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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Prinz Friedrich Karl-Denkmal zu Frankfurt a. O. In Nr. 34 der „Gartenlaube“ brachten wir eine Abbildung der Reiterstatue des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, welche in Steglitz bei Berlin errichtet werden soll; inzwischen ist ein anderes dem tapferen Reitergeneral gewidmetes Denkmal in Frankfurt a. O. bereits enthüllt worden, und zwar am 16. August, in Gegenwart Kaiser Wilhelms II. Das Denkmal zeigt den Prinzen in stehender Figur ohne jede allegorische Zuthat in der streng historischen Husarenuniform, den Marschallstab in der Rechten. Die Gesichtszüge des Feldmarschalls zeigen Erregung und Energie; die Porträtähnlichkeit ist eine unverkennbare.

Der Schöpfer des Denkmals ist der noch junge Berliner Bildhauer Max Unger, der mit diesem Standbilde – seinem ersten Werke von monumentaler Bestimmung – einen sehr glücklichen Wurf gethan hat.

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„Hugdietrichs Brautfahrt“ von Wilhelm Hertz (Stuttgart, Verlag von Gebrüder Kröner) ist unter den nachgerade fast allzu zahlreich gewordenen Prachtwerken eines derjenigen, welche in textlicher und illustrativer Beziehung gleich dauernden Werth behaupten. Wie meisterhaft Anton v. Werner das Buch illustrirt hat, das haben wir schon in der vorstehenden Schilderung des Künstlers und seiner Werke erwähnt und beweist wohl am besten die dem Werke entlehnte stimmungsvolle Illustration: „König Walmund findet Wolfdietrich im Walde“ (S. 609).

Wolfdietrich ist der Enkel König Walmunds, aber seine Geburt mußte dem Großvater verheimlicht werden; das Kind wurde verstoßen und im Walde von einer Wölfin genährt, bis es nach Wochen vom Jagdtroß des Königs aufgefunden und ins Schloß zurückgebracht wurde. Der Dichter selbst erzählt den Vorgang mit Humor folgendermaßen:

„Nach Wochen zog vom Königshaus
Walmund, der Herr, zu jagen aus;
Er streifte Thal und Schlucht entlang
Und kam nach manchem sauren Gang
Hin, wo im niedern Tannenschlag
Die Wölfin bei den Jungen lag.
Die Jäger sah’n das Kind und schrien,
Die Alte wandte sich zu fliehn;
Sie wich, doch eilt’s ihr nicht zu sehr:
Die Wölflein trabten nebenher.
Zum Lager ging der Herr sodann, –
Da saß der Knab’ und lacht ihn an.
Herr Walmund sprach: ‚Bei Gottes Bart!
Das ist ein Kind von guter Art!‘
Er hub es auf und nahm es mit
Und herzt es schier bei jedem Schritt.
Oft hält er unterweges an
Und zeigt’s den Jägern Mann für Mann:
‚Habt ihr, das sollt ihr mir gestehn,
Jemals solch schönes Kind gesehn?
Fürwahr, ich bin dem Rangen gut,
Als wär’s mein eigen Fleisch und Blut.“

Daß es in der That „sein eigen Fleisch und Blut“ ist, ahnt er nicht und auch Frau Liebgart, die Königin, weiß es noch nicht. Gerade sie wird aber bald eingeweiht, giebt der heimlich vermählten Tochter den Segen und sucht nun auch den König zu gewinnen, auf Umwegen. Sie fragt ihn eines Morgens beim Erwachen vorsichtig:

„Was thut man zu dem Ding mit Fug,
Das nicht durch Kraft und nicht durch List
Zu heben noch zu ändern ist?“
„Da sprach Herr Walmund lobesan:
‚Das muß man eben fahren lan.‘“

Aber trotz dieser weisen Einsicht braust ihm doch die Wahrheit, als er sie endlich von seiner Frau erfährt, „wie ein Schlag im Ohr“:

„Herr Gott, behüt uns allerwegen,
Das ist ein schöner Morgensegen!“

Er hat geschworen: niemals soll Hugdietrich von Byzanz ihm die Tochter ins ferne Land entführen dürfen; doch die Liebe triumphirt und der Byzanzer endet seine Brautfahrt glücklich. – So berichtet die bekannte, von Wilhelm Hertz seiner reizenden epischen Dichtung zu Grunde gelegte Sage.

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Der mündliche Vortrag. Das ist ein Thema, welches heutigentags von größter Wichtigkeit ist, besonders seit das Princip der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit auch in der juristischen und praktischen Geschäftswelt das frühere Aktengeheimniß der Bureaustuben verdrängt hat. Der Beamte wie der Volksredner, der Parlamentarier, der Festredner, der Vortragende in geschäftlichen Versammlungen, sie alle müssen jetzt des mündlichen Vortrags Meister sein und die es nicht sind, mußten vielfach, den Anforderungen der Zeit gegenüber, in den wohlverdienten Ruhestand treten. Natürlich ist diese Kunst des mündlichen Vortrags noch nothwendiger für den eigentlichen Künstler, den Rhetor und Schauspieler. Einer unserer besten deutschen Lustspieldichter, der sich aber stets in bürgerlicher Prosa bewegte und nie den geflügelten Pegasus bestieg, Roderich Benedix, hat ein sehr verdienstliches Werk über den „mündlichen Vortrag“ geschrieben, das auch dem höheren deklamatorischen vollständig gerecht wird. Der erste Theil dieses „Lehrbuchs für Schulen und zum Selbstunterricht“ bespricht ein sehr wichtiges Thema: „Die reine und deutliche Aussprache des Hochdeutschen“. Gerade hierin wird viel gesündigt: der aufdringliche Dialekt spielt in Parlamenten und selbst auf der Bühne noch immer eine wenig vortheilhafte Rolle. Dieser Theil des im J. J. Weberschen Verlag in Leipzig erschienenen Werkes hat soeben die sechste Auflage erlebt, während der zweite: „Die richtige Betonung und die Rhythmik der deutschen Sprache“ und der dritte: „Die Schönheit des Vortrags“ in vierter Auflage vorliegen. Zahlreiche Beispiele erläutern die von dem Verfasser aufgestellten Regeln, und nur in Bezug auf die Rhythmik der deutschen Sprache wird eine abweichende Theorie ihr gutes Recht behaupten.

Vexir-Emblem-Räthsel.
Wappen derer von … ?

Aus den in obigem Bilde maskirt enthaltenen Buchstaben ist der Name einer Stadt des alten Griechenlands zu enträthseln, resp. zusammenzustellen, auf welche die Figuren des Wappens, die auf eine klassische Schilderung dieser Stadt Bezug haben, hindeuten.

Auflösung der Scherz-Aufgabe auf S. 580:

Man halte sich genau an den Wortlaut der Aufgabe und nehme von den Buchstaben des Wortes LICHTENSTEIN nichts (die Buchstaben NICHTS) hinweg. Es bleiben hierauf die 6 Buchstaben LETEIN übrig, welche sich nun bequem in den 6 Fächern der Figur unterbringen lassen.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

B. in K. Alte Aale kehren in der Regel nicht vom Meere in unsere Flüsse zurück. Die großen Aalzüge, die im Frühjahr in den Flußläufen beobachtet werden, bestehen aus jungen, höchstens neun Centimeter langen Fischen. Daß diese in ihrem Zug zu Berge weder durch Stromschnellen, noch durch Wehre, noch durch Wasserfälle aufgehalten werden, ist richtig. Wahr ist es auch, daß sie selbst den Rheinfall von Schaffhausen überwinden, indem sie an den Uferfelsen emporklettern; aber nur den wenigsten gelingt es, vielleicht einem von zehntausend. Es wird darum im Rhein unten Aalbrut aufgefangen und oberhalb des Falles eingesetzt. Thatsache ist, daß der Aal einen Tag und länger außerhalb des Wassers leben kann. Daß er aber nachts in die Erbsen- und Wickenfelder schleicht, um dort Würmer und Schnecken zu fangen, ist zwar seit Jahrhunderten behauptet, aber niemals überzeugend bewiesen worden.

„Was befreit?“ Wir bitten um Angabe der Adresse, damit wir Ihnen das Manuskript zurücksenden können.

M. E. in Coswig. Die Dauer der Eisenbahnfahrt durch den großen St. Gotthardtunnel beträgt bei Schnellzügen 20 bis 21 Minuten, bei den andern Personenzügen 27 bis 30 Minuten. Die erste Probefahrt durch den Tunnel fand in der Christnacht des Jahres 1881 statt.

G. F. in B. Von Herbert Spencers „Erziehung in geistiger, sittlicher und leiblicher Hinsicht“ ist allerdings eine deutsche Uebersetzung erschienen, und zwar von Prof. Dr. Fritz Schultze, die bereits in dritter Auflage vorliegt (Jena, Friedrich Maukes Verlag).

Frau H. N. in C. Wie uns von zuständiger Seite mitgetheilt wird, beträgt das Kostgeld für die Pfleglinge der Kinderpflegeanstalt zu Norderney monatlich 60 Mark.


In unserem Verlage ist erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:

Nach fünfundfünfzig Jahren.
Ausgewählte Gedichte von Friedrich Hofmann.
Elegant in Leinwand gebunden mit Goldschnitt. Preis 5 Mark 25 Pf.

Den vielen Freunden und Verehrern des alten Veterans der „Gartenlaube“, Dr. Friedrich Hofmann, wird ein Hinweis auf obige Gedicht-Sammlung als bleibendes Andenken an den dahingeschiedenen Dichter willkommen sein.

Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 612. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_612.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)