Seite:Die Gartenlaube (1888) 705.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

seinen Werken hat er sich als ein vollendeter Meister bewährt. Welche lebensvolle Plastik tritt uns z. B. nicht in seinen Figuren der verurtheilenden und der freisprechenden Justiz entgegen, welche Lieblichkeit in der Form, welches Leben in der Haltung! Engelhards Hauptverdienst aber bleibt, daß er der bildenden Kunst einen ganz neuen Typus gewonnen hat. Die Gestalten der germanischen Götterlehre für die bildende Kunst zu erobern, ist wegen der geringen Plastik derselben eine schwierige Aufgabe; Engelhard hat sie glücklich gelöst; er hat in dem „nordischen Fries“ ein national-deutsches Meisterwerk geschaffen. Einmal ist dieser Fries, und zwar an dem Hause des Herrn Oberst von Tiele-Winkler in Berlin (Regentenstraße), zur Ausführung gelangt; aber sehr zu beklagen bleibt es, daß die von Kaiser Wilhelm I. angeordnete Ausführung in Marmor bis jetzt unterbleiben mußte, weil – kein Platz für das Werk zu finden war! Möchte doch endlich diese „Platzfrage“ erledigt und dem deutschen Volke ein großes Kunstwerk mehr gegeben werden!

Liebeszoll.
Nach dem Gemälde von W. Friedrich.

Vermißten-Liste. (Fortsetzung aus Nr. 42 des Jahrg. 1887.)

137) Der Bäcker Johann Gustav Karl Rödling, geb. am 3. Januar 1850 zu Apolda, ging im November 1876 von Weimar fort. Im Jahre 1880 ist er in Bremen gesehen worden, und man vermuthet, daß er sich noch dort oder in Oldenburg aufhält. Der Verschollene hat an der linken Hand drei verstümmelte Finger.

138) Ferdinand Püschel, Kaufm., geb. 1822 zu Leipzig, weilte vor etwa 35 Jahren längere Zeit in Triest, in Calcutta und Plymouth. Im Jahre 1869 kehrte er nach Leipzig zurück, verließ die Stadt aber wieder, um nach Dover zu reisen. Seitdem fehlen alle Nachrichten über ihn, und doch wären solche erbtheilshalber sehr erwünscht.

139) Der frühere Matrose Paul Sperling, geb. am 12. Dez. 1848 zu Posen. Den letzten Brief sandte er vom Fort Falkenstein bei Friedrichsort, woselbst er als Matrose diente, am 30. Januar 1876.

140) Der Sprachlehrer, Maler und Pianist Louis Heinrich Gustav O’Kelly, geb. zu Eisenach am 18. April 1838. Das letzte Lebenszeichen von dem Vermißten traf im Jahre 1877 aus Colchester in England ein.

141) Der Seemann Karl Adolph Hermann Grimm, geb. am 8. Febr. 1838 zu Hamburg. Er war an Bord eines Kriegsdampfers; die letzte Nachricht von dem Verschollenen kam im Febr. 1869 aus Rio de Janeiro in Brasilien.

142) Eine Mutter bittet herzlich um Auskunft über ihren Sohn, den Maschinentechniker Gustav Adolf Müller, geb. 24. August 1861 zu Buxtehude. Er trat im April 1883 eine Stelle in Medinas bei Tucuman in Argentinien an und arbeitete dann in Cordoba, Buenos Ayres, Rosario, Frias; sein letztes Schreiben, in dem er angiebt, daß er nach Chile wolle, datirt vom Oktober 1884 aus Mendoza.

143) Der Glaser Ernst Paul Gehre, geb. 13. März 1855 zu Crimmitschau, wanderte im Juni 1879 nach Brasilien aus. Von Antwerpen, wo das Schiff, auf dem sich Gehre befand, anlegte, traf noch ein Brief ein. Seitdem ist nur noch die glückliche Landung des Vermißten in Santos von anderer Seite gemeldet worden.

144) Der Kaufmann Jakob Straßburger, geb. 21. Juni 1862 zu Reilingen in Baden, lebte in Heidelberg; von dort machte er sich vor etwa 11 Jahren auf, um nach Angabe des Bezirkskommandos zur See zu gehen. Er soll dann anderen Mittheilungen zufolge auch verschiedene Male als Matrose die Fahrt nach Indien gemacht haben.

145) Der Tischler Friedrich Wilhelm Jacob, geb. 22. Sept. 1852 in Ebersbach in Sachsen, siedelte nach beendeter Militärzeit nach Hamburg über, von wo er mehrere Male als Feuermann die Fahrt nach Amerika unternahm. Ende März 1881 fuhr er nach Australien, woher er seine Ankunft in Sydney meldete. Seitdem sind alle Nachrichten ausgeblieben.

146) Jean Weber, geb. 19. März 1841 zu Hottingen b. Zürich, Reisetaschenarbeiter, hatte als Werkführer Stellung in London und Glasgow. Den letzten Brief schrieb er mit Datum vom 20. Sept. 1876 aus Dublin (Irland), seitdem hat die betrübte Gattin keine Nachricht wieder erhalten.

147) Der Strumpfsortirmeister Karl Wilhelm Jäger, geb. 12. Dez. 1815 in Oberlungwitz bei Hohenstein in Sachsen, wanderte im Jahre 1867 aus und ließ nichts mehr von sich hören. Einer Mittheilung von anderer Seite zufolge soll der Verschollene sich in St. Katharina in Brasilien aufhalten.

148) Damit an ihn ein kleines Legat aus gezahlt werden kann, wird der Weber Eduard Karl Prasse gesucht, der am 13.Oktober 1841 zu Warnsdorf in Böhmen geboren wurde und sich im Jahre 1879 nach Deutschland wandte.

149) Otto Heinrich Zöllner, geb. 29. September 1852 zu Bautzen, gelernter Kaufmann, unternahm mit der Barke „Pacific“ von Brake in Oldenburg aus als Schiffskoch eine Reise, welche die Häfen von Bahia, Rio, Valparaiso und Iquique berührte. Nach Europa zurückgekehrt, verließ Zöllner die Barke in Antwerpen. Die letzte schriftliche Mittheilung wurde der Mutter im Dezemb. 1884 von Falmouth aus.

150) Von seiner tiefbetrübten Mutter wird gesucht der Kaufmann Salmon Jonas, geb. 8. Oktober 1858 zu Weisenheim a. Bg. in der Rheinpfalz; er verließ am 22. Februar 1887 das elterliche Haus, um Weingeschäfte zu machen. Am 24. Febr. 1887 ist er noch in Eichholzheim in Baden gesehen worden, seitdem aber spurlos verschwunden. Jonas hatte dunkelbraunen Schnurrbart und schwarzes Haar.

151) Heinrich Theodor Gronau, geb. 15. Juli 1828 zu Dessau, hat als Kaufmann gelernt und war im Juli 1866 im Spandauer Militär-Choleralazareth als Gehilfe thätig. Im Spätsommer desselben Jahres ging er nach Berlin. Seit dieser Zeit ist von Gronau nichts mehr gehört und gesehen worden.

152) Der Schmiedemeister Josef Langenbacher, geb. zu St. Andrae v. d. Hagenthale in Oesterreich am 15. Juli 1830, reiste im Jahre 1868 nach Wien, hat sich dort am 20. Oktober 1870 zuletzt angemeldet und ist seitdem verschwunden. Des Vorgenannten Sohn hielt in der angeblichen Wohnung dort im Jahre 1883 Nachfrage, aber niemand im ganzen Hause kannte den Verschollenen.

153) Eine Mutter im Alter von 79 Jahren, erwerbsunfähig und lediglich von geringen Unterstützungen lebend, sucht ihren Sohn Karl Robert Schmidt, geb. 14. März 1843 zu Breitenbrunn im Königreich Sachsen. Derselbe war Tischler und ging als solcher auf die Wanderschaft. Später wandte er sich mehr der Bildhauerei zu, in der er 7 Jahre in Wien thätig war, dann fand er in Dresden Arbeit. Im Juli 1879

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 705. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_705.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)