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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

gegebenen Wohnung in Hannover, Geibelstraße Nr. 20, IV, verzogen ist. Unser an sie gerichteter Brief kam als unbestellbar zurück.

Ebenso ist es gelungen, den Aufenthaltsort der verschollenen Ella Appel zu ermitteln. Aber auch dieses freudige Ergebniß unserer Nachforschungen vermochten wir dem Bruder derselben, Herrn Lackierer Louis Appel, noch nicht mitzutheilen, da er in Wehlheiden bei Kassel, von wo er uns schrieb, nicht aufgefunden werden konnte.

Im Anschluß an vorstehende Zeilen fordern wir Frau Reichenbach sowie Herrn Lackierer Louis Appel auf, uns ihre Wohnungen genau angeben zu wollen.

Zugleich mit der Veröffentlichung dieser erfreulichen Erfolge sprechen wir hierdurch allen denen unseren herzlichsten Dank aus, die uns bei Aufsuchen der Verschollenen durch Mittheilungen unterstützt haben, und bitten unsere Leser, auch in Zukunft der Vermißten-Liste, von der wir unten eine Fortsetzung bringen, ihre Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Wir hoffen, daß wir auf diese Weise noch so manchen Verlorengeglaubten wieder auffinden werden und in die Arme der Seinen zurückführen können.

(Fortsetzung der Vermißten-Liste aus Halbheft 8 dieses Jahrgangs.)

251) Am 28. April 1881 ging der Seemann Peter Christian Jagemann, geb. am 7. September 1860 zu Altona, mit dem Schiff „Olympia“ von Hamburg als Vollmatrose nach Hongkong und dann von dort mit einem englischen Fahrzeug nach Adelaide, wo er im Dezember 1881 ankam und im Jahre 1882 an der Eisenbahn arbeitete. Der letzte Brief des Vermißten gelangte von Adelaide im Sommer 1883 an den alten Vater Jagemanns.

252) Zu Ostern 1888, schrieb der am 9. September 1863 zu Roßleben geborene Fleischergeselle Wilhelm Karl Hense vom Drachenfels am Rhein das letzte Mal an seine Mutter. Hense hat als Soldat beim 72. Infanterieregiment gestanden.

253) Kellner Peter Huber, geb. zu Nordrach in Baden am 11. Sept. 1835, hat im Jahre 1861 Konstanz verlassen und ist seitdem verschollen.

254) Im Mai 1883 verließen die Stadt Kasan (Rußland), um Erwerb zu suchen, der Fleischer Johann Baumann, geb. am. 18. April 1829 zu Zell in Tirol, und die Söhne desselben, Johann Jakob Ferdinand, geb. am 30. Dez. 1868 zu Twer (Rußland), Zitherspieler, und Ferdinand Otto Hermann, geb. am 7. Aug. 1874 zu Moskau. Im Mai des folgenden Jahres schrieb der älteste der Söhne noch einmal aus Zarizyn an seine Mutter, und das ist bis heute die letzte Nachricht von den drei Verschollenen geblieben.

255) Der Arbeiter August Wilhelm Schröder, geb. am 18. März 1859 zu Schönlanke, Kreis Czarnikau (Posen), ist im Jahre 1882 in die Fremde gegangen und hat seiner numnehr betagten Mutter, die sich in Herzensangst um ihn verzehrt, schon längst kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Schröder hielt sich anfänglich in Berlin und der Schweiz auf und soll die Absicht gehabt haben, nach Amerika auszuwandern.

256) Der Bauer Johann Adam Grimm, geb. am 13. November 1827 zu Kochersteinsfeld (Württemberg), wanderte im Jahre 1834 nach Australien aus, von wo er noch 1856 schrieb. Seine Verwandten vermuthen, daß der Verschollene von Australien nach Californien übergesiedelt ist.

257) Robert Bernhard Herklotz, geb. am 21. Oktober 1863 oder 1864 zu Frankenberg in Sachsen, seines Zeichens Schlossergeselle, ging im Juni 1884 von Liverpool aus mit dem holländischen Schooner „Hebe“ nach Rio-Grande do Sul in Brasilien. Nach Angaben des Kapitäns der „Hebe“ hat sich der Verschollene mit zwei Deutschen nach der Colonie Laurentic begeben.

258) Unterm 23. Dezember 1889 hat sich der Brauer Moritz Albert Andreas, geb. am 2. Febr. 1872 zu Erbisdorf (Kr. Dresden), in Görlitz polizeilich abgemeldet, ohne anzugeben, wohin er sich wenden wollte. Vermuthlich hat sich Andreas auf die Wanderschaft begeben.

259) Im Jahre 1881 wanderte nach Amerika aus der Kaufmann Emil Saremba, geb. am 19. Dezember 1859 zu Mehlsack (Regbz. Königsberg i. Pr). Saremba schrieb im Herbste 1881 aus dem Staate Minnesota, verließ denselben aber später, um nach Brasilien oder Australien zu gehen.

260) Der Matrose Maximilian Friedrich Carl Mauckert, geb. am 7. Dezember 1870 zu Berlin, ging im April 1887 von Hamburg aus in See und verließ das Schiff in Demerara (Britisch-Guyana); seitdem ist jede Spur von ihm verloren.

261) Von Schwester und Bruder gesucht wird der Sattler und Tapezierer Leopold Oscar Franz Messow, der am 6. Februar 1835 zu Berlin geboren ist und sich noch im Jahre 1883 in Bromberg aufhielt.

262) Der Uhrmacher Karl Albert Emil Weller, geb. am 25. Juli 1848 zu Regenwalde in Pommern, verließ den 4. Juni 1873 heimlich seine Familie und schrieb zuletzt in der ersten Hälfte des Jahres 1881 von Pernambuco (Brasilien) aus; seitdem ist er verschollen.

263) Von ihrem siechen hilfsbedürftigen Bruder wird sehnlichst um Nachricht gebeten Ottilie Therese Stäude, welche am 9. Juni 1840 in Eythra bei Leipzig geboren ist. Die Gesuchte zog im Jahre 1862 nach Tiflis im Kaukasus und ließ noch 1870 aus Stawropol ebenda von sich hören.

264) Am 28. Februar 1881 verließ der damals 17jährige Mathias Wilhelm in Köln, mit einem Maskenanzug bekleidet, das Haus und ist seitdem verschollen. Signalement Wilhelms: blondes Haar, niedrige Stirn, graublaue Augen, spitze Nase, schmaler Mund, rundes Kinn, ovale Gesichtsbildung, bleiche Gesichtsfarbe und schlanke Gestalt. Die Kleidung bestand aus einer schwarzen Sammetjacke, Kniehose, weißen Strümpfen und Lederpantoffeln, die mit rothen Bändern befestigt waren; mit ebensolchen war auch der spitze Sammethut umschnürt.

265) Im November 1889 ging der Schlossergeselle Franz Carl Gottlieb Lange, geb. am 27. Jan. 1869 zu Breslau, in die Fremde; er schrieb noch im Dezember desselben Jahres von Berlin und Weißensee bei Berlin. Vom 27. Januar bis 27. Februar 1890 hat Lange, der herzleidend ist, Aufnahme im Krankenhaus zu Bautzen gefunden, seitdem aber ist seine tiefbekümmerte Mutter ohne jede Nachricht von ihm geblieben.

266) Ein anderes Mutterherz bangt um den Weber Rudolf Franz, geb. am 24. März 1870 zu Alt-Reichenau, Kr. Bolkenhain (Schlesien), welcher sich noch im August 1890 in Düren (Rheinland) aufgehalten hat. In Odenkirchen, wohin er sich polizeilich abgemeldet hat, ist er nicht aufzufinden gewesen.

267) Im Frühjahr 1877 verzog nach Rußland, um sich in Wilna niederzulassen, Frau Lina Laura Andrepp, geb. am 28. Dezember 1852 zu Burgstädt, mit Gatten und Sohn. Seit dieser Zeit sind die drei verschollen und konnten trotz eifrigster Nachforschungen nicht ermittelt werden.

268) Der Droschkenbesitzer Gottlieb Nowack, geboren im Jahre 1835 zu Cygan bei Bürgsdorf (Preuß.-Schlesien), ist seit Frühjahr 1873 aus seiner Wohnung in Breslau verschwunden, angeblich um nach Galizien zu reisen und dort Pferde einzukaufen.

269) Von seiner alten Mutter gesucht wird der Stuhlbauer Julius Oscar Riedel, geb. im Jahre 1856 zu Neudörfchen bei Mittweida (Sachsen). Im Jahre 1888 hielt sich der Gesuchte in Lübeck auf.

270) Gustav Holstein, geb. im Jahre 1850 zu Gerdauen (Regbz. Königsberg i. Pr.), Maurer und Musiker, diente Anfang der siebziger Jahre als Grenadier in Guben, woher auch das letzte Lebenszeichen stammt.

271) Von seiner Schwester wird schmerzlich vermißt der Bäcker Friedrich Schweisguth, der am 22. Juni 1840 zu Wiesbaden geboren wurde. Nach einem Briefe aus Marseille vom September des Jahres 1866 beabsichtigte er, nach Buenos Ayres zu gehen.

272) Von seinem Vater gesucht wird der Klempner Emil Paßmann, welcher den 28. April 1868 zu Issum bei Düsseldorf geboren wurde. Paßmann hielt sich im Jahre 1888 in Washington auf und soll später in Wilmington, Staat Delaware, gesehen worden sein.

273) Der Seemann Richard Ernst Carl Mahn, geb. zu Rostock i. Mecklbg. am 7. Febr. 1852, gab die letzte Nachricht im Jahre 1869 aus Liverpool. Seine Mutter sehnt sich nach einem Lebenszeichen von ihm.

274) Einer Schwester läßt die Sehnsucht nach ihrem Bruder keine Ruhe, nach dem Zimmermann Robert Linke, der am 2. Febr. 1840 zu Klein-Vorwerk, Regbz. Liegnitz, geboren wurde und noch im April 1875 sich in Berlin aufhielt.

275) Von seiner Frau wird gesucht der Arbeiter Josef Böhm, geb. zu Altheide, Kreis Glatz, am 11. Juli 1863, welcher am 20. Febr. 1887 von Hamburg fortgegangen ist.

276) „Eine tieftrauernde Witwe und Mutter stirbt noch vor Kummer über ihren verlorenen Sohn,“ so beginnt das an uns gerichtete Schreiben mit der Bitte um Nachforschung nach dem Drechsler und Pumpenmacher Christian Friedrich Claus, welcher am 19. März 1857 zu Trebur (Hessen) geboren wurde und seit dem 3. Aug. 1887, an welchem Tage er sich von Hause entfernt hat, verschollen ist.

277) Seit dem Mai des Jahres 1886 ist der Matrose Adolf Louis Jung, geb. am 15. Nov. 1863 zu Königsberg i. Pr., verschollen. Zu jener Zeit kam noch Nachricht von ihm aus Santjago in Chile. Im Jahre 1888 sollte er sich an Bord der englischen Barke „Croydon“ befinden, ein mit dieser Adresse durch die Vermittlung des englischen Konsuls in South-Carolina abgesandter Brief aber kam als unbestellbar zurück.

Paulus in Athen. (Zu dem Bilde S. 884 und 885.) Ein packendes Bild aus der Geschichte der Religionen, diese Scene auf dem Marktplatz zu Athen! Ringsum die Tempel und Bildsäulen der alten Götter, auf hohem Postament ernst und gebietend die Gestalt der Athene, von der die gewaltige Stadt Dasein und Namen herleitet, und mitten in dieser leuchtenden Welt der Schönheit der unerschrockene Mann, der in Worten voll glühender Begeisterung einen neuen Gott verkündigt, den großen „Unbekannten“, dem er beim Gange durch die Straßen einen Altar aufgerichtet gefunden hat. Ein bewegter Kreis von Zuhörern umgiebt den Redner, und ihre Haltung, ihre Züge spiegeln lebendig den Eindruck, den sie empfangen. In müßiger Neugier, in gehaltener Würde lauschen die einen; ein paar Philosophen sind in eifrige Auseinandersetzungen über das Gehörte gerathen und verstreuen achtlos die Papyrusrollen, in denen sie nach einem Für oder Wider suchen; andere aber sind gefesselt, hingerissen – aus ihren Augen bricht jenes schwärmerische Feuer, durch dessen Gluth die neue Lehre siegen sollte.

Bleigießen am Sylvesterabend. (Zu dem Bilde S. 877.) Ja, ja – man kann so ein Orakel wie das Bleigießen am Sylvesterabend auch dann um den „Zukünftigen“ befragen, wenn man über diesen längst nicht mehr im unklaren ist und die Gestalt, auf die das geschmolzene Blei im Wasser deuten soll, leibhaftig hinter einem steht. Und das hat zudem den Vortheil, daß man sich über die Unsicherheit und Vieldeutigkeit, die nun einmal leider auch wißbegierigen Mädchenherzen gegenüber alle Orakel auf sich haben, mit der glücklichen Gegenwart trösten kann. Auch ist am Ende so ein trauliches Viertelstündchen zu Zweien abseits von der lauten Gesellschaft nebenan noch entscheidender für die Zukunft als der ganze Zauberkram. Das denkt wohl auch der Vater der jungen Dame, der in fröhlichster Stimmung zu den beiden tritt, um ihnen Glück zum eben angebrochenen neuen Jahre zu wünschen und, wenigstens durch ein vielsagendes Schmunzeln, Glück auch zum – Einverständniß.

Seeadler und Hecht. (Zu dem Bilde S. 881.) Stille herrscht über der leicht gekräuselten See, leise nur schlägt die Woge an die Planken des Bootes und gemächlich kreisen die Seevögel über der Oberfläche des Wassers, nach einer leichten Beute spähend. Da – „Krau!, Kra – au! Krau!“ ertönt es plötzlich heiser hoch über unserem Haupte, und wie das Brüllen des Löwen in der Wildniß die Thiere erbeben macht, so stiebt hier die Vogelschar auseinander; ein Seeadler ist erschienen, und sein Auftreten bedeutet den Tod des Geschöpfes, das er sich zur Beute ersehen hat. Diesmal aber achtet der Gewaltige nicht auf die gefiederte Schar; in den Tiefen des Wassers hat er sich sein Opfer auserkoren. Mit furchtbarer Wucht stürzt er als Stoßtaucher in die Wellen – ein Augenblick,

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