Seite:Die Gartenlaube (1888) 840.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Was wir wünschten, war ein Buch, das wir kurzweg als „Familienchronik“ bezeichneten, und heute liegt uns ein solches vor, das sogar fast denselben Titel: „Haus- und Familienchronik“ führt und von Martin Gerlach herausgegeben ist (Verlag von Gerlach und Schenk in Wien). Dieses Werk entspricht dem Zwecke einer Chronik vollkommen und die einzelnen Abschnitte: Vorfahren des Chronisten, Erinnerungen aus der Jugendzeit, Geschwister, Erinnerungen aus den Lehr- (Studien-) Jahren, Militärzeit, Wanderjahre, Berufsleben, Gründung der Selbständigkeit, Hochzeitstag, Aus der Jugendzeit des lieben Weibes, Kinder, Freunde, Frohe Tage, Trübe Zeiten, Lebensabend, Letzte Wünsche – umfassen das ganze Leben und lassen kaum etwas vermissen. Wohldurchdacht ist die ganze Anordnung der Chronik, künstlerisch schön die Ausstattung, solid und geschmackvoll der Einband. Möge sie fleißig benutzt werden; die nachfolgenden Geschlechter werden sie zu ehren wissen. * *     

Wintermärchen. (Mit Illustration S. 837) Den Lesern wird ein doppelseitiges Bild noch in Erinnerung sein, welches den vorigen Jahrgang der „Gartenlaube“ (S. 276 und 277) schmückt. „Der Frühling“ lautet der Titel und dasselbe gehört zu einem Bildercyklus des Meisters Wilhelm Kray, welcher die vier Jahreszeiten darstellt. Heute bringen wir aus diesem Cyklus ein zweites Bild, das „Wintermärchen“, in allem von dem ersten grundverschieden. Der „Frühling“ mit seinen blühenden Frauen- und Kindergestalten und der im ersten Blüthen- und Blätterschmuck prangenden morgendlichen Frühlingslandschaft tritt uns realistisch näher, der Winter dagegen ist eine groß angelegte und durchgeführte Phantasie. Nacht ist es, bitterkalte, sternenklare Winternacht. Dort jene Frauengestalt, welche, vom fahlen Mondlicht magisch überfluthet, hoch auf eisglitzerndem Felsen ruht, sie schläft den starren, ewigen Winterschlaf, der ein Leben nicht kennt. Doch zu Füßen des Felsens sieht man in reizender Gruppe zwei blühende Mädchen. Der wohlthuende Winterschlaf umfängt die eine nach all den Mühen und Sorgen, nach all den getäuschten Erwartungen und den erschöpfenden Plagen, welche Frühling, Sommer und Herbst mit sich brachten. Ihr ist der Winter nicht das Erstorbensein, sondern jene Ruhe, in der sich die Kräfte des Menschen und der Natur zu neuem Schaffen und Ringen erfolgreich sammeln. Ein Kranz von Dauerblumen liegt dem anderen, von warmem Leben durchglühten Mädchen im Schoße. Sie ist von der sengenden Gluth des Sommers und von den rauhen Stürmen des Herbstes nicht ermüdet, ein freundliches Geschick hatte sie vor Gluth und Sturm in Schutz genommen und ist ihr nicht minder hold inmitten Schnee und Eis. Doch auch sie träumt hoffend von dem Blühen und Prangen, von dem süßen würzigen Dufte, der wieder die Welt verjüngen wird, sobald der Weckruf des Frühlings siegreich durch die Lande tönt. Nur sie dort oben, die Braut des eisgepanzerten Nordens, wird den frischen jauchzenden Ruf nicht vernehmen, sondern weiterschlafen, sie, das Sinnbild des kalten, alles bezwingenden Todes. * *     

Ein Konversationslexikon für 10 Mark. Nur wenige Jahre sind verflossen, seit Professor Joseph Kürschner sein kleines „Taschen-Konversationslexikon“ erscheinen ließ, das eine große Verbreitung fand, zugleich aber den Wunsch rege werden ließ, ein etwas umfangreicheres Werk zu besitzen, das, nach denselben Grundsätzen bearbeitet, eine noch größere Reichhaltigkeit des Stoffes darböte. Sofort ging Kürschner an die Ausführung dieses Gedankens, und zum heurigen Weihnachtsfeste liegt sein neues Werk „Kürschners Quart-Lexikon“ (Stuttgart, W. Spemann) vollendet vor. Der Umfang desselben übersteigt den des „Taschen-Konversationslexikons“ um das Fünffache, und im gewöhnlichen Leben dürften sich wenige Fragen ergeben, welche das „Quart-Lexikon“ nicht beantwortete. Wo aber der Text noch im Unklaren lassen sollte, da helfen 1460 Illustrationen zur Veranschaulichung. „Kürschners Quart-Lexikon“ verdient eine freundliche Aufnahme und wird diese sicher finden. * *     

Weihnachtswunsch.
Aus dem illustrirten Prachtalbum „Grüß Gott“ von Alexander Zick.
Verlag von F. A. Ackermann in München.

Weihnachtswunsch. Unsere Illustration „Weihnachtswunsch“ ist einem neuen Bilderwerk entnommen, welches in einer reizvollen Mappe unseren diesjährigen Weihnachtstisch zu schmücken berufen ist. „Grüß Gott!“ ist ein Gruß, der im täglichen Verkehr zunächst in Bayern, Schwaben, Oesterreich und in den Alpenländern zu Hause ist, der aber in der ganzen Welt verstanden wird. Es liegt etwas Trauliches, Treuherziges in diesem Gruße, und deshalb wird er auch mit dem hübschen Prachtwerk, welches der bekannte Ackermannsche Kunstverlag in München unter diesem Titel in alle Welt sendet, überall willkommen sein. Womit Albert Hendschel in seinen bekannten Skizzen das Menschengemüth zu fesseln und zu unterhalten verstanden, das bietet Alexander Zick in diesem „Grüß Gott“-Album; aber nicht in bloßen Skizzen und Kontouren, sondern in 20 ausgeführten Tuschzeichnungen, die in einer Reihe lieblicher Kinderscenen und anmuthiger Idyllen aus dem Herzensleben einen wahren Familienschatz bergen. Es wird uns oft schwer gemacht, aus der reichen Fülle von illustrirten Prachtwerken die wirklich guten Früchte für den Weihnachtsbaum herauszuschälen, hier aber können wir einmal voll eintreten für ein Werk, dessen Blätter berufen sind, gleich Hendschels Skizzen ihre dauernde Wirkung am Familientisch auszuüben. Feiner Humor und liebenswürdige Darstellung haben sich hier vereinigt, daß jedes der 20 Blätter auch ohne erklärende Unterschrift uns eine ganze kleine Geschichte erzählt. In unserem Probebildchen aus „Grüß Gott!“ sehen wir das Kindchen, wie es täglich mit wonnigen Wünschen im Herzen am Puppenladen in der winterlichen Straße stehen bleibt. Tief liegt der Schnee, kalt ist die große Fensterscheibe des Spielwaarenhändlers, aber warm ist der Kuß der Kleinen, welcher der ersehnten Weihnachtspuppe gilt, die hinter dem Fenster lehnt; sogar das Hündchen scheint an der Freude der Kleinen theilzuehmen.

Ein Herzensgeschenk. (Zu unserer Kunstbeilage.) Der kleine Gott Amor verübt seine Schalksstreiche, wo er nur Gelegenheit findet, und an dieser fehlt’s ihm nie. Hier hat er sich das Weihnachtsfest ausersehen, zwei junge glückliche Menschen noch glücklicher zu machen – durch ein Herz, vom Konditor geholt, aber bedeutungsvoll in der Hand des jungen Burschen, den sein Mädchen wohl versteht. Ein Herzensgeschenk fürs Leben! Glückliche Weihnacht, ihr beiden! * *     


Kleiner Briefkasten.

Abonnentin in Münsterberg. Den Roman „Ein armes Mädchen“ von W. Heimburg finden Sie im Jahrgang 1884 der „Gartenlaube“. Von den unter dem Sammeltitel „Dazumal“ in Buchausgabe vereinigten vier Novellen derselben Verfasserin (Leipzig, Ernst Keils Nachfolger) sind „Unverstanden“ im Jahrg. 1880, „Im Bann der Musen“ im Jahrg. 1882, „Ursula“ und „Das Fräulein Pathe“ dagegen nicht in unserem Blatte erschienen.


Inhalt: Wintersonnenwende. Gedicht von Johanna Baltz. Mit Illustration. S. 825. – Deutsche Art, treu gewahrt. Eine Hofgeschichte aus dem 17. Jahrhundert von Stefanie Keyser (Schluß). S. 826. – Wie alt ist der Weihnachtsbaum und wo ist seine Heimath? Von Alexander Tille. S. 831. – Ein junger Kriegsheld. Illustration. S. 833. – Karoline von Linsingen. Aus dem Leben einer schwergeprüften Frau. Nach ihren Briefen und Aufzeichnungen. Von Schmidt-Weißenfels (Schluß). S. 834. – Die Alpenfee. Roman von E. Werner (Fortsetzung). S. 836. – Blätter und Blüthen: Christabend in einer Wiener Wärmstube. S. 839. Mit Illustration S. 828 und 829. – Wildermuths Jugendgarten. S. 839. – Familienchronik. S. 839. – Wintermärchen. S. 840. Mit Illustration S. 837. – Ein Konversationslexikon für 10 Mark. S. 840. – Weihnachtswunsch. Mit Illustration. S. 840. – Ein Herzensgeschenk. S. 840. – Kleiner Briefkasten. S. 840.


manicula 0 Hierzu die Kunstbeilage „Ein Herzensgeschenk“, Weihnachtsgruß der „Gartenlaube“ an ihre Leser.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 840. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_840.jpg&oldid=- (Version vom 1.9.2022)