Seite:Die Gartenlaube (1891) 820.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

englischen, in der Umgegend der Elyseeischen Felder haust. Erst wer die Pariser Verhältnisse genau kennt, versteht die Naturtreue des Bildes voll zu würdigen, und an den bauschigen Aermelfalten der Damen erkennt er sogar, daß die Modelle unserem Maler erst vor kurzer Frist gesessen haben. Daß das junge Dämchen im Vordergrunde einen Reifen in der Hand tragen muß, versteht sich ganz von selbst; Frankreich ist ja das gelobte Land des anmuthigen Reifenspiels, und wenn man mir für jeden Reifen, der an einem einzigen sonnigen Tage über die feinen Kieswege des Tuilerien- und Luxembourggartens, sowie des Parc Monceau dahinrollt oder dort durch die Lüfte schwirrt, nur einen Louisd’or geben wollte, so wäre ich ein steinreicher Mann. E. v. J.     

Meyringen. Die schöne Schweiz wird gegenwärtig viel heimgesucht von öffentlichen Unglücksfällen. Kaum ist der Schrecken von Mönchenstein und Zollikofen verwunden, da durchläuft eine neue Hiobsbotschaft die Welt – Meyringen, das schöne, stattliche Dorf im Berner Oberland, ist ein Raub der Flammen geworden.

Jener 25. Oktober, welch ein fürchterlicher Sonntag für die unglücklichen Bewohner! In wenigen Stunden ist ihre erst seit zwölf Jahren aus rauchenden Trümmern neu erstandene Heimath abermals ein Opfer des verheerenden Elements geworden, trotzdem nach jenem ersten Brande im Jahre l879 viele Gebäude in Stein statt in Holz aufgeführt worden waren! Der rasende Föhn jagt die Flammen durch die Gassen, er trägt die glühenden Funken von Haus zu Haus, hinweg über den Alpbach, er verstreut sie über die weitesten Entfernungen, überall neue Feuerherde entzündend, und „hoffnungslos weicht der Mensch der Götterstärke“.

Meyringen nach dem Brande vom 25. Oktober 1891.
Nach einer Zeichnung von F. Voellmy.

Da ist jeder Versuch zur Rettung, zur Bändigung des entfesselten Elements vergeblich! Bald zeigt nur noch ein großes rauchendes Schuttmeer, von dürftigem Gemäuer durchzogen, wo einst das schmucke Meyringen gestanden, und nur ganz wenige Gebäude, darunter die Kirche, das Pfarrhaus, das Schulhaus und das Krankenhaus, das Haus des Regierungsstatthalters, das Gefängniß, die Gasthöfe zum „Wilden Mann“ und „Zum Hirschen“ sind erhalten geblieben; auch der Bahnhof steht noch.

Und nun vergleiche der Leser mit unseren heutigen Ansichten von der Unglücksstätte das freundliche Bildchen, welches wir in Nr. 32 des vorigen Jahrgangs gebracht haben! Meyringen vor und nach dem Brande! Welch eine jähe Wendung vom freundlichen Lichte zur düstern Nacht – und das alles das Werk eines einzigen Sonntagmorgens!



Inhalt: Ein Götzenbild. Roman von Marie Bernhard (12. Fortsetzung). S. 805. – Vor dem Hasen. Bild. S. 805. – Mädchen aus dem Wippthale in Tirol. Bild. S. 809. – Polizei und Verbrecherthum in der Reichshauptstadt. Von Paul Lindenberg. IV: S. 812. Mit Abbildungen auf S. 812, 813, 814, 815 u. 816. – Der höhere Standpunkt. Von E. Werner (2. Fortsetzung). S. 816. – Am Eingang in den Tuileriengarten. Bild. S. 817. – Blätter und Blüthen: Vor dem Hasen. Von Karl Brandt. S. 819. (Zu dem Bilde S. 805.) – Mädchen aus dem Wippthale. S. 819. (Zu dem Bilde S. 809.) – Am Eingang in den Tuileriengarten. S. 819. (Zu dem Bilde S. 817.) – Meyringen. Mit Abbildung. S. 820.



Weihnachtsnummer der „Gartenlaube“.

Unsere Abonnenten benachrichtigen wir hiemit davon, daß wir uns entschlossen haben, die übernächste Nummer (50) der „Gartenlaube“ in besonders reicher und festlicher Ausstattung als „Weihnachtsnummer“ auszugeben. Mit derselben erhalten unsere Leser zwei Extra-Kunst-Beilagen, nämlich die beiden vorzüglich ausgeführten Kunstblätter:

„Auf der Weihnachtsmesse“.0 Von L. Blume-Siebert, und
„Ein Heidenapostel verkündet den alten Deutschen das Weihnachtsevangelium“. Von A. Zick,
das erstere in glänzendem mehrfarbigem Buntdruck, das letztere in großem, doppelseitigem Format in Tondruck ausgeführt.

An Erzählungen u. a. enthält die Nummer: Weihnachten. Gedicht von J. Claus. Mit Illustration von Hermann Koch. – Wie ich Großmutter wurde. Eine Weihnachtsgeschichte von E. Wuttke-Biller. Mit Abbildungen von Peter Schnorr. – Am Kinderspieltisch unserer Voreltern. Von Hans Boesch. Mit Abbildungen von K. Zinn. – Mummenschanz der deutschen Weihnacht. Von Dr. Alexander Tille. Mit Abbildungen von Werner Zehme. – Weihnachtsgeplauder. Von Emil Peschkau. Mit Streubildern von E. Unger. – An Illustrationen: In der Weihnachts-Kindervorstellung. Von Heinrich Lefler. – Weihnachten im Forsthaus. Von L. Blume-Siebert. – Weihnachtsglocken. Von Erdmann Wagner. (Fortsetzung des Romans „Ein Götzenbild“ folgt in Nr. 51.)

Von dieser reichhaltigen Weihnachtsnummer, welche den Abonnenten der „Gartenlaube“ selbstverständlich kostenfrei zugeht, stellen wir denselben weitere Exemplare zum Verschenken gegen die geringe Nachzahlung von 25 Pfennig für eine Nummer zur Verfügung. Dieselben eignen sich in Anbetracht ihres anziehenden Inhalts und ihrer schönen künstlerischen Ausstattung als gewiß überall willkommene Beigaben zu Festgeschenken. Die Nummer erhält als Festgewand einen besonderen farbigen Umschlag.

Die meisten Buchhandlungen liefern auf Bestellung diese Weihnachtsnummer der „Gartenlaube“. Wo der Bezug auf Hindernisse stößt, wende man sich unter Beifügung des Betrags in Briefmarken (für eine Nummer 35 Pf., für 2 Nummern 70 Pf., 3 Nummern 95 Pf. incl. Porto) direkt an die Verlagshandlung der „Gartenlaube“

Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.     

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1891). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1891, Seite 820. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_820.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2023)