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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Uebrigens ist es vortheilhafter, solche Pflanzen, sowie auch Cinerarien und chinesische Primeln rechtzeitig aus sogenannten Pflanzenversandgeschäften, die es jetzt in allen Gegenden giebt, zu beziehen. Diese ziehen von solchen beliebten Blumensorten Tausende und verkaufen billig. Wer krautartige Calceolarien selbst ziehen will, was ich indessen kaum empfehlen möchte, muß den Samen im August aussäen, die Saatgefäße nur mit einer Glastafel bedecken und sehr darauf sehen, daß die kleinen Nacktschnecken die Pflänzchen nicht abfressen. Sie werden später einzeln in kleine Töpfe in Heideerde verpflanzt und an einem hellen, kühlen, aber frostfreien Orte durchwintert. Stehen sie zu warm, so bekommen sie Blattläuse.

Haben manche unter den ständigen immergrünen Zimmerpflanzen zu kleine Töpfe, so ist es jetzt noch Zeit, sie umzupflanzen, doch nehme man nur mäßig größere Töpfe, sonst werden die Pflanzen krank. H. J.

Wie ist das Bett zu stellen? Es ist Mode geworden, über Erkältungskrankheiten zu spotten und die Gefahren des Zugwindes zu leugnen. Leider schüttet man beim Reden von der Abhärtung das Kind mit dem Bade aus. Nicht jeder kann beim offenen Fenster schlafen, und wenn erzählt wird, daß Franklin, wenn er nicht schlafen konnte, ein Luftbad zu nehmen Pflegte, indem er unbekleidet bei offenen Fenstern eine Viertelstunde im Zimmer auf und ab ging, so möchten wir dieses Schlafmittel den wenigsten empfehlen; denn Schnupfen, Halsentzündung, Lungenkatarrh und Rheumatismus sind keine leeren Wahngebilde!

Viele Leute können sich selbst im Bette erkälten, und daran ist zumeist die falsche Stellung des Bettes schuld. Die Hauswände sind nicht luftdicht, fortwährend strömt durch dieselben Luft von außen in die Zimmer hinein; man kann diesen leisen Zug oft fühlen und durch die Bewegung einer nahe an die Wand gebrachten Flamme nachweisen. Eine Frau hatte das Nachtlicht in einer Ecke auf einem Konsol aufgestellt und wunderte sich, daß es fortwährend hin und her flackerte. Sie verschloß alle Fugen des nächsten Fensters aufs genaueste, aber das Flackern hörte nicht auf, denn der Luftzug kam eben durch die dicke Hauswand. Steht nun das Bett mit seiner Langseite dicht an der Wand, so ist der Schlafende während der ganzen Nacht dem Zuge ausgesetzt. „Es werden hierdurch,“ schreibt Reclam in dem „Buch der vernünftigen Lebensweise“, „Erkältungen aller Art hervorgerufen, am häufigsten hartnäckige ‚Rheumatismen‘, welche natürlich jeden Heilverfahrens spotten, weil sie während der Nachtzeit immer von neuem hervorgerufen werden.“ Will man sich nun vor diesem Uebel durch das Heizen des Zimmers und wärmere Deckbetten schützen, so erzielt man gerade das Gegentheil; denn der Temperaturunterschied zwischen der äußeren Luft und der Zimmerluft wird dadurch größer, der Luftzug stärker und empfindlicher. Man soll darum das Bett mit dem Fußende senkrecht zu der Wand und mit dem Kopfende nach der Mitte des Zimmers stellen. Dabei ist auch zu beachten, daß das Bett nicht zu nahe an dem Fenster stehe.

Man wird einwenden, daß diese Einrichtung nicht gut möglich sei, da die Schlafzimmer für solche Bettstellungen zu klein seien. Dies wird bei Armen, die mit des Lebens Nothdurft zu kämpfen haben, wohl der Fall sein, aber bei einer großen Zahl von Familien sicher nicht. Die meisten haben nur in der Wahl der Zimmer einen Fehler gemacht. Wenn sie die „gute Stube“ zur Schlafstube und die Schlafstube zur „guten Stube“ machen, dann wird ihnen geholfen sein und sie werden dabei nur gewinnen; denn sie werden wie die Fürsten schlafen und ihre Gäste eben so empfangen, wie es fleißige und vernünftige Bürger thun können. *

Der Einfluß des elektrischen Lichtes auf die Augen. Die Elektrizität liefert uns Lichtquellen von einer Stärke, wie sie früher von der künstlichen Beleuchtung nicht erreicht wurde. Die Vortheile, die uns das elektrische Licht bietet, sind jedoch wie alles in der Welt auch mit Nachtheilen verbunden. Seeleute, die an elektrischen Apparaten Dienst haben, Arbeiter beim elektrischen Löthverfahren etc. sind diesen Gefahren besonders ausgesetzt, und man hat bei ihnen öfters eine Augenkrankheit beobachtet, für die man den besonderen Namen der „photoelektrischen Ophthalmie“ vorgeschlagen hat. Die Erscheinungen derselben sind sehr eigenthümlich. Anfangs spürt der Betroffene keine Wirkung. Die Symptome beginnen erst während des Schlafes. Ein heftiger Schmerz, der von Thränenfluß begleitet ist, weckt den Kranken. Die Lichtscheu erreicht dabei oft eine eigenthümliche Heftigkeit.

Aeußerlich bemerkt man eine Anschwellung der Augenlider und eine Blutüberfüllung der Hornhaut; die Untersuchung mit dem Augenspiegel zeigt einen Blutandrang und zuweilen nervösen Puls in den Gefäßen der Netzhaut. Nach anderthalb bis drei Stunden beruhigen sich diese stürmischen Symptome, der Kranke schläft wieder ein und erwacht am andern Morgen geheilt, nur ein wenig Augenermüdung, wie sie sich etwa nach langem abendlichen Lesen einstellt, macht sich wahrnehmbar.

Der Schlaf ist eine nothwendige Bedingung für das Erscheinen der photoelektrischen Augenkrankheit; bei Leuten, welche am Morgen ihre Augen elektrischem Licht aussetzen, tritt die Krankheit ein, während sie ihren Mittagsschlaf halten und nicht erst des Nachts. Bleiben sie wach, so empfinden sie nur unbedeutende Lichterscheinungen und können selbst am Abend vor dem nächtlichen Krankheitsausbruch noch lesen und schreiben.

Nach den Mittheilungen des „Elektro-Technikers“ soll diesem Leiden stets die Heilung folgen. Nichts desto weniger erscheint es ernst genug, um Mittel zur Verhütung desselben anzuwenden. Auch im gewöhnlichen Leben kann das elektrische Licht schädigend wirken. Man muß sich hüten, mit ungeschützten Augen namentlich in das grelle Bogenlicht zu blicken, ja selbst die Glühlichtlampen sind nicht ungefährlich. Die dünnen Leuchtfäden derselben wirken wie schneidende Messer auf die Netzhaut.

Die Augenärzte haben ja längst festgestellt, daß jedes direkte Licht das Auge blendet und nicht gesund ist, und haben wiederholt auf die Nothwendigkeit der Lampenglocken im Haushalt hingewiesen. Auch bei der elektrischen Beleuchtung sind ähnliche Glocken aus gefärbtem oder mattem Glase dringend nothwendig.

Dieser Wink gilt namentlich für Geschäftsinhaber und Besitzer öffentlicher Räume, welche Bogenlichtbeleuchtung benutzen. *

Domino-Patience.

Man lege die 28 Steine eines gewöhnlichen Dominospiels in der Weise zu nebenstehender Figur zusammen, daß die Summe der Augen in jeder der acht wagerechten, in jeder der acht senkrechten und in jeder der beiden diagonalen Felderreihen 21 beträgt. Zur Erleichterung ist der Platz von 10 Steinen angegeben. A. Stabenow.




Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

A. W. in Gm. Die „Gartenlaube“ hat schon wiederholt über die Einrichtung von Eisenbahn-Fundbureaus Auskunft ertheilt, so Jahrgang 1886, S. 724, und 1887, S. 484. Inzwischen hat der Deutsche Eisenbahnverkehrsverband die Bestimmungen über die Behandlung der Fundsachen durch einheitliche Vorschriften über telegraphische Nachforschungen sowie Nachsendung aufgefundener Gegenstände ergänzt. Gegen die Entrichtung einer festen Gebühr von 50 Pfennig kann die Abgabe einer Dienstdepesche, deren Abfassung den Bahnbeamten zu überlassen ist, beansprucht werden, und gegen eine gleich hohe Gebühr erfolgt die Nachsendung der gefundenen Gegenstände ohne Rücksicht auf Anzahl, Gewicht und Entfernung. – Wünschenswerth wäre die Ermässigung der letzteren Gebühr auf die Hälfte nach dem Beispiel des Postpacketsatzes für die erste Zone, sofern leichte Sachen wie Stöcke und dergleichen nach naheliegenden Orten nachzusenden sind.

J. C. H. in Wageningen. Heinrich Heine ist, nach seinem eigenen Wunsche, auf dem Montmartre zu Paris begraben.

F. R. in Wien. Die naturwissenschaftliche Zeitschrift „Himmel und Erde“ erscheint im Verlage von Hermann Paetel in Berlin. Prospekt und Probeheft können Sie durch jede gute Buchhandlung beziehen.

R. Ch. in Dresden. Sie haben vollständig recht. Der Königspavillon bei der Wettin-Feier in Dresden war nicht ein Werk des Bauraths Weidner, sondern er wurde im Auftrag des k. sächsischen Finanzministeriums von Landbauinspektor Ottomar Reichelt entworfen und ausgeführt.

B. v. D. in Kaima, Livland. Im großen ganzen sind die dem Romane zu Grunde liegenden Begebenheiten geschichtlich beglaubigt. Nur ist der Untergang des alten friesischen Festlands, dessen Ueberreste in den heutigen friesischen Inseln noch fortbestehen, nicht auf einmal, sondern durch wiederholte zerstörende Einbrüche des Meeres erfolgt, deren verhängnißvollste in die Jahre 1277, 1287, 1511 und 1634 fallen.

Junge Hausfrau in Altona. Zum Entfernen selbst veralteter Flecken und zum Waschen getragener Kleidungsstücke empfehlen wir die Herstellung folgender Tinktur, welche in jeder Haushaltung vorräthig sein sollte: 31/2 Kilogramm fein geschabte Olivenölseife, sogenannte Marseiller Seife, wird nebst 300 Gramm Soda und unter Zusatz von 250 Gramm Seifenrinden-Extrakt in heißem Wasser gelöst. Diese Lösung stellt man bei Seite. In einem zweiten Gefäße mischt man unter tüchtigem Umrühren 71/2 Liter Ochsengalle mit 3/4 Liter Salmiakgeist (Ammoniakflüssigkeit) zusammen, erhitzt diese Mischung, schöpft sie dann ab und gießt, nachdem sie vollständig erkaltet ist, 71/2 Liter 90%igen Weingeist hinzu. Nunmehr gießt man 2 Theile dieser letzteren Lösung zu 1 Theil der ersteren, rührt alles tüchtig zusammen und giebt noch etwas Bergamotten- und Lavendelöl zu. Diese Tinktur eignet sich vortrefflich zum Entfernen von Flecken aus Geweben und, mit fünf- bis sechsmal soviel weichem Wasser verdünnt, zum Waschen getragener Kleidungsstücke. Die Materialien zu dieser Tinktur liefert jede größere Droguenhandlung.


Für unsere Knaben und Mädchen empfohlen:

Deutsche Jugend.

Herausgegeben von Julius Lohmeyer.
Inhalt des eben erschienenen Heftes 11 (Preis des Heftes 40 Pf.):

Im Bauernkittel. Erzähl. von R. Falk. Mit einer Zeichn. von A. Zick. – „Der Saldner kommt!“ Von Viktor Blüthgen. Zu dem bunten Bilde von J. Kleinmichel. – Eine korsikanische Antigone. Nach einer wahren Begebenheit erzählt von E. Rudorff. Mit Zeichnung v. H. Vogel. – Deutsche Ansiedler in Amerika am Anfang des vorigen Jahrh. Von Ernst Otto Hopp. Mit Zeichnungen von C. W. Allers. – Alfred Krupp, des Deutschen Reiches Waffenschmied. Von Edmund Sträter. Mit Illustr. – Das Musizieren der Insekten. Von Ludwig Staby. Mit Illustr. von Fedor Flinzer. – Unsere Winterschläfer. Von Ludwig Staby. Mit Illustr. – Mein Garten. Von A. Nicolai. – Knackmandeln, Räthsel u. s. w.


Inhalt: Gold-Aninia. Eine Erzählung aus dem Engadin. Von Ernst Pasqué (Fortsetzung). S. 549. – Hopp! Hopp! Illustration S. 549. – Lenaus Muse. Von Gustav Karpeles. S. 554. – Originalgestalten der heimischen Vogelwelt. Thiercharakterzeichnungen von Adolf und Karl Müller. 3. Sonderlinge und Käuze. a. Sonderlinge. Unsere Rohrdommeln. S. 556. Mit Abbildung S. 557. – Schatten. Novelle von C. Lauckner (Fortsetzung). S. 558. – Ein guter Witz. Illustration S. 561. – Blätter und Blüthen: Friedrich Hofmann-Denkmal in Ilmenau. S. 563. – Das neue Stuttgarter Schwimmbad. S. 563. Mit Abbildung S. 553. – Zimmerpflanzen im August. S. 563. – Wie ist das Bett zu stellen? S. 564. – Der Einfluß des elektrischen Lichtes auf die Augen. S. 564. – Domino-Patience. S. 564. – Kleiner Briefkasten. S. 564.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_564.jpg&oldid=- (Version vom 18.2.2023)