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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)


Ansehen des Hauses Orleans, das in eine unheilvolle Solidarität verwickelt ist, aus welcher es um jeden Preis gezogen werden muß.“

Nach qualvollem Kampfe zwischen seiner Pflicht und den Rücksichten auf seine Familie ließ sich De la Huproye schließlich bestimmen, ein Entlassungsgesuch einzureichen, welches unter den für ihn ehrenvollsten Ausdrücken genehmigt ward. Sein Schwiegersohn, Theurier de Pommier, ward auf den Richterstuhl am Civiltribunal des Seine-Departements befördert. Die anderen Richter hatten zum Glück nicht den unbequemen Eigensinn des alten Starrkopfes, und so ging alles nach Wunsch.

Nun beachte man die rasche Erledigung des Falles! Am 4. Juni bringt der „Moniteur“ die Verabschiedung De la Huproyes und die Ernennung Theurier de Pommiers, am 10. Juni hat De la Huproye die ganze riesig umfangreiche Aktenmasse noch in Händen, dann erhält sie Persil, der sie an De la Huproyes Nachfolger, Brière-Valigny, übergiebt – und am 21. Juni schon ist geheime Sitzung, in welcher die Kammer entscheidet: „daß es nicht feststehe, daß der Tod des Prinzen Condé die Folge eines Verbrechens sei“. Gegen dieses Urtheil nun ergriff Maître Hennequin, der Vertreter des Prinzen Rohan, bereits am 24. Juni Berufung, und nunmehr zeigte es sich, daß aus den Akten ein wichtiger Theil verschwunden war, von unbekannt gebliebener Hand beseitigt. Am 22. Juli wurde dann des Prinzen Sache (Condés Mutter war eine Rohan-Soubise, der Klagesteller somit der nächste Anverwandte des Verstorbenen) vor der Kriminalkammer verhandelt und verworfen, „da der Rekurs-Ergreifende Civilpartei und als solche die Anklagekammer nicht anzurufen befugt sei.“ Es blieb also bei den Verfügungen des Testamentes.

Der schon erwähnte Almosenier des Prinzen von Condé, Abbé Pellier, hatte ein gründliches und ganz sachlich gehaltenes Buch: „Die Ermordung des letzten Condé erwiesen“ gegen die Baronin Fenchères und deren Advokaten veröffentlicht. Er wurde ohne weiteres seiner Stelle enthoben und ebenso die Maßregelung anderer mißliebig gewordener Personen vorgenommen. Auf die gefügigen Richter und Justizbeamten jedoch ergoß sich ein wahrer Gnadenregen von Auszeichnungen und Beförderungen. Dann wurde von des letzten Condé Hinterlassenschaft Besitz ergriffen in einer Weise, die mehr als bezeichnend war für die bereits bekannt gewordene „Sparsamkeit“ Louis Philipps; denn es blieben die wichtigsten Testamentsklauseln einfach unberücksichtigt, wenn dadurch „ökonomisiert“ werden konnte.

Nicht in Vincennes neben seinem unglücklichen Sohne wurde Condé bestattet, sondern in St. Denis; für Errichtung eines Erziehungshauses in Ecouen waren zwei Millionen ausgesetzt; diese stattliche Summe blieb so lange ihrer Bestimmung vorenthalten, bis die Beschwerden von seiten der Rohans so heftig wurden, daß man füglich nicht mehr darüber weggehen durfte. Die zahlreiche Dienerschaft Condés wurde alsbald verabschiedet, der bewegliche Nachlaß öffentlich an den Meistbietenden versteigert.

Die Fenchères, welche St. Leu erbte, das Schloß jedoch später niederreißen ließ, ist am 2. Januar 1841 in England an Halsbräune eines qualvollen Todes verstorben. Ihre Testamentsvollstrecker haben nie in Abrede gestellt, daß sie im Besitz eines Briefes gewesen sei, in welchem Louis Philipp ihr schrieb, sie müsse „um jeden Preis“ die Abreise des Prinzen verhindern. Dieser Brief mag sie vor dem Schafott bewahrt haben. Einige Zeit vor ihrem Tode wollte sie, um ihr Gewissen zu erleichtern, der Familie Orleans dieses Schriftstück, uuter Bedingungen natürlich, zurückgeben, doch brauchte man damals diese Dame nicht mehr zu fürchten, und so blieb ihr Anerbieten unbeachtet.

Heutzutage hat das düstere Geheimniß des Schlosses von St. Leu längst zu existieren aufgehört. Im vierten Bande seiner

Die Kolumbische Weltausstellung in Chicago.
Zeichnung von H. Nisle.
1. Ausstellung lebender Thiere. 2. Versammlungshalle. 3. Dampfsägewerk. 4. Forstausstellung. 5. Molkerei. 6. Kongreßräume. 7. Maschinenhalle. 8. u. 12. Landwirthschaftsgebäude.
9. Bahnhof. 10. Verwaltungsgebäude. 11. Großes Bassin. 13. Statue der Republik. 14. Bergbau. 15. Elektricität. 16. Verkehrsmittel. 17. Industriepalast. 18. Parkinsel. 19. Gartenbauhalle. 20. Fremdländische Dorf- und Stadt[??]pen. 21. Frauenpalast. 22. Kasino. 23. Gebäude der Bundesregierung. 24. Fischereiausstellung. 25. Gebäude des Staats Illinois. 26. Kunstpalast. 27. Parkraum für Sonderbauten fremder Staaten. 28. Marineausstellung. 29. Michigansee. 30. Lage der Stadt Chicago.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1892, Seite 560. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_560.jpg&oldid=- (Version vom 31.10.2022)