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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

den mangelhaft getönten, in der Zeichnung undeutlichen für den Schüler nichts zu lernen ist. Unter solchen Verhältnissen erscheint es als ein sehr glücklicher Gedanke, Blumenarrangements, Pflanzenstudien, Randbordüren, Mittelstücke für Teller, Platten und Kästchen nur in Holzschnitt, aber so meisterhaft gezeichnet und schattirt zu geben, daß jeder nur einigermaßen fortgeschrittene Dilettant die Farben selbst hinzufügen und nach eigener Wahl zusammen stimmen kann, wobei er sehr viel mehr lernt als bei dem sklavischen Nachmalen einer mittelmäßigen Vorlage.

„Studien und Kompositionen“ nennt sich das in Paris entstandene Werk des Schweizers Jean Stauffacher (St. Gallen, Kreutzmann), worin eine reiche künstlerische Phantasie, gepaart mit dem genauesten Naturstudium, eine Fülle von reizenden Blumenmotiven für dekorative Zwecke zusammengestellt hat. Leicht hingeschüttete Ranken und Sträuße von Rosen, Brombeeren, wildem Wein etc. sind umgeben von großen und kleinen Feldern voll allerliebster stilisirter Blumenbordüren, Zweig- und Knospenmotiven, Insekten und Vögelintermezzos, alles zum Gebrauch fertig, nur in zwei Tönen auf den Holz- oder Porzellangegenstand hinzusetzen. Stauffacher wendet mit bewußter Virtuosität das große Stilgesetz an, die charakteristische Form zur herrschenden zu machen, und es ist überraschend, wie er durch Betonung derselben ein Ornament aus den einfachsten Feld- und Wiesenblumen in ganz neue, aparte und elegante Wirkung setzt, indem er die große Gefahr der stilisirten Form, die Trockenheit und Langweile vollständig umgeht, im Gegentheil, in diesen schönen Blättern ein ebenso neues wie eigenartiges Genre geschaffen hat.

Den vielen Dilettanten, die nicht zur eigenen Komposition fähig sind, den Lehrern und Kunstgewerbeschulen kann das Stauffachersche Werk aufs wärmste empfohlen werden. Es bietet ihnen allen eine kostbare und in langer Zeit nicht zu erschöpfende Fundgrube von lauter unmittelbar brauchbaren Formen. Der Preis (32 Mark für 4 Hefte mit je 8 Tafeln groß Folio) ist mäßig zu nennen im Hinblick auf die Fülle des Gebotenen. Eine recht weite Verbreitung ist diesen „Studien und Kompositionen“ also im Interesse des kunstgewerblichen Deutschlands entschieden zu wünschen.

Prosit Neujahr! Von Franz Stuck.
Photographie im Verlag von Franz Hanfstängl in München.

Die Zimmerpflanzen im Januar dürfen im allgemeinen nur wenig gegossen werden, das heißt nie eher, als bis die Oberfläche des Erdballens trocken geworden, wovon man sich zuweilen durch Anfühlen mit dem Finger überzeugen muß, und immer mit Wasser von der Temperatur des Raumes, in welchem die Pflanzen sich befinden. Kaktusarten werden während des ganzen Winters nicht gegossen mit Ausnahme des Blattkaktus, der im Winter so schön blüht. Die Erdoberfläche soll man zuweilen mit dem Holzstift auflockern und vom Rande nach der Mitte zu schieben, damit das Gießwasser meist am Topfrande, nicht in der Mitte untersinkt. Die Pflanzen fordern Licht, frische Luft und Abwaschen der Blätter mit einem weichen, feuchten Schwamme. – Es ist jetzt die beste Zeit, das wohlriechende Veilchen (Viola odorata L.) zum Blühen im Winter nächsten Jahres anzuziehen. Zu dem Zwecke legt man auf den Boden einer Samenschale oder Cigarrenkiste eine Schicht Topfscherben („guter Wasserabzug“) und darauf nahrhafte, mit reingewaschenem Sande reichlich gemischte Gartenerde, auf der man den mit Holzkohlenstaub gemischten Samen, z. B. der schönen Sorte Lockstedter Treibveilchen, dünn ausstreut, ein wenig festdrückt und mit einer Glasscheibe bedeckt. Das Ganze stellt man an das Fenster zwischen andere Pflanzen, also in den Halbschatten, oder legt ein Blatt Papier auf die Glasscheibe zum Schutz gegen die Strahlen der Mittagssonne. Sobald die Sämlinge groß genug sind, um mit den Fingern sich fassen zu lassen, gräbt man sie mit dem Holzstift aus und setzt sie 1 cm weit auseinander in die Erde einer wie die Samenschale vorbereiteten Schale oder Cigarrenkiste, indem man mit dem Stift ein Loch bohrt, in welches die Wurzeln mit demselben Stift so tief eingeführt werden, daß die Pflanze auf der Erde aufsitzt; sie wird mit dem Stift festgedrückt, gleichzeitig mit den anderen derselben Schale angegossen, für einige Tage mit der Glasscheibe bedeckt und halbschattig aufgestellt. Wenn die Pflanzen sich drängen, setzt man sie einzeln in kleine, später in wenig größere Töpfe mit sandiger Mistbeeterde und hält sie immer halbschattig und durch Gießen nur mäßig feucht.

O. H.     

Einbanddecke zur „Gartenlaube“. Wie in den früheren Jahren, so hat die Verlagsbuchhandlung Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig auch zum laufenden Jahrgang der „Gartenlaube“ wieder eine geschmackvolle, in reichem Gold- und Schwarzdruck sorgfältig ausgeführte Einbanddecke herstellen lassen, welche zum Preise von 1 Mark 25 Pfennig durch die meisten Buchhandlungen bezogen werden kann. Wer nachträglich frühere Jahrgänge binden lassen will, kann zu dem gleichen Preise die Originaleinbanddecken auch für diese noch beziehen; natürlich ist der Jahrgang, für welchen die Decke bestimmt ist, genau anzugeben.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Max B. in L. Wohlgetroffene Bilder des Deutschen Kaisers Wilhelm II. haben wir schon mehrfach in der „Gartenlaube“ (ein vorzügliches Reiterbild unter anderem in Nr. 30 des laufenden Jahrgangs) geboten. Ein größeres Porträt des jungen Herrschers, das sich zum Einrahmen vortrefflich eignen und einen prächtigen Zimmerschmuck abgeben dürfte, wird Nr. 1 des kommenden Jahrgangs als besondere Kunstbeilage bringen, ein Porträt, das hinsichtlich der Lebenswahrheit und künstlerische Ausführung den in diesem Jahre ebenfalls schon der „Gartenlaube“ beigegebenen Kaiserbildern nicht nachstehen wird.

Einer besorgten Mutter. Wie schon in dem Gartenlaube-Kalender 1889 (die erste Hilfe gegen Diphtherie, Scharlach und Masern) hervorgehoben wurde, ist die Neigung zu Masern eine fast allgemeine, etwas weniger zu Pocken und noch geringer zu Scharlach und Diphtherie, so daß von den beiden letzteren Krankheiten viele Kinder nicht befallen werden. Die Pocken sind durch die Impfung ausgeschaltet, also bleiben als fast unbedingt nothwendig nur die Masern übrig, welche ja bei einiger Fürsorge als eine leicht zu überstehende Erkrankung bekannt sind. Für diese sämmtlichen Kinderkrankheiten gilt als feststehend, daß, je später das kindliche Lebensalter ist, in welchem sie auftreten, desto leichter und sicherer sie im Durchschnitt zur Abheilung gelangen; bei Erwachsenen treten Scharlach und Diphtherie überwiegend als ungefährliche Halsentzündungen auf. Ebenso wichtig ist die Abhärtung des Körpers, da hierdurch der Entwickelung von Nachkrankheiten am sichersten vorgebeugt wird.

Hotelbesitzer K. in W. Auf Ihre Frage „Was lostet eine Lokomotive?“ können wir Ihnen folgende Auskunft geben: Die erste Lokomotive in Deutschland, der „Adler“ der Nürnberg-Fürther Bahn, kam auf 13 930 fl.; der „Komet“ der Leipzig-Dresdener Bahn kostete 1383 Pfund Sterling. Eine unserer heutigen Personenzuglokomotiven wird für 38- bis 40 000 M, eine Güterzugsmaschine für 31- bis 40 000 M, eine Tenderlokomotive für 18- bis 24 000 M hergestellt. Ein Personenzug mit Lokomotive, Gepäck- und acht Passagierwagen erfordert durchschnittlich das Sümmchen von 124 000 M.

A. G. in Bremen. In dem kürzlich erschienenen Novellen-Band „Unter der Linde“ von W. Heimburg (Preis elegant gebunden M 5,50) finden Sie außer „Jascha“: „Am Abgrund“. – „Unsere Hausglocke“. – „Unser Männe“. – „In der Webergasse“. – „Großmütterchen“. – „Aus meinen vier Pfählen“.


Auflösung der Schach-Aufgabe Nr. 12 auf S. 756:
1. S d 2 – b 1 K f 2 – e 2
2. S b 1 – c 3 † K (4 Felder)
3. T a 1 – d 1 oder f 1 matt.
1. . . . . . . . K f 2 – g 1
2. S b 1 – c 3 † K g 1 X h 2 (f 2)
3. L d 4 – e 5 ( T f 1) matt.
1. . . . . . . . . beliebig (Z. B. K f 3)
2. S d 1 – c 3 . . . . . ( . . . K f 4)
3. T matt.

S a 6 hat den Zweck zu zeigen, daß der schw. K. auf f 2 verbleiben kann und doch in gleicher Art mattgesetzt wird.

Nicht geht: 1. S d 2 – f 1 K f 2 – g 1! 2. S f 1 – g 3 † K g 1 X h 2. 3. Kein matt.

Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 11 auf S. 724:

Im Skat liegt: rD, rZ.

Vorhand: eD, eO, gD, gK, g9, g8, g7, rK, sD, sK.

Mittelh.: eZ, eK, e9, e8, e7, gZ, gO, sZ, sO, rO.

1. gD, gO, sW,

2. rW!! rK, rO

Die beiden Gegner werfen ihre blanken r ab, in der Meinung, daß sie darauf keinen Stich machen können, und bekommen nunmehr nur noch 28 Augen in Schellen (car.).

Auflösung der Damespiel-Aufgabe auf S. 824:
1 d 2 – e 3 1 D c 5 – a 7 †
2 f 6 – e 7 2 d 8 – h 8 ††
3 e 3 – f 4 3 D a 7 – g 5 †† (A)
4 h 6 – f 4 † 4 D b 8 – g 3 †
5 h 2 – f 4 † 5 h 8 – g 7
6 f 4 – g 5 gewinnt
A
3 . . . . . . . 3 D b 8 – g 3 †
4 h 2 – f 4 † etc. wie vorher.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 892. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_892.jpg&oldid=- (Version vom 6.12.2019)