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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Deutsche Art, treu gewahrt.
Eine Hofgeschichte aus dem 17. Jahrhundert von Stefanie Keyser.

(Fortsetzung.)

Archatius stand wortlos bei Käthchens heftiger Abweisung. Der ehrliche Mädchenzorn hatte den alamoden Kavalier auf den Sand gesetzt. Er sah mit einem scheuen Blick Gertruds an. Hatte sie gehört, wie Käthe ihn abkapitelte?

Was war das? Ihr Blick ging an ihm vorüber mit sehnsüchtigem Ausdruck nach einem benachbarten Tisch. Wen suchte sie da? Dem Galan, der sich so von ihr anschauen ließ, wollte er seinem Degen in die Brust jagen. Aber seinen Augen begegnete ein schmales altes Frauenantlitz, das zärtlich und heiter der Trude zunickte. Es war die Frau von Heilingen.

Da dunkte es ihn, als lege sich plötzlich eine kühle, linde Hand auf seine brennende Stirn. Warum – zum Kuckuck – wüthete er denn nur also unter dem Frauenzimmer herum?

Gottlob! Da kam ein neuer Gang und befreite ihn aus der Klemme. Ein Wink der Herzogin Eleonore befahl ihm, eigenhändig eine Pastete, deren Deckel mit kleinen Vogelköpfen verziert war, vor dem Herzog von Eisenach niederzusetzen.

„Wollen Eure Liebden den ersten Angriff auf dieses Gericht machen?“ sagte die fürstliche Hausfrau mit schelmischem Lächeln. „Ein Weidmann weiß am besten Bescheid mit solchem Vogelherd.“

Der alte Herr schaute ein wenig verwundert drein; aber er that ihr den Willen und lüftete den Deckel. Im nächsten Augenblick warf er ihn lachend auf die Tafel.

Ein Schwarm kleiner Vögel schwirrte auf, Schmetterlinge und Libellen flatterten dazwischen. Die Gäste wehrten sich lachend gegen verscheuchte Spatzen, die dreist wider fürstliche Häupter rannten, gegen bunte Käferlein, die darauf bestanden, sich in Malvasier zu baden.

Mit hundert schelmischen Fältchen in seinem alten Jägergesicht rief der Eisenacher Herr: „Nur einen losen Vogel vermissen Wir in Eurer Gnaden Vexirpastete: den Cupido. Und selbiger wäre bei Unsern drei noch unbeweibten Neffen sehr am Platz.“

Herzog Ernst schüttelte sanft das Haupt. „Ich stimme zwar dem Herrn Doktor Luther, christmilden Gedächtnisses, bei, welcher sagt: ‚Es giebt kein lieber Ding auf Erden als Frauenliebe, wem sie kann zugetheilet werden.‘ Aber meine Zeit ist noch nicht gekommen.“

„Die Braut, die ich mir erkoren habe,“ rief Bernhard stürmisch, „macht mir die Werbung schwer; sie heißt: Viktoria!“

Verstohlne Blicke richteten sich auf Albrecht und Dorothea.

Das junge fürstliche Paar saß allen zur Schau unbewegt auf den hohen Thronstühlen neben einander. Sie hielt ihr vergüldetes Gäbelein in den

Des Jägers Freude. Nach dem Oelgemälde von J. Deiker.
Photographie im Verlag von Franz Hanfstängl in München.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 757. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_757.jpg&oldid=- (Version vom 6.6.2018)