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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Es wird dann ausführlich erzählt, wie auf Yorks Befehl der Chirurg die Wurst wieder herausgeben mußte und wie dann der Soldatenwitz ein Scherzfragespiel daraus gemacht:

„Wer hat die Wurst gestohlen? Eyrich!“ Der Witz bestand darin, während des Marsches neue Fragen zu erfinden, wobei dann gewöhnlich gereimt wurde.

Bald hatten auch die Kosaken den Zuruf aufgeschnappt, sprachen jedoch den Namen nicht „Eyrich“, sondern „Heurich“ aus, was endlich allgemein wurde. Als nun erst York bei Möckern den Ostpreußen zurief: „Heurichs! Dort die Franzosen schenk ich Euch!“ woraus jene mit „Heu-rich“ und „Hurrah!“ in das feindliche Karree einbrachen und herbeifliegende Brandenburger Husaren, von Sohr geführt, mit demselben Zuruf begrüßten, ward „Heurich!“ das Feldgeschrei, an dem sich die Kameraden des Yorkschen Korps den ganzen Krieg hindurch erkannten.

Schließlich mag noch erwähnt werden, daß noch zur Zeit, als der Verfasser dieser Zeilen in den sechziger und Anfangs der siebziger Jahre dem 43. Ostpreußischen Infanterieregiment angehörte, bei manchen ostpreußischen Regimentern witzige Frage- und Antwortspiele bei den Mannschaften auf Märschen beliebt waren, ganz wie seinerzeit unter York.

Es wäre in der That interessant zu erfahren, ob im letzten Feldzuge bei irgend einem Truppentheile ein ähnlicher Erkennungsruf wie „Lehm up!“ und „Heurich!“ üblich gewesen ist.


Ein Sohn der Königin Elisabeth von England. In der freien Schule zu Shrewsbury befindet sich ein Register, in welches ein Sohn des Grafen Leicester und der Königin Elisabeth eingetragen ist. Dieses noch gut erhaltene Manuskript gehörte einem Priester der römisch-katholischen Kirche zu Shrewsbury, welcher 1555 unter der Königin Marie das dortige Pfarramt erhielt. Später trat er zur Hochkirche über und verwaltete sein Amt sechzig Jahre lang. Dieser Pfarrer, Sir John Dychar, mag der Königin Elisabeth nicht freundlich gesinnt gewesen sein, und die genannte Einregistrirung vielleicht darauf beruhen. Merkwürdig aber ist, das die Stelle durch darauf geschriebene Worte hat verwischt werden sollen; aber die erste Tinte ist die schwärzere und man liest deutlich „Henry Roidó Dudley Futher Plantagenet Filius O. E. reg. et Robt Comites Leicestr.“ Dies steht zu Anfang einer der ersten Seiten des Buches und augenscheinlich hat auf dieser Seite weiter unten mehr gestanden. Es ist aber ein viereckiges Stück aus dem Blatte geschnitten, und dadurch das Geheimnis gewahrt. Es existirt auch eine Tradition, das eine solche geheimnisvolle Person in der Freischule zu Shrewsbury erzogen worden sei, doch weiß man nicht, wo dieser Schüler hingenommen ist. Auffällig ist, daß der junge Sir Robert Dudley, als er nach seines Onkels Tode das Erbtheil seines Vaters antreten wollte und deshalb die nöthigen Schritte that, vom Oberhause die Weisung erhielt, darüber die Befehle des Königs zu erwarten. Hierauf bekam Sir Robert den Befehl, drei Jahre zu reisen, und König Jakob nahm indessen die Güter für die Krone in Beschlag. Später schenkte er sie seinem Sohne, dem Prinzen Heinrich, welcher großmüthig dem Verbannten für das Schloß Kenilworth und dessen Ländereien 14 500 Pfund Sterling auszahlen ließ. Sir Robert lebte von einer Pension des Großherzogs von Toscana und wurde von den Souveränen sehr geehrt. Kaiser Ferdinand I. verlieh ihm den Herzogstitel. Seine Gattin, eine Tochter Sir Thomas Leighs, war in England zurückgeblieben und starb im Alter von neunzig Jahren. – War dieser Sir Robert Dudley der Sohn aus einer geheimen Ehe Elisabeths mit dessen Vater und vielleicht die Ursache ihres Widerwillens, einen Nachfolger zu ernennen? War dies der Grund seiner Verbannung? Das Schicksal der Arabella Stuart lehrte den Erben von Kenilworth, daß vor dem grausamen und listigen Jakob niemand sicher war, sobald er selbst den entferntesten Anspruch auf die Krone machen konnte.


Ein nützliches Hausgeräth für den Sommer Im Winter hüten wir treu das Haus und speisen daheim, wo das Mittagsessen unmittelbar aus der Küche auf die Tafel gebracht wird. Im Sommer dagegen fliehen wir die Stadtwohnung, und die Ausflüge, der Aufenthalt in der Sommerfrische etc. bringen für die Hausfrau das Angenehme mit sich, daß Sie nicht zu kochen braucht. eine Erholung, die jedermann einer guten Hausfrau gewiß wünschen wird. Aber das Speisen in den Gasthäusern bringt wieder einen neuen Uebelstand.

Die einen fühlen sich in den lauten Sälen oder mit Menschen überfüllten Gärten nicht heimisch, die Andern belästigt die Toilette, die man gerade um die heißeste Tageszeit anlegen muß, und die Toilettenfrage ist in unserer Zeit ziemlich umständlich geworden, erstreckt sich sogar auf die Kinder. So kommt es, das viele Hausfrauen, und zwar die echtesten, auf den Segen der Restaurationsküche auch in der Sommerfrische verzichten - und lieber selbst kochen. Es giebt aber ein einfaches Mittel, der Toilettenfrage aus dem Wege zu gehen, wird man uns erwidern. man braucht Sich nur das essen in die Wohnung bringen zu lassen. Doch das Mittel hilft nicht immer, denn das Essen wird auf dem Transport nur zu oft kalt, und eine lauwarme Fleischbrühe, ein Braten mit kühler Tunke, in welcher die Fettaugen in weißem Matt erglänzen, schmecken auch in der schönsten Sommerfrische nicht. Wer alle diese Nachtheile des sommerlichen Aufenthaltes auf dem Lande durchgemacht hat, wird wohl mit Freuden ein Geräth begrüßen, welches die ganze Frage in einfachster Weise löst. Es ist dies der nebenstehend abgebildete Speisenträger, welchen die Firma Gebrüder Arndt in Quedlinburg in den Handel bringt. Was ein Speisenträger ist, werden wohl manche nicht wissen; Sie werden aber das Geräth unter dem fremden Namen „„Menage“ sicher kennen. Der Arndtsche Speisenträger unterscheidet sich von einer gewöhnlichen „Menage“ dadurch, das seine Umhüllung doppelte Wandungen hat, die einen leeren Raum bilden. In diesen leeren Raum wird kurz vor dem Gebrauch des Speisenträgers kochendes Wasser gefüllt, und hierdurch werden die Speisen 3 bis 4 Stunden vollständig warm gehalten. Mehr brauchen wir zur Erklärung des Geräthes nicht zu sagen. Wir werden ihm in den nächsten Monaten oft genug in Sommerfrischen und auf den sogenannten Picknicks begegnen. Aber nicht allein für Frauen ist der Speisenträger von Bedeutung, auch die Männer können sich ihn anschaffen, namentlich für den Herbst, die Zeit der Jagd und der Manöver. Für diese Zwecke giebt es noch besonders gearbeitete Speisenträger, welche die Speisen selbst 24 Stunden warm erhalten.

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Schach-Aufgabe Nr. 7.
Von Franz Schrüfer in Bamberg.

Weiß zieht an und setzt mit dem dritten Zuge matt.

Auflösung der Schach-Aufgabe Nr. 6 auf S. 292:
Weiß: Schwarz: Weiß: Schwarz:
1 L g 5 – e 3 K d 5 – e 6: 1. . . . . . . . L b 6 – e3:
2. S e 4 – g 5 † K e 6 – f 6 (d 5) 2. S e 6 – c 7 † K d 5 – e 4:
3. D resp. B setzt matt. 3. f 2 – f 3 matt.

Varianten. a) 1. . . . .K d 5 – e 4: 2. S e 6 – g 5 †, K e 4 – d 5, 3. c 3 – c 4 matt. – b) 1. . . . .d 7 – e 6:, 2. c 3 – c 4 † etc. – c) 1. . . . ., L b 6 – c 7 2. S e 4 – g 5, L b 6 – e 3: a. B., 3. c 3 – c 4 matt. Dies ist die Drohvariante. – Auf 1. . . . . L a 5, L a 7, L c 5, L d S entscheidet 2. S e 4 (c 6) – g 5 (c 5) resp. Auch c 7 † etc.

Ein inhaltreiches, sehr gefälliges Problem.


Schachlitteratur.

Jean Dufresnes „Lehrbuch des Schachspiels“ erschien soeben in fünfter vermehrter Auflage, 608 Seiten stark, der Lehrtext unterstützt von 143 vorzüglich glossirten Musterpartien. (Verlag von Reclam in Leipzig.) Wir haben die Gediegenheit dieses Werkes schon wiederholt hervorgehoben

P. R. v. Bilguers „Handbuch des Schachspiels“ (Leipzig, Veit u. Comp.) wird im Laufe dieses Jahres in siebenter, verbesserter und umgestalteter Auflage die Presse verlassen. Einer besonderen Empfehlung bedarf dieses Hauptwerk des gesammten Schachlitteratur nicht mehr.


Räthsel.

So manchem schon erwarb ich Ehren,
Der, um die Wissenschaft zu lehren,
Weitab von Wald und Flur und Feld
Nur lebt in seiner Bücherwelt.

Und doch hab’ öfter noch gegeben
Ich denen Kraft und neues Leben,
Die nach der Wandrung heißen Müh’n
Gefunden mich im Waldesgrün.


Kleiner Briefkasten
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)


W. K. in Lübeck. E. Werners Roman „Ein Held der Feder” erschien im Jahrgang 1871 der „Gartenlaube“.

R. K. in Breslau. Den Besuchern des Bazars zum Besten der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger wird als bedeutsames Gedenkblatt eine „Illustrirte Bazarzeitung“ überreicht, welche Originalbeiträge hervorragender Dichter und namhafter Schriftsteller enthält.

G. F. in Halle a. S. Vergleichen Sie gefl. die Artikel „Wie verpflegen wir unsere gefiederten Hausfreunde?“ S. 696 der „Gartenlaube“, Jahrgang 1883, und „Abrichtung der Vögel“, Jahrgang 1876, S. 874.

F. B. in Braunschweig. Den Artikel „Der Vampyr-Schrecken im 19. Jahrhundert“ finden Sie im Jahrgang 1873 der „Gartenlaube“.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_356.jpg&oldid=- (Version vom 19.8.2020)