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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

Und dies ist im Grunde selbstverständlich, denn alles was ist, muß sein Dasein durch die Wirkung bekunden, und zwar durch die aktive, die es ausübt, und die passive, die es empfängt; beides bedingt sich, und ein Ding, das nicht wirkt, ist nicht. Wenn wir nun diese „Wirklichkeit“ untersuchen, um zu sehen, was all den verschiedenen Formen der ursprünglichen Weltenergie gemeinsam ist, so finden wir die Bewegung. Jede Wirkung läßt sich auf Bewegung zurückführen, ohne Bewegung ist jede Wirkung unmöglich; denn Bewegung nennen wir die Thätigkeit der Materie, wodurch sich die Theile derselben einander nähern oder von einander entfernen – was sich gegenseitig bedingt – und so zu besondern Körpern sich abscheiden und verbinden. Jede Wirkung aber ist Umwandlung, und jede Umwandlung wird, indem sie fortgesetzt Arbeit auf Arbeit häuft, nothwendig Entwickelung, d. h. eine von unvollkommeneren zu vollkommeneren Bildungen fortschreitende Umwandlung.

Entwurf zum Denkmal für Robert Mayer in Heilbronn.
Unter Mitwirkung von Ludwig Pfau ausgeführt von Professor Rümann in München und den Architekten Eisenlohr und Weigle in Suttgart.

Nun ist aber des weiteren die Bewegung naturgemäß eine zweifache: sie kann innerlich, zwischen den einzelnen Theilen eines zusammenhängenden Körpers, oder äußerlich, zwischen verschiedenen, räumlich getrennten Körpern vor sich gehen und sich sowohl als Bewegung der Atome wie als Gravitation der Weltkörper kundgeben. Die äußerliche Bewegung heißen wir Schwere, und die innerliche – mit den verwandten Erscheinungen des Lichts, der Elektricität und des Magnetismus – heißen wir Wärme. Die Verwandtschaft der beiden Bewegungsformen geht schon daraus hervor, daß es sich bei der Schwere um ein Anziehen und Abstoßen, bei der Wärme um ein Ausdehnen und Einschrumpfen handelt, was im Grunde derselbe Prozeß ist, nur daß die Wärme sich mehr qualitativer und chemischer, die Schwere sich mehr quantitativer und mechanischer Natur erweist, und bei ersterer der ausdehnende, bei letzterer der zusammenziehende Faktor der vorwiegende ist.

Auf der Wechselwirkung dieser beiden Gegensätze beruht die ganze Weltexistenz; denn ohne Abstoßung müßte alle Materie auf einen Klumpen

zusammenstürzen, und ohne Anziehung müßte sie sich im Unendlichen auflösen. Mit ändern Worten: die Energie müßte sich erschöpfen, wenn sie sich durch den Uebergang der Bewegung von der einen Form in die andere nicht immer wieder herstellen könnte. Der Meteorstein z. B., der auf die Erde gefallen ist, hat, obschon er sich nicht mehr weiter bewegen kann, seine Schwere nicht verloren, denn die Erde ist um sein Gewicht schwerer geworden; aber gleichwohl ist dieses nun als Einzelwirkung gleich null, weil es von der Erde absorbirt wurde. Um die Schwere des Steins wieder wirksam zu machen, muß man ihn heben und fallen lassen. Diese Hebung aber, die wir mit Menschen- oder Pferdekraft oder auch vermittels

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_249.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)