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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

vorhanden ist, einzeln in kleine Töpfe gepflanzt. Wer im Garten Goldlack (Gelbveilchen) und Winterlevkojen gepflanzt hat, muß sie nun einpflanzen und im Schatten oder Mistbeetkasten aufstellen, bis sie Ende Oktober in den Ueberwinterungsraum kommen. Von Levkojen pflanzt man nur solche ein, deren Knospen bereits als gefüllte zu erkennen sind. Ich kann diese Kultur nur solchen empfehlen, welche besondere Liebhaberei für diese Pflanzen und zugleich einen großen trockenen Ueberwinterungsraum haben. Ist der Herbst regnerisch, so legt man die absterbenden Lilien in den Töpfen um oder schützt sie auf andere Weise. Man kann sie auch im Garten tief eingraben und die Erde ringsum anhäufeln, so daß das Regenwasser abläuft.

Eine neue Dichtung von Rudolf Baumbach. Die leichtgeschürzte zierliche Muse dieses Dichters strebt immer mehr nach beschaulicher Darstellung, wie die Dichtung „Kaiser Max und seine Jäger“ (Leipzig, Verlag von A. G. Liebeskind) beweist. Zwar fehlt es auch hier nicht an einzelnen anmuthig hingehauchten Liedern und an jenen liederartigen Naturbildern, in denen das Leben der Alpenwelt sich so stimmungsvoll spiegelt, doch überwiegen die breiteren Schilderungen aus dem Hof- und Volksleben, wie die des Reckenspiels und des Johannisfeuers; auch der allbekannte Balladenstoff Kaiser Max auf der Martiuswand ist mit in die Handlung verwebt und in der knappen Form behandelt, welche die Muse Baumbachs liebt. Es ist eine eigenartige Erfindung des Dichters, daß der Nürnberger Schusterbursche Hans Sachs auf seiner Wanderung in die Hof- und Jagdgesellschaft des Kaisers geräth. So ist denn auch etwas Meistersängerei mit in das Gewebe der Dichtung verflochten. Hans Sachs schließt mit einem Jäger Sixt Freundschaft, die aber auf eine harte Probe gesetzt wird: der Jäger liebt Marilene, die Tochter eines Burgmannes und der alten Else; doch beim Johannisfeuer, wo er mit ihr einen unglücklichen Sprung durch die Flammen gethan, entbrennt seine Eifersucht auf Hans Sachs, der, glücklicher als er, von Marilene begünstigt scheint. In einer wilden Scene vergreift er sich an ihm und verletzt ihn aufs schlimmste. Doch nicht Hans Sachs, der Kaiser selbst ist sein Nebenbuhler; man hat ihn gesehen im zärtlichen Zusammensein mit dem Mädchen. Jetzt hegt der Jäger hochverräterische Gedanken und will dem Herrscher selbst an Leib und Leben, bis sich das Räthsel jener zärtlichen Zusammenkünfte löst – der Kaiser ist Marilenens Vater. Da faßt Reue den friedlosen Mann über das, was er gethan und gesonnen hat, doch gewährt ihm ein freundliches Geschick, daß er durch die That dafür Buße thun kann; er ist’s, der den auf der Martiuswand verirrten Kaiser errettet und dann von ihm selbst Verzeihung sowie Marilenens Hand erhält. Einer kleinen Liebschaft von Hans Sachs mit dem anfangs als Bursche verkleideten Mädchen Cilli, der Tochter des Malers Raber, wird auch am Schluß der Dichtung eine verheißungsvolle Aussicht eröffnet.

Als ein Beispiel der kurzathmigen, aber dem Naturleben sinnig abgelauschten Bilder aus der Alpenwelt theilen wir die Schilderung des Frühlings im Hochgebirge mit, welche die Dichtung eröffnet:

„Am Ferner leckt der Sonnenstrahl,
Hoch wallt der Inn durchs weite Thal;
Noch trägt Frau Hill an Berges Rand
Ihr weißes Hermelingewand.
Doch unten weht um Baum und Strauch
Des Frühlings warmer Liebeshauch.
Er küßt die Schlehenblüthe wach,
Bekränzt mit lichtem Grün den Bach;
Er lockt der gelben Primeln Schar
Und strählt der Birke zartes Haar.
Die alte Lärche sturmzerpflückt
Hat er mit Blüthen roth geschmückt;
Den ausgehöhlten Weidenbaum
Im grünen Schopf – man kennt ihn kaum,
Und selbst die alten Wettertannen
Die Aeste wohlig weiter spannen,
Ob ihnen wohl die Sommerszeit
Noch einmal frischen Trieb verleiht.“


Nach dem Essen. Es giebt ein Sprichwort, das lautet:

„Nach dem Essen mußt du steh’n
Oder tausend Schritte geh’n.“

Das Sprichwort enthält im Gegensatz zu vielen anderen keine Volksweisheit, man hat es verbessert und sagt:

„Nach dem Essen sollst du ruh’n,
Eine Stunde gar nichts thun.“

Die Verdauung ist auch eine Arbeit und zwar für die Gesundheit eine gar wichtige; man muß darum dem Körper die Zeit zur Vollendung dieser Arbeit gönnen. Die Unterlassung dieser Lebensregel rächt sich namentlich bei der Jugend, bei der auf die richtige Ernährung soviel ankommt, und Eltern sollten darum dafür sorgen, daß die Kinder nicht unmittelbar nach dem Essen zur Schule gehen oder zu arbeiten anfangen.

Was soll man nun nach dem Essen thun? In erster Linie wird ein Mittagsschläfchen empfohlen. Dieses ist gut, aber nicht für alle. Blasse, magere und schwächliche Personen, sowie ältere Leute werden durch dasselbe gestärkt. Wohlbeleibte sollten es vermeiden und Leute, die in der Blüthe ihrer Kraft stehen, brauchen es sich nicht anzugewöhnen. Sie können die Zeit der Mittagsruhe mit einer harmlosen Unterhaltung bei einer Tasse Kaffee, mit der Lektüre einer Zeitung u. dergl. ausfüllen. Um die Verdauung zu befördern, sollte man kurz nach dem Essen ein Glas reines Brunnenwasser trinken, da dadurch die genossenen Speisen verdünnt werden und die mechanische Arbeit dem Magen erleichtert wird. Wichtig ist aber auch die Stellung des Körpers nach dem Essen. Sitzt man vorgebeugt, so drückt man den Magen und hindert die Bewegungen der Verdauungsorgane. Man sollte darum möglichst zurückgelehnt sitzen. Die beste Lage des Körpers für die Zeit der Mittagsruhe ist ohne Zweifel das Liegen, welches nur gewisse Kranke zu vermeiden haben.

Solche Lebensregeln erscheinen auf den ersten Blick kleinlich, aber viele kleine Ursachen rufen große Wirkungen hervor und viele üble Gewohnheiten, die scheinbar geringfügig sind, können im Laufe der Jahre die Gesundheit schädigen. Wir geben Geld aus, um gute Nahrung zu erlangen, wir müssen aber auch dafür sorgen, daß diese gut verdaut wird und dem Körper Nutzen bringt. Die Frage der Mittagspause ist darum wichtig, die Ruhezeit wird jedem Arbeiter gegönnt; es liegt nur an uns, sie richtig auszunützen. *

Auflösung der Skataufgabe auf S. 532:

Es ist zu unterscheiden, ob der Spieler in Vorhand, oder ob er in Mittel- oder Hinterhand sitzt. In Vorhand würde er unzweifelhaft sW wählen und Eichelsolo Schwarz ansagen (9 × 12 = 108). Sitzt aber der Spieler in Mittel- oder Hinterhand, so ist zwar Eichelsolo Schneider angesagt mit sW unverlierbar, es kostet aber nur 7 × 12 = 84, und deshalb wird sich der Spieler nicht sW, sondern eD wählen, weil er dann Grand-Schneider ansagen kann, was 6 × 16 = 96 kostet und unverlierbar ist, da die Gegner, wie die Berechnung ergiebt, höchstens 30 Augen bekommen können. Hätte Spieler den sW gewählt und Grand angesagt, so könnte er sogar in Vorhand das Spiel verlieren, da z. B. bei folgender Kartenvertheilung:

I. Gegner: eD, eK, eO, gO, g9, g8, g7, rK, r7 s7,
II. Gegner: rD, rZ, rO, r9, sD, sZ, sK, sO, s9, s8

die Gegner 60 Augen hereinbekommen.




Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Alte Kunstfreundin in W. . .r. Wir vermögen doch nicht in Ihre Klagen einzustimmen: Malvorlagen für junge Damen giebt es in großer Zahl und auch in guter Ausführung. Dem ersten Wunsche Ihrer Tochter, „die ewige, unvergleichliche Schönheit des Meeres und den idyllischen Reiz mondumleuchteter Landschaften an See und Meer“ in Aquarellen wiederzugeben, kommen „Vier Uferbilder“ entgegen, welche jüngst im Verlage von Willner und Pick in Teplitz i. B. erschienen und als gute Vorlagen zu benutzen sind. Sehr ansprechend ausgeführt sind auch vier Blatt Alpenblumen mit entsprechender Gebirgslandschaft, welche unter dem Titel „Edelweiß“ im gleichen Verlage herauskamen. Und ist Ihr Fräulein Tochter im Figurenzeichnen etwas gewandt, so wird sie an den hübschen Amorettenpaaren, die Professor Woldemar Friedrich unter dem Titel „Die Jahreszeiten“ (ebenda) bietet, gewiß Freude haben.

Georg P. in D. Ihre Mittheilungen über Eiche und Galläpfel waren uns interessant, wenn sie auch nicht gerade Neues enthalten. Schon in dem 1586 erschienenen berühmten Kräuterbuche von Pet. Andr. Matthiolus, von welchem Werke noch im vorigen Jahrhundert verschiedene Auflagen erschienen, wird den auf der Eiche gewachsenen Galläpfeln die Gabe der Wahrsagung zugeschrieben. Es heißt dort: „Die größeren Galläpfel haben diese Eigenschaft, daß sie jährlich deuten oder anzeigen, ob dasselb Jar fruchtbar oder unfruchtbar, ob sich Krieg empören oder die Pestilenz regieren werde. Im Jenner oder Hornung nimb ein neuen ganzen unversehrten Gallapfel, der nicht löcherig sei, brich ihn mitten entzwei, so findestu darinnen eines unter den dreien Dingen: nemlich eine Fliege, Würmle oder Spinnen. Die Fliege bedeutet Krieg, das Würmle Theuerung, die Spinne ein Sterbslauf.“

A. V. in S. Wir können Ihnen nicht rathen, ohne Anordnung eines Arztes Ihrem Sohne ein Korsett zum Tragen zu geben. Führen Sie ihn gefl. zu einem Arzte, damit dieser sein Rückgrat untersucht. Und ist dieses gesund, so ist einzig und allein Marschiren, Turnen, Schwimmen etc. am Platz, nicht aber ein Korsett. Was weiter den Schutz gegen „Unmäßigkeit im Trinken“ anlangt, so können wir uns der wohlgemeinten Bemerkung nicht enthalten, daß dagegen eine ernstliche Zucht allein wirksam ist; ein Junge von 16 Jahren, und wenn er auch der beste Schüler ist, hat „Unmäßigkeit im Trinken in regelmäßigen Kommersen“ entschieden zu vermeiden.

E. W. Steiermark. So alt die Sage vom „Tischrücken“ ist, ein über alle Zweifel erhabener und wissenschaftlich beglaubigter Fall ist bis heute nicht nachgewiesen worden.

A. M. in Landau. Die fragliche Abbildung ist nicht in der „Gartenlaube“ erschienen; vielleicht liegt eine Verwechselung mit einem anderen illustrirten Blatte vor. Der „blaue Brief“ ist auch unseres Wissens in der Regel verblümter Ausdruck für den Abschied, nicht für Beförderung.

A. S. in Gnesen. Besten Dank für Ihren Vorschlag! Aber jeder gute Buchbinder wird die doppelseitigen Bilder mit solchem Falz einheften, um sie zu schonen.



Inhalt: Sicilische Rache. Ein Kulturbild aus den vierziger Jahren von A. Schneegans (Fortsetzung). S. 629. – Des Herbstes Erstlinge. Illustration. S. 629. – Wandlungen der Sprache. Von Dr. Söhns. S. 635. – Vom höchsten deutschen Berge. Land und Leute am Kilimandscharo. Von C. Falkenhorst. S. 637. Mit Abbildungen von R. Püttner und A. v. Roeßler. S. 637, 639 und 640. – Gold-Aninia. Eine Erzählung aus dem Engadin. Von Ernst Pasqué (Fortsetzung). S. 640. – Das erste Examen. Illustration. S. 641. – Oeffentliche Desinfektionsanstalten. S. 645. Mit Abbildungen S. 645 und 646. – Blätter und Blüthen: Mark an der ungarisch-rumänischen Grenze. Von F. Schifkorn. S. 647. Mit Abbildung S. 632 und 633. – Die Zimmerpflanzen im September. S. 647. – Eine neue Dichtung von Rudolf Baumbach. S. 648. – Nach dem Essen. S. 648. – Auflösung der Skataufgabe auf S. 532. S. 648. Kleiner Briefkasten. S. 648.


Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das dritte Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift. Wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.

Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen Reichspostamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig).

manicula Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf., 3 Nummern 85 Pf.). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 648. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_648.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)