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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

machte, zuerst bei dem Garibaldi-Regiment und später bei einem anderen Regiment stehend, den amerikanischen Krieg mit, wurde in der Schlacht in der Wilderneß in Virginien verwundet und hierauf behufs Amputation des linken Armes in das Feldhospital der 1. Division des 2. Armeecorps aufgenommen. Da bis jetzt über das spätere Schicksal des Verwundeten jede Nachricht fehlt, so wäre für jede hierauf bezügliche Mittheilung der Bruder des Verschollenen sehr dankbar.

193) Vor dem Jahre 1885 hat der Tischlergeselle Wilhelm Alexander August Kleist, geb. 1. März 1864 zu Storkow, Kreis Neustettin, den Ort Bublitz in Pommern verlassen. Er arbeitete in Stettin, Friedrichsort bei Kiel und zuletzt, etwa im August 1886, in Hamburg, von wo aus er sich wieder nach Stettin gewandt haben soll; daselbst aber ist er bis heute nicht eingetroffen. Seine Mutter ist seit dem Jahre 1886 gänzlich ohne Nachricht von ihm geblieben.

194) Am Palmsonntag des Jahres 1887 ist der Fabrikinvalide Johann Hoppe, geb. am 23. Sept. 1856 zu Hoerde, von Hause weggegangen und seitdem spurlos verschwunden. Hoppe war kränklich, „knibbelte“ (!) mit den Augen, ging etwas schief und nach vorn übergebeugt, so daß er leicht erkenntlich ist. Der Vater des Verschollenen ist verstorben und die alleinstehende Mutter sehnt sich nach ihrem einzigen Kinde.

195) Der Maler Hermann Albert Wilhelm Hanck, geb. zu Teterow in Mecklenburg am 25. Febr. 1860, arbeitete in Lennep, bis er zu Anfang des Jahres 1880 von dort über Holland nach England reiste. Seitdem ist Hanck, welcher von seiner Schwester gesucht wird, verschollen.

196) Am zweiten Weihnachtsfeiertage des Jahres 1886 ging der Bierbrauer Karl Otto Louis Donner, geb. in Dünaburg (Rußland) am 1. Mai 1868, von Berlin weg, wo er im „Böhmischen Brauhaus“ angestellt war, und wird seitdem vermißt.

197) Eine hochbetagte Mutter sucht ihren Sohn August Friedrich Wilhelm Wendhausen, geb. 22. Mai 1855 zu Erxleben, Kr. Neuhaldensleben. Derselbe war Brennereiverwalter und schrieb noch am 6. Sept. 1885 aus Hamburg, daß er von London aus nach Potschefstroom in der südafrikan. Transvaal-Republik fahren wolle, um dort eine Stellung anzunehmen. Seitdem ist jede Nachricht von Wendhausen ausgeblieben.

198) Die Walzmeister Gebrüder Lehberget, Georg, geb. zu Dortmund im Jahre 1858, und Friedrich, geb. zu Witten 1860, sollen behördlichen Angaben zufolge, im Mai 1884 von Oberhausen, Rgbz. Düsseldorf, aus nach Amerika verzogen sein. Alle näheren Angaben über den Verbleib der Brüder fehlen.

199) Am 27. März 1886 begab sich der Metzger Josef Weih, geb. zu Pressath in der bayer. Oberpfalz am 17. Sept. 1860, von München aus nach Italien und schrieb noch einmal unterm 3. April desselben Jahres von Venedig (Hotel „Union“) an seine Eltern, daß er nach Verona und Rom fahren und sodann eine Seereise unternehmen wolle. Seitdem hat Weih nichts mehr von sich hören lassen. Der Vermißte ist von schlankem Körperbau, gutem Aussehen und hat blonde Haare.

200) Der am 20. Juli 1865 zu Greifswald geborene Johannes Burmester ist verschollen. Er nahm, am 15. Juli 1888 eine Stellung als Kaufmann in Wittenberg an, welche er aber Anfang August wieder verließ. Am 14. Novemb. 1888 schrieb er aus Nürnberg an seine Mutter; ein Brief, den die letztere daraufhin an ihren Sohn abgehen ließ, blieb unbeantwortet. Burmester soll sich in Nürnberg nur kurze Zeit aufgehalten haben.

201) Der Fleischergeselle Ernst Paul Winter, geb. am 9. Juli 1861 zu Panitzsch bei Taucha, Kr. Leipzig, wird seit 26. März 1885 vermißt.

202) Ein Vater sucht seinen Sohn, den Matrosen Philipp August Karl Christian Blanck, der am 17. Oktob. 1854 zu Wildberg bei Treptow am Toll geboren ist. Blanck ging 1870 mit einem deutschen Schiffe nach London und von dort mit dem engl. Schiffe „Waterloo“ nach Brasilien. In Rio de Janeiro hat er Mitte August 1871 das Schiff verlassen und ist seitdem verschwunden.

203) Am 9. Februar 1884 hat Charles William Janson, geb. zu Glasgow in Schottland, Aachen, wo er eine Reitbahn hatte, verlassen und ist seit der Zeit verschollen. Janson ist etwa 41 Jahre alt.

204) Von seinem Vater wird gesucht Heinrich Johannes Blancke, geb. zu Bordesholm am 9. April 1858. Er hat zuletzt am 1. Juni 1884 von Auckland (Neuseeland) Nachricht gegeben, wo er sich damals als Steuermann aufhielt. Blancke beabsichtigte, baldigst nach Amerika zu fahren. Ein für ihn bestimmter an die Adresse des Shipchandler Mackenzie in Auckland gerichteter Brief blieb unbeantwortet und auch alle sonstigen Nachforschungen nach Blancke waren erfolglos.

205) Paul Gebauer, genannt Georg Smith, geb. zu Neidenburg in Ostpreußen am 31. August 1849, war nach seinem letzten Brief vom November 1873 aus Triest Untersteuermann auf der amerikan. Brigg „L. C. Madeira“ (Kapitän Moslander), mit welchem Schiffe er zu Anfang des Jahres 1874 in Philadelphia auch angelangt ist. Er hatte die Absicht, den Seedienst zu verlassen und sich in Amerika anzusiedeln, wozu er sich in Boston mit einem Freunde treffen wollte, der ihm die Gelder für ein in Australien verkauftes Stück Land, von dem Gebauer Mitbesitzer war, überbringen sollte. Seit seiner Ankunft in Philadelphia ist Gebauer verschwunden.

Feldhühner vor dem Hunde „aufstehend“. (Zu dem Bilde Seite 649.) September, du Wonnemonat für den Jäger, heißersehnte Zeit der Hühnerjagd!

Dash, dein Setter (englischer langhaariger Vorstehhund), stürmt suchend in Zickzacklinien vor dir her über die Heide; alles ist Leben an ihm. Die Lust am Jagen, die dich beseelt, beherrscht auch ihn. Du brauchst ihn nicht anzufeuern, sein Jagdeifer treibt ihn vorwärts und mit hoher Nase Wind nehmend, fliegt er über das buschige Heidegras. Aber plötzlich, als wäre ein Blitzstrahl dicht vor ihm in die Erde gefahren, wirft er den Kopf zur Seite, und starr und unbeweglich wie ein Steinbild verzaubert steht der brave Hund, den einen Vorderlauf in die Höhe gezogen, hinten etwas gedrückt und die Ruthe schräg nach oben zeigend – er hat Hühner in der Nase und „steht vor“.

Langsam gehst du mit schußbereiter Flinte näher. Da streicht zwanzig Schritt vor dem Hunde, zu weit von dir, als daß es zum Schuß reichte, ein Huhn auf. Dash hat sich niedergesetzt und starrt unverwandt in die Ferne. Vom Geräusch, welches das aufstiebende Huhn verursacht hat, wird ein Hase hoch und hoppelt unmittelbar vor dem Hunde vorüber, der jetzt platt an der Erde liegt, den Kopf hoch, die Nase weit vorgestreckt in der Richtung, woher der süße Zauber strömt, welcher sein ganzes Wesen gefangen hält – den Hasen beachtet er gar nicht. Du bist jetzt neben deinem fermen Liebling. Mit steifen Läufen, ohne sonst auch nur eine Muskel zu bewegen, hebt er sich langsam hoch. „Vorwärts!“ rufst du ihm leise zu. Bedächtig „avancirt“ der Hund in der Richtung, woher die verführerische Witterung kommt – Schritt vor Schritt. Wie vorsichtig setzt er die Läufe nieder, daß kein Geräusch die Hühner schrecke! – „Wahr’ dich!“ – Jetzt steht er wieder fest vor. Du trittst leise an ihn heran und klopfst ihm „liebelnd“ den Rücken: „So recht, mein Hund, vorwärts!“ Dash ist wie ein Erzbild unbeweglich. „Vorwärts, mein Hund!“ Nichts regt sich an ihm – doch – die Kiefer machen eine kauende Bewegung – er will die süße Witterung auch durch den Geschmack genießen. „Nieder!“ – Dash liegt am Boden. Du trittst vor den Hund und gehst langsam in der Richtung, wohin seine Nase zeigt – – erwartungsvoller Augenblick – – noch zwei Schritt – und – Tirrjik! kreck! kreck! kreck! paaf! Tirr! tirr! tirr! dems! – Da schreit’s und plustert’s und schwirrt’s vor dir auf – – eine starke Kette – links und rechts von dir und gerade aus – überall flattert’s in der Luft – dazwischen Knall und Pulverrauch.

Mechanisch werden die abgeschossenen Patronen aus der Flinte gezogen und neue hineingesteckt, während dein Auge der abstreichenden Kette folgt. Auf der Waldblöße sind die Hühner wieder „eingefallen“. Die geschossenen hängen am Galgen der Jagdtasche. Dash sucht noch einmal vorsichtig den Heidestrich ab, ob nicht noch ein einzelnes Stück liegen geblieben ist, dann stürmt er wieder mit hoher Nase in Bogenlinien suchend vor dir hin und her nach der Blöße zu. Bald hat er die Hühner von neuem gefunden, und fest vorstehend erwartet er seinen Herrn. Karl Brandt.     

Die Kaiser Wilhelm-Brücke in Berlin. (Zu dem Bilde S. 661). Mit jedem Jahr verschwindet ein Stück mehr vom alten Berlin und macht der neuen, in ungeahntem Glanze und nie erwarteter Größe emporstrebenden deutschen Kaiserstadt Platz. Die niedrigen Häuschen und schmalen Gassen, welche uns noch von den längst verrauschten Tagen der einstigen kurfürstlich brandenburgischen und dann der königlich preußischen Residenz erzählen, sie werden allmählich ganz vom Erdboden fortgewischt und an ihrer Stelle erheben sich alsbald stolze Miethspaläste und breite, luftige Straßen, in welchen Handel und Wandel erhöht ihre Schwingen regen.

Die einschneidendsten Veränderungen gingen mit der Königsstadt vor, die zu den ältesten Theilen Berlins gehört, begrenzt auf der einen Seite von der Spree; auf der andern von den rothleuchtenden Viadukten der Stadtbahn, deren Bau zuerst einen Keil in dieses Gewirr von winkligen Gäßchen und engen Plätzchen trieb und für Luft und Licht die Wege bahnte. Die erste Bresche war gelegt, eine zweite, weit größere sollte alsbald folgen. Zwischen dem aufblühenden Westen und dem betriebsamen Centrum der Stadt, aus dem weithin sichtbar als Wahrzeichen der Thurm des Rathhauses hervorragt, bildete bisher nur die Königsstraße die einzige unmittelbare Verbindung, und der Verkehr in derselben hatte nach und nach geradezu gefahrdrohende Ausdehnung angenommen. Es war dringend nöthig, diesen Straßenzug zu entlasten, und zur Anlegung einer Parallelstraße wurde im Sommer 1884 eine Aktiengesellschaft gegründet, welche zur Verwirklichung ihrer weitgehenden Pläne von der Stadt namhafte Unterstützungen erhielt. Mit staunenswerther Thatkraft wurde ans Werk gegangen, und was niemand für möglich gehalten hatte, gelang: bereits nach vier Jahren konnte die Kaiser Wilhelm-Straße eröffnet werden, und ihre herrlichen, groß angelegten Bauten erhoben dort kühn ihre Kuppeln und Zinnen, wo sich noch vor kurzer Zeit einer der übelberufensten Theile Berlins ausgedehnt hatte.

Die neue glanzvolle Straße, gewissermaßen eine Fortsetzung der Linden, bedurfte aber auch einer würdigen Ueberbrückung der Spree, da selbstverständlich die bis dahin dort befindliche schmale hölzerne Kavalierbrücke, welche außerdem nur für Fußgänger bestimmt war, nicht mehr genügte. Dem Magistrat lag die Erbauung dieser Kaiser Wilhelm-Brücke ob, und schon die sofortige Bewilligung einer Summe von 11/2 Millionen Mark bewies, daß Berlin um ein ebenso vornehmes wie gewaltiges Bauwerk, um ein ebenbürtiges Gegenstück zur Kurfürstenbrücke bereichert werden sollte. Nach den Plänen des Ingenieurs Jaffé wurde der Bau schnell gefördert; während sich hier nun Tag für Tag beim schrillen Ton der Dampfpfeifen und dem dröhnenden Schlag der Hebewerke riesenhafte Maschinen in Bewegung setzten, um die ungeheuren Grundmauern im Flußbett zu legen, waren unterdessen an andern Orten kunstgeübte Hände zur Ausschmückung der neuen Brücke unermüdlich thätig.

Die ganze Anlage der Brücke ist einfach, aber dabei gefällig und zweckentsprechend. Während sich an beiden Uferseiten je ein kleinerer Bogen befindet, spannt sich der mittlere so hoch über den Wasserspiegel, daß selbst bei dem höchsten Stande desselben Kähne ungehindert durchfahren können. Der Unterbau der Brücke besteht aus Sandsteinquadern, zur weitern Ausführung wurde Odenwalder Granit gewählt, und aus schwarzgrauem, geschliffenem und polirtem Granit sind auch die Brüstungen gefertigt, die überaus geschmackvoll wirken und aus dem spröden Stoffe mit großer Meisterschaft hergestellt worden sind. Die künstlerische Ausschmückung der Brücke war in die Hände Professor Luerssens gelegt, der sich mit Hingebung und Eifer dieser schwierigen Aufgabe widmete und sie auch trefflich löste.

Von der zuerst geplanten Aufstellung eines Reiterstandbildes Kaiser Wilhelms – als eines Gegenstücks zum Denkmal des Großen Kurfürsten – hatte man aus verschiedenen Gründen Abstand genommen und dafür die Aufstellung von Trophäenobelisken nach den Entwürfen Professor Luerssens beschlossen. Vier derartige Obelisken erheben sich an den Brüstungen;

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