit dem Herzen übereinstimmen, dürfen mit dem Verstande auseinandergehen. In entscheidenden Augenblicken treffen sie doch zusammen.

Der größte Wunsch, den der Mensch hegen kann, ist, einmal nichts zu wünschen und doch fröhlich sein zu können.

Wenn ein Wasser getrübt ist, kann man nicht unterscheiden, ob es seicht oder tief sei. So prägt ein Unglücksfall auch oberflächlichen Menschen oft ein ernsteres Gepräge auf.

Alles läßt sich als Kunst betreiben, auch das Hoffen. Es giebt Hoffnungskünstler. Stets haben sie eine Hoffnung auf der Spule der Phantasie und wickeln, reißt der Faden plötzlich ab, frohgemuth einen andern auf und beginnen das Spiel von neuem. Leider läßt sich diese Fähigkeit nicht durch den Willen erreichen; sie ist angeboren wie die entgegengesetzte: die Gabe alles schwarz zu sehen.

Für sich soll man nicht leben, aber mit sich. Wenn das viele versäumen, so liegt die Ursache vielleicht darin, daß sie sich nach besserer Gesellschaft sehnen.

†     



Auf vielfachen Wunsch ließ die Verlagsbuchhandlung Ernst Keils Nachfolger in Leipzig von dem doppelseitigen Porträt „Kaiser Wilhelm I.“, welches als Trauerbeilage der „Gartenlaube“ erschienen ist, eine Anzahl von Lichtdrucken auf feinem Karton herstellen, die zu dem Preise von 3 Mark durch jede Buchhandlung oder die Verlagshandlung Ernst Keils Nachfolger in Leipzig zu beziehen sind.



Skat-Aufgabe Nr. 4[1]
Von Heinrich Mehnert in Dresden.
Wenn die Vorhand folgende acht Karten hat:
(p. B.)
(car. B.)
(tr. 9.)
(p. 9.)
(c. Z.)
(c. D.)
(c. 9.)
(car. D.)

welche zwei Karten müssen noch hinzukommen, damit sie damit bei ein und derselben Kartenvertheilung überhaupt jedes Spiel (Frage, Tourné, jedes Solo, Grand und auch Null ouvert) bei fehlerloser Spielführung gewinnen muß, und wie müssen die übrigen Karten vertheilt sein?


Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 3 auf S. 132:
Wie sich aus den ersten drei Stichen und den übrigen Bestimmungen der Aufgabe ergiebt, spielte die Vorhand Eichel (tr.) -Solo auf den folgenden Karten:
rW, sW, c9, c8, c7, gD, gZ, rD, rO, sD.
bei folgender Kartenvertheilung: Skat: sK, sO.
Mittelhand: gW, eK, eO, gK, gO, g9, g8, g7, sZ, S8.
Hinterhand: eW, eD, eZ, rZ, rK, r9, r8, r7, s9, s7.
Nach den drei ersten Stichen, auf welche die Gegner bereits 57 Augen erlangt haben. folgen nach:
4. rZ, r0, sZ, (-23) 5. r9, c8, gW (-2) 6. gO, eW, gD (-16)

womit die Gegner trotz der gleichen Vertheilung der Trümpfe 98 Augen hereinbekommen, bevor der Spieler zum Stich gelangt ist.



Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

B. H. in Berlin. Die „Garnisonkarte der deutschen Armee“ von Lieutenant Hans von Arnim (Verlag von A. Stephany in Berlin) bietet auch den nichtmilitärischen Kreisen ein willkommenes Orientirungsmittel. In derselben sind bereits die bis zum 1. April 1888 eintretenden Dislokationen berücksichtigt.

„Nonne“. Wir bitten um genaue Angabe Ihrer Adresse, um Ihnen direkt antworten zu können.

Schladminger Abonnenten. Der Schluß des Romans „Der Unfried“ von L. Ganghofer ist in Nr. 53 erschienen. In dem verflossenen Jahre haben unsere Abonnenten anstatt 52 Nummern 53 erhalten. Sollte Ihnen Nr. 53 nicht zugestellt worden sein, so verlangen Sie dieselbe von derjenigen Firma, bei welcher Sie auf das vierte Quartal des Jahrgangs 1887 der „Gartenlaube“ abonniert hatten.

Anfrage. Wer kennt ein zuverlässiges Mittel zur Vertilgung der amerikanischen Mehlmotte?

J. Sch. in Breslau. Vergleichen Sie gefl. den Artikel „Kloster Lehnin“ im Jahrgang 1882 der „Gartenlaube“ S. 129.

L. M. in Aurich. Nicht geeignet.

P. St. in Berlin. Eine Biographie W. Heimburgs mit dem Bilde der beliebten Erzählerin erschien bereits im Jahrgang 1884 der „Gartenlaube“.



In unserem Verlage ist soeben erschienen und durch beinahe alle Buchhandlungen zu beziehen:
Kaiser Wilhelm I.
Ein Gedenkbuch für das deutsche Volk.
Von Ernst Scherenberg.
Elegant in Leinwand gebunden Preis 1 Mark.
Inhalt: I. Glückliche Kinderzeit (1797–1806). II. Frühe Leidensjahre (1806–1810). III. Die Tage der Vorbereitung und Erhebung (1810–1813). IV. Während der Befreiungskriege (1813–1815). V. Mannesjahre des Prinzen Wilhelm (1815–1840). VI. Prinz von Preußen (1840–1858). VII. Prinzregent (1858–1860). VIII. König von Preußen (1861–1871). IX. Oberhaupt des Norddeutschen Bundes (1867–1870). X. Deutscher Bundesfeldherr (1870–1871). XI. Deutscher Kaiser (1871–1888).
Vorräthig in den meisten Buchhandlungen. Wo der Bezug auf Hindernisse stößt, wende man sich unter Beifügung des Betrags in Briefmarken direkt an die
Verlagshandlung von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

  1. Diese Aufgabe ist im Problemturnier des vorjährigen Skatkongresses mit dem ersten Preise ausgezeichnet worden.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_220.jpg&oldid=- (Version vom 18.2.2023)