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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

Nr. 33.   1891.
Die Gartenlaube.


Illustriertes Familienblatt.Begründet von Ernst Keil 1853.

In Wochen-Nummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pf. In Halbheften: jährlich 28 Halbhefte à 25 Pf. In Heften: jährlich 14 Hefte à 50 Pf.





Noch klingt’s im Föhrengrunde.

Im dunklen Föhrengrunde,
Als laut die Drossel sang,
Vernahm ich süße Kunde
Wie Kirchenglockenklang.

5
Da schwoll mein Herz in heller Lust,

Denn du lagst stumm an meiner Brust
Im dunklen Föhrengrunde,
Als laut die Drossel sang.

Nun sollt’, was ich gelitten,

10
Ewig vergessen sein;

Du warst in Waldesmitten
geworden einzig mein.
Der Wildbach stob, die Taube strich:
Mein Ohr vernahm: „Ich liebe dich!“ –

15
Nun sollt’, was ich gelitten,

Ewig vergessen sein. –

Wohl schwanden viele Jahre
Mit Lenz und Winternacht –
An meines Glückes Bahre

20
Hab’ treu ich dein gedacht.

Du wandelst fern auf stolzer Bahn,
Doch blieb mein Herz dir zugethan,
Ob schwanden viele Jahre
Mit Lenz und Winternacht.

25
Noch klingt im Föhrengrunde

Wie Kirchenglockenton.
Das Wort, das deinem Munde
Am Maientag entfloh'n.
Wenn du auch heute fremd und kalt –
Das du mich liebtest, weiß der Wald.
Noch klingt’s im Föhrengrunde
Wie Kirchenglockenton. –
 Karl Schäfer.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_549.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2023)