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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

Halbheft 11.   1892.
Die Gartenlaube.

Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Jahrgang 1892. Erscheint in Halbheften à 25 Pf. alle 12–14 Tage, in Heften à 50 Pf. alle 3–4 Wochen vom 1. Januar bis 31. Dezember.


Lenz und Liebe.

Wie flüssig Gold rinnt warmes Sonnenlicht
Ins junge Gras durch zartbelaubte Aeste,
Aus kleinen Kehlen künstlerisch und schlicht
Tio! Tio! ertönt's vom neuen Neste.

Der Westwind huscht verstohlen zu dem Teich,
Um seinen Spiegel schelmisch leicht zu kräuseln,
Es ist, als hörte man im Waldbereich
Das Frühlingslied der ew’gen Sehnsucht säuseln.

Ein Menschenstrom ergießt sich in die Au,
Zur Luft, zum Licht hin fluthet es in Scharen
Und blüthenduftig wandelt unterm Blau
Das lenzgeborne Glück von Liebespaaren.

O Lust des Lebens! Nicht ein eng Verließ,
Drin wir gefangen, ist dies Weltgetriebe,
Hier auf der Erde giebt's ein Paradies,
So lang noch Blüthen bringen Lenz und Liebe.

Max Hoffmann.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Leipzig: Ernst Keil, 1892, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_325.jpg&oldid=- (Version vom 24.2.2019)