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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893)

oder sie sind mit Wald überzogen; in die „Blotas“ herein ragen vom Ufer aus oft riesenhafte Sumpfgewächse, oder die Kanäle sind durch die dichten Laubkronen der Erlen und Eichen, Eschen und Ulmen förmlich eingedeckt. Die Uferhäuschen die stillen Mühlen, die Kanäle sind in eine laubgrüne Nacht eingebettet, und lautlos gleiten die Bauernkähne aneinander vorüber, als wollten sie dieses Stillleben nicht unterbrechen.

Im Winter aber, da geht’s im Spreewald lauter und lustiger her. Die Dörfer, die einzelnen Gehöfte, die im Sommer durch die Spreearme voneinander getrennt sind und den Verkehr unter sich nur durch Kähne vermitteln können, sind durch den Frost erst zu wirklichen Nachbarn geworden. Krystallene Brücken und Straßen sind entstanden, und mit einem Schlage entwickelt sich ein so frisches blühendes Winterleben, wie es sich vielleicht nur noch in Holland zeigen kann. Der flüchtige Schlittschuh tritt an die Stelle des beschwerlichen Bauernkahnes, die ganze Bevölkerung erscheint plötzlich beflügelt, wenn auch nur, wie Merkur, an den Füßen. Zwischen den Bauern und Bäuerinnen, die meist gradlinig auf rostigen Eisen dahingleiten und mit ihrer Fahrt irgend einen Zweck verbinden, winden sich Mitglieder der Berliner Eissportvereine in eleganten Bogen hindurch. Wir sehen den Sendboten der nächsten Postanstalt gleichfalls auf Schlittschuhen seines Amtes walten. Für die Jäger ist die Eisdecke auf den labyrinthischen Wasserläufen eine besonders willkommene Erscheinung; jetzt können Inseln jagdmäßig abgetrieben werden, auf denen sonst das Wild geschützt liegt durch brakige Moorgründe, oder der gefrorene Sumpfboden gestattet, das Wild aus seinen Verstecken aufzustöbern und auf die „Blotas“ herauszutreiben, wo es den Feuerrohren verfallen ist.

Höchst seltsam wirkt auf den Fremden ein Leichenbegängniß auf – Schlittschuhen. Wir sind gewohnt, Leidtragende ernst und gemessen einherschreiten zu sehen. Hier erblicken wir eine Reihe wehklagender Schlittschuhläufer in der flottesten rhythmischen Bewegung, die wir sonst nur bei frohen Anlässen beobachteten, und vor ihnen her wird über die weiße Eisfläche ein dunkler Sarg gezogen. Das wirkt befremdend, ja verblüffend. Der seltsame Zug eilt vorüber; die Majestät des Todes spricht auch hier ihre beredte Sprache und hinterläßt vielleicht einen tieferen Eindruck als altgewohnte Trauerbilder.

Th. G.


Die amerikanischen Kolumbus-Briefmarken. (Mit Abbildungen.) Die Vereinigten Staaten von Nordamerika feiern das Jubelfest der Entdeckung ihres Welttheils in der mannigfaltigsten Weise. Sie veranstalten nicht bloß in Chicago eine Weltausstellung, die an Großartigkeit alles Dagewesene übertreffen soll, sie haben zum Beginn dieses Festjahres auch neue Briefmarken in den Verkehr gebracht, deren bildlicher Schmuck durchweg der Verherrlichung des Kolumbus und seiner That gewidmet ist. Und zwar haben dabei in den meisten Fällen bekannte Kunstwerke zur Vorlage gedient. Die Ein-Cent-Marke ist nach einem Gemälde von William H. Powell gebildet und stellt Kolumbus dar in dem Augenblick, da er zuerst das Land in Sicht bekommt. Die Zwei-Cent-Marke zeigt Kolumbus’ Landung nach dem im Rundbau des Kapitols zu Washington befindlichen Gemälde von Vanderlyn. Auf der Drei-Cent-Marke erblickt man das Flaggenschiff des Kolumbus, die „Santa Maria“, auf der Vier-Cent-Marke seine ganze Flotte, beide nach spanischen Kupferstichen gefertigt. Die Fünf-Cent-Marke führt uns nach einem Bilde von Brozik in dem New-Yorker „Metropolitan Museum“ Kolumbus vor, wie er die Königin Isabella um Beistand bittet. Die drei folgenden Marken, zu sechs, zehn und fünfzehn Cent, schildern die Triumphe des Kolumbus nach seiner Rückkehr von der ersten Reise, den Empfang in Barcelona (Original: ein Relief an den Erzthüren des Kapitols zu Washington), die Vorstellung von Eingeborenen und den Bericht über seine Entdeckungen (vergl. unsere Wiedergabe dieses Bildes Jahrg. 1892, S. 193).

Die amerikanischen Kolumbus-Briefmarken.

In die Tage des Ringens führt uns zurück die Dreißig-Cent-Marke mit „Kolumbus in Rabida“; er setzt den Mönchen, die ihn barmherzig aufgenommen, seine Pläne auseinander. Die Fünfzig-Cent-Marke bildet Heatons Gemälde im Kapitol zu Washington ab, die Abberufung des in Ungnade gefallenen Helden. Die folgende Marke, zu einem Dollar, weist die Königin Isabella auf, wie sie ihre Juwelen verpfändet, die zu zwei Dollar zeigt Kolumbus in Ketten. Auf der Drei-Dollar-Marke wird er dargestellt, wie er seine dritte Reise beschreibt, die Vier-Dollar-Marke setzt die Bildnisse des Kolumbus und der Königin Isabella nebeneinander, die letzte endlich, im Werthe von fünf Dollar, trägt den Kopf des Kolumbus im Profil. Ueberall haben, wie gesagt, amerikanische, spanische oder andere Kunstwerke das Vorbild abgegeben. Die neuen Marken, die am 1. Januar d. J. dem Verkehr übergeben worden sind und mit dem 1. Januar 1894 außer Kurs treten, weisen eine außerordentlich scharfe und feine Zeichnung auf, auch darin würdig des festlichen Anlasses, dem sie ihre Entstehung verdanken.


Ein unentbehrliches Familienbuch, ein bewährter Rathgeber in gesunden Tagen und ein treuer Helfer in der Noth!

In dem unterzeichneten Verlage ist soeben vollständig erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:

Das Buch vom gesunden und kranken Menschen.

Von Professor Dr. Carl Ernst Bock.

Fünfzehnte, neu umgearbeitete Auflage. Herausgegeben von Dr. Max von Zimmermann.

Mit zahlreichen Abbildungen in Holzschnitt und mehreren Farbtafeln. Vollständig in einem Band. Preis elegant in Halbfranz gebunden 12 Mark.

In diesem berühmten Buche, welches für alle Zeiten ein unübertreffliches Muster klarer, leichtfaßlicher und im besten Sinne des Wortes volksthümlicher Darstellung bleiben wird, ist dem größeren Publikum ein Werk geboten, worin es eingehend über den Bau des menschlichen Körpers, die Verrichtungen seiner einzelnen Organe, sowie über den Gesundheits- und Krankheitszustand derselben unterrichtet und über eine vernünftige naturgemäße Pflege des Körpers im gesunden und kranken Zustande belehrt wird.

Die neue fünfzehnte Auflage ist von dem durch seine populär-medicinischen Arbeiten bekannten Herausgeber Dr. med. von Zimmermann, einem Schüler Bock’s, wiederum auf das Sorgfältigste durchgesehen und den Fortschritten der stetig und rastlos sich entwickelnden Wissenschaft entsprechend mit zahlreichen Zusätzen, Berichtigungen und Ergänzungen versehen worden.

Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893). Leipzig: Ernst Keil, 1893, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1893)_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)