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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

eben im Begriffe, seine Rechnung zu bezahlen. Der behagliche Wirth hat den Preis für das Frühstück verlangt; doch dieser Preis ist dem Gaste zu hoch; mit einer ärgerlichen und verächtlichen Gebärde deutet er auf den theuren Wein, den der Wirth viel zu hoch angerechnet hat; der Rest in der Flasche beweist, daß dieser Wein nicht gerade zu den besonders trinkbaren, den „süffigen“ gehörte. Ueber die Brille hinweg wirft der Gast dem Wirth einen ebenso prüfenden wie strafenden Blick zu. Doch dieser läßt sich nicht aus der Fassung bringen und verliert auch die gute Laune nicht; sein schlaues Lächeln sagt, daß er als tüchtiger Geschäftsmann von den Besuchern seiner Wirthschaft Nutzen zu ziehen weiß, denn daß seine bäuerlichen Stammgäste denselben Wein nicht so theuer bezahlen, das liest man aus ihren ausdrucksvollen Gesichtern, Drei derselben lächeln pfiffig und vergnügt über die unverfrorene Geschäftstüchtigkeit ihres Wirthes; der vierte hat die Pfeife aus dem Mund genommen, die geballte Faust auf den Tisch gelegt; er ist offenbar im höchsten Grade über den „Spitzbuben“ von Wirth belustigt und hält die unverschämte Uebertheuerung des Fremden für einen ganz ausgezeichneten „Witz“. Das anheimelnde Detail des Bildes verräth die Hand des ausgezeichneten Genremalers, welcher mit Vorliebe feine Stoffe dem Volksleben im Schwarzwald, dem Elsaß und der Schweiz entnimmt.

Der 14. August 1883. Dieser Tag gehört zu den sogenannten denkwürdigen Tagen, wenn man zu diesen auch die Unglückstage rechnen will: er war der brandreichste Tag des Jahres 1883 im Königreich Preußen. Das haben wir an jenem Tage nicht erfahren, erst in diesem Jahre meldet uns davon die amtliche vor kurzem erschienene „Preußische Statistik“ (Heft LXX), in welcher diesem Tage ein besonderes Kapitel gewidmet ist. Nicht weniger als 126 Brände wurden am 14. August gemeldet, und es brannte an diesem Tage in Preußen 350 Stunden lang. Diese Anhäufung der Brandschäden wurde durch Gewitter verursacht, welche ein Gebiet von 4 205 000 Hektar bedrohten. Die statistischen Erhebungen ergaben mehrere interessante Einzelheiten. So erfahren wir, daß, obgleich der Himmel in Feuer zu stehen schien, nur ein schädlicher Blitzstrahl auf 8 Quadratmeilen traf. Dagegen ist durch sorgfältige Berechnung die Gefährlichkeit der durch den Blitzschlag hervorgerufenen Brände nachgewiesen. Der mittlere Tagesschaden an Bränden betrug im Jahre 1883 155 600 Mark, am 14. August brannten aber Mobilien und Immobilien im Werth von 659 932 Mark nieder. Vergleicht man nun den Blitzschaden vom 14. August mit dem Schaden, der infolge von Bränden, die durch irgend eine andere Ursache hervorgerufen wurden, entstanden ist, so zeigt es sich noch deutlicher, daß die durch den zündenden Blitz hervorgerufenen Brände weit verderblicher sind als die übrigen; die ersteren rafften in einer Stunde durchschnittlich 1864 und die letzteren nur 768 Mark Werthe hin. Der 14. August 1883 liefert somit einen lehrreichen Beweis, wie wichtig die Bestrebungen sind, durch richtige Anlagen von Blitzableitern Leben und Eigenthum der Menschen zu schützen.

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Ein neuer Fensterschmuck. Die Kultur der Hyazinthen gehört zu den dankbarsten Beschäftigungen des Blumenliebhabers, dem für die Pflege der Pflanzen nur der geringe Raum seiner Fenster zur Verfügung steht. Die bekannte Gärtnerei von J. C. Schmidt in Erfurt hat für derartige Kulturen bereits vor einigen Jahren die sehr praktischen Hyazinthengläser in Handel gebracht, welche seiner Zeit auch in der „Gartenlaube“ besprochen wurden. (Vergl. Jahrg. 1884, S. 536.) Diese Gläser haben sich gut bewährt und der Erfolg gab die Veranlassung zu einer Neuerung, welche die gleiche Firma gerade jetzt, wo die Kultur der Hyazinthen im Zimmer beginnt, darbietet. Die empfehlenswerthe Neuheit führt den Namen „Schmidts Fensterschmuck“ und besteht aus einem 46 cm langen, 8 cm breiten Zinkkasten, der zur Aufnahme von sechs Zwiebeln zugleich eingerichtet ist, die Pflege der Pflanzen erleichtert und in voller Blüthe in der That seinen Namen „Fensterschmuck“ mit Recht führt.

Schach-Aufgabe Nr. 11.
Von Johannes Obermann in Leipzig.

Weiß zieht an und setzt mit dem dritten Zuge matt.

Auflösung der Schach-Aufgabe Nr. 10 auf S. 484:
Weiß:   Schwarz:   Weiß:   Schwarz:
1. L f 1 – c 4 K b 4 – a 4: (a 5) 1. . . . . . b 5 – c 4
2. L c 4 – b 5:† K a 4 – a 5 2. L a 7 – b 8 Zugzwang beliebig.
3. L a 7 – d 4 K a 5 – b 4 3. L b 8 – d 6 (†)
4. D, S, B setzt matt. 4. D resp. S setzt matt.
2. . . . . . K a 4 – b 4 1. . . . . . . . c 5 – a 4
3. L b 5 – d 7 2. L c 4 – d 3 (f 1) a 4 – a 3
4. T d 5 – d 4 matt. 3. T d 5 b 5 † etc.
Auflösung des Vexir-Emblem-Räthsels aus S. 612:

In der Mitte des Schildes, ein Feld für sich bildend, ist das A, links das zweitheilige Stadtthor mit seinen Stufen das B; rechts die Zweige der Ranken ergeben das E; der Schatten des Esels bildet das E; links die Zweige der Ranken stellen das R dar und im oberen Theile des großen A befindet sich das letzte A des Wortes „Abdera“ .


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Lehrerinnen in England. Wir sind vom Komitee des deutschen Lehrerinnenvereins in England, 16 Wyndham Place, Bryanston Square, London W., ersucht worden, unseren Lesern mitzutheilen, daß die von Fräulein Ottilie Hoffmann auf Schrevenborn, Alt-Heikendorf, Holstein, veranstaltete Sammlung zur Deckung der Vereinssanatoriumsbauschuld 12 500 Mark beträgt. Ueber den Empfang dieser Summe quittirt das Komitee des Vereins mit herzlichem Dank an alle freundlichen Geber. – Noch etwa einlaufende Beträge sollen an den Krankenfonds des Vereins überwiesen werden.

Z. in Komotau. Eine Reise nach der Schweiz und „die Schweizerreise“ bedeutet durchaus nicht ein und dasselbe. „Die Schweizerreise“ ist ein Züricher Ausdruck, der aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts stammt. Bevor die jungen Leute damals von Zürich auf 1 bis 2 Jahre in die Fremde gingen, machten sie zunächst in Gesellschaft eine Bergreise, welche die Schweizerreise genannt wurde.

B… in Münster i. W. Die Beantwortung Ihrer Anfrage ist in dem knappen Rahmen unseres Briefkastens nicht möglich. Sie finden aber die gewünschte Anleitung zur Uebertragung in Oel nachgemalter Photographien auf Holz in einer Abhandlung der „Neuesten Erfindungen und Erfahrungen“, Jahrgang 1883, Heft 13, S. 615 (A. Hartlebens Verlag in Wien).

R. W. in Wien. Dankend abgelehnt.


Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das dritte Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift. Wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen. Außer der Fortsetzung des allseitig mit ungewöhnlichem Beifall aufgenommenen Romanes

Die Alpenfee.       Von E. Werner.

wird im nächsten Quartal u. a. die vortreffliche historische Erzählung

„Deutsche Art, treu gewahrt. von Stefanie Keyser,

unserer allbeliebten Mitarbeiterin, zum Abdrucke gelangen.

Der Roman „Lore von Tollen“ von W. Heimburg, welchen wir im bevorstehenden Quartale unsern Lesern darzubieten gedachten, ist leider infolge Erkrankung der Verfasserin nicht vollendet worden. Wir werden aber in der Lage sein, denselben im darauf folgenden Quartale abzudrucken.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen Reichspostamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig).

Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf., 2 Nummern 85 Pf.). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 648. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_648.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)