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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

In Wirklichkeit jedoch ist es als ein Glücksumstand zu betrachten, denn die Anschauungen der Aerzte gehen in vielen Fragen der praktischen Hygieine noch weit auseinander, und wenn man auf Grund derselben Verhaltungsmaßregeln für weite Schichten des Volkes aufstellen will, so muß man sich vor Einseitigkeit hüten und mit weitem Blicke die goldene Mitte einzuhalten wissen. Ernst Brücke war eine der Leuchten der medizinischen Wissenschaft und war somit mehr als irgend ein andrer befähigt, aus den vielen Errungenschaften der Neuzeit das herauszugreifen, was wirklich gut ist, und so bietet er auch in seinem volksthümlichen Buche den Eltern und Erziehern wirklich das Beste!

Auf dem Gebiet der Gesundheitspflege der Kinder gerathen zwei Ansichten ziemlich hart aneinander; die erste verficht die Interessen des Staates und will ein kräftiges und gesundes Geschlecht heranziehen; sie tritt aber dabei für Abhärtungsmaßregeln ein, welche von schwächeren Kindern nicht gut vertragen werden, und geräth dadurch mit der Ansicht der Eltern in Widerstreit, welche ihre schwächere Nachkommenschaft schützen möchten und nicht auf Kosten der Lebenswahrscheinlichkeit erziehen wollen. Ernst Brücke steht völlig auf der Seite der Eltern, und damit ist der hohe Werth seiner Belehrungen für das Haus genügend gekennzeichnet. Die Art aber, in welcher er, aus seinem reichen Wissensschatze schöpfend, die Fragen der Ernährung, der Abhärtung, der Wohnung, der Leibesübungen und der Behütung vor ansteckenden Krankheiten behandelt, machen das Buch zu einem Lehrbuch der Hygieine, in welchem die Eltern die besten Winke nicht nur für die Erziehung ihrer Kinder, sondern auch für ihre eigne Lebensführung erhalten.

Ein Werk Ernst Brückes bedarf keiner Empfehlung; der Zweck dieser Zeilen ist nur der, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, daß einer der Altmeister der medizinischen Forschung für sie das Werk: „Wie behütet man Leben und Gesundheit seiner Kinder?“ geschrieben hat. *     

Die Perlenfischerei in Sachsen. Eine Eigenthümlichkeit des Königreichs Sachsen, welche sich über zweieinhalb Jahrhunderte lang erhalten und auf die man einst einen sehr großen Werth gelegt hat, die königliche Perlenfischerei, wird allem Anschein nach bald ganz verschwinden, da die Ausbeute von Jahr zu Jahr geringer wird. Namentlich sind es die Weiße Elster in der Gegend von Bad Elster im Voigtlande bis zu dem Städtchen Elsterberg, sowie deren Nebenbäche, wie der Mühlhäuser Bach, der Görnitzbach und der Trieblerbach, welche Flußperlenmuscheln (Unio margaritifer) führen, in deren Gehäusen die kostbaren Perlen gefunden werden. Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß auch in dem durch die Industrie stark verunreinigten Wasser des Chemnitzflusses bei Chemnitz solche Schalthiere vorkommen. Die Perlenfischerei in Sachsen reicht bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts zurück und wurde vermuthlich zuerst von venezianischen Kaufleuten betrieben. Im Jahre 1621 wurde sie für landesherrliches Recht erklärt; Pflege und Fischerei waren seither einzig der Oelsnitzer Familie Schmerler übergeben, deren Ahne, Moritz Schmerler, zuerst den Kurfürst Johann Georg I. auf diesen Schatz auf merksam gemacht hatte und dafür mit einem Gehalt von 30 Gulden als Perlenfischer angestellt worden war. Die Glanzperiode der Perlenfischerei ist aber längst dahin.

Vor Zeiten, da die Perlen noch weit höher im Preise standen als jetzt und die Ausbeute eine reichere war, stellten die sächsischen Fürsten die Perlenfischerei noch über den Silberbergbau des Erzgebirges. Von 1811 bis 1836 betrug der Gesammtertrag 15393 Perlen, aus denen 130552/3 Thaler gelöst wurden; von 1837 bis 1846 fand man 1041 Perlen, 1865 noch 185, 1866 nur noch 143 Stück, und so nimmt die Zahl immer mehr ab. Das Jahr 1888 war das erste, in welchem die königliche Perlenfischerei nicht betrieben wurde. Im Jahre 1890 nahm man sie wieder auf, allein man fand im ganzen nur 71 Perlen, darunter 9 helle und 25 halbhelle, die übrigen waren verdorben oder Sandperlen. Die Perlenfischer schreiben den fortwährend starken Rückgang der Ausbeute dem Umstand zu, daß die Muscheln von den Fabriken zu leiden hätten. Auf einer sonst sehr ergiebigen Strecke sind 1890 sämmtliche Muscheln tot aufgefunden worden, so daß 4815 Stück ausgeschlachtet und an die Perlmutterfabriken des Voigtlandes verkauft werden mußten. So wird die alte Einrichtung vermuthlich bald ganz verschwinden, wenigstens hat dem Vernehmen nach das sächsische Ministerium des Innern vorläufig davon abgesehen, die Stelle des vor zwei Jahren mit Tode abgegangenen Perlenfischers wieder zu besetzen.



Auflösung des Quadraträthsels auf S. 164:

Die fettgedruckten Buchstaben ergeben den Namen:
„Friedrich Rückert.“


Auflösung der Schachaufgabe Nr. 2 auf S. 164:
1. L d 7 – e 8 S g 3 – e 4 † 1. ......... K d 5 – c4, c5
2. D h 7 – e 4: † K beliebig 2. D h 7 – c 7 † K beliebig
3. L e 8 – c 6 oder D d 4, c5 matt. 3. D c 7 – c 6, e 3 matt.
0
1. ........ S g 3 – e 2 (f 5) 1. ......... beliebig
2. D h 7 – f 5 (:) † K beliebig 2. D h 7 – d 7 † beliebig
3. D f 5 – e 5, b 5 matt. 3. D d 7 – d4, b 5, c 6 matt.


Auflösung der Skataufgabe Nr. 2 auf S. 164:

Im Skat lag: gW, sD. Die Sitzung war so:

Mittelhand: eZ, e9, e8, rK, r9, sK, sO, s9, s8, s7.
Hinterhand: rW, eD, gD, gZ, gK, gO, g9, g8, g7, r8

und nimmt das Spiel folgenden Verlauf:

1. eW, c8, rW.[1]
2. sW, cZ,[2] eD,
3. eK, e9, r8,
4. eO, s7, g7.
5. rD, r9, g8.
6. rZ, rK, g9.

wonach der Spieler, da sD im Skat liegt, auch die übrigen Stiche bekommt und mit Schwarz gewinnt.


  1. Um Trumpfdaus zu retten, falls gW in Mittelhand steht.
  2. Mittelhand hofft, daß Hinterhand den gW hat, und nimmt an, daß die Trumpfzehn ohnehin fallen müßte, falls der Spieler noch gW oder 3D besitzt.


Auflösung des Bilderräthsels: „Deutsche Kaiserkrone“ auf S. 164:

Werden statt der in der Kronenfelderfassung befindlichen Perlen, nach Maßgabe ihrer Anzahl von einer Pause zur andern, die untenbezeichneten einer gewissen Perlenzahl entsprechenden Lettern gesetzt, wobei mit dem Lesen von links unten in der Richtung des Pfeiles die ganze Einfassung entlang vorzugehen ist, so geben die gefundenen Lettern in dieser Reihenfolge die Worte: Kaiser Barbarossa.


Auflösung des Homonyms auf S. 164:0 Trommelfell.
Auflösung des Räthsels auf S. 164:0 Sparta, Tarasp.
Auflösung des Silbenräthsels auf S. 164:0 Geldkatze.
Auflösung des Logogriphs auf S. 164:0 Rubel – Rudel.
Auflösung des Scherzräthsels auf S. 164:0 Oberst.
Auflösung des Citatenräthsels auf S. 164:
In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne.
 Schiller, „Die Piccolomini“ II, 6.




[ Verlagswerbung Ernst Keil's Nachfolger für W. Heimburg's Schriften ]



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1892, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_196.jpg&oldid=- (Version vom 23.9.2020)