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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

Einzug der Kaiserin in Flensburg.       Empfang im Schloß Gravenstein.

zum ersten Male die Stätten betreten werde, wo ihre Ahnen geherrscht und gewirkt haben, da regten sich Wochen und Monate vorher geschäftige Hände zu einem würdigen Empfange des jungen Landesherrn und seiner Gemahlin, der Tochter des Landes.

Vorher aber, am 3. September, ward als Einleitung zu den Flensburger Manövern im Kieler Hafen eine Flottenparade abgehalten, wie sie in deutschen Gewässern, was die Größe und Anzahl der Kriegsschiffe betrifft, bisher noch nicht erlebt worden war. Mit dem deutschen Geschwader hatte sich das aus drei Kriegsfahrzeugen bestehende österreichische Geschwader vereinigt. Unser großes Bild S. 680 u. 681 veranschaulicht die Paradestellung dieser imposanten Flotte. Voran die Jacht „Hohenzollern“, neben ihr die „Grille“, die frühere Kaiserjacht, auf welcher sich jetzt das Hauptquartier des kommandirenden Admirals befindet. Nun folgen die mächtigen, schmucken österreichischen Kriegsschiffe „Kaiser Franz Joseph I.“, „Kronprinzessin Stephanie“ und der Aviso „Tiger“, ihnen schließt sich die Kreuzerkorvette „Irene“ an mit dem Prinzen Heinrich als Kommandant an Bord. Dann kommt das Schulgeschwader, daneben in gleicher Linie das Manövergeschwader, vor letzterem das Kadettenschulschiff „Niobe“ und die Schiffsjungenschulschiffe „Rover“, „Luise“ und „Ariadne“, deren Zöglinge jetzt zum ersten Male vor ihrem Kaiser in Parade standen; hinter dem Schulgeschwader lag die Torpedoflottille.

Gegen acht Uhr früh salutirte die ganze Flotte die vom Großmast der „Hohenzollern“ wehende Kaiserstandarte, und gegen neun Uhr verließ der Kaiser die „Hohenzollern“, um auf der Stationsjacht die Schiffe der vereinigten Geschwader zu umfahren. Den Augenblick, in welchem er das österreichische Panzerschiff „Kaiser Franz Joseph I.“ passirt, hat der Zeichner unseres Bildes festgehalten.

Ein herrlicher klarer Tag begünstigte dieses großartige, glänzende Schauspiel, zu welchem Tausende von Fremden nach Kiel zusammengeströmt waren.

Nachmittags verließ die gesamte Flotte, welcher die „Hohenzollern“ mit dem Kaiser an Bord voraussegelte, den Kieler Hafen, um nach Flensburg zu fahren.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Leipzig: Ernst Keil, 1890, Seite 689. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_689.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)